Gaelen Foley - Knight 02
er. Auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen. Er riss mit einer Hand die Wagentür auf, stieg rückwärts ein und zog Caro nach sich. Stafford hieb auf das Vierergespann ein, und schon jagte die Kutsche die Strasse hinunter.
„Wohin?“ fragte Stafford.
„Richtung Osten, zum Fluss. Versuchen Sie, sie in der City abzuschütteln, und nehmen Sie dann den Ratcliffe Highway. Sie behaupten, ein guter Fahrer zu sein. Nun können Sie es beweisen.“
„In Ordnung“, erwiderte Stafford grimmig und wild ent- schlossen. Wieder ließ er die Peitsche über den Pferderücken knallen und fegte die Upper Brook Street hinunter. Sie über- querten den Grosvenor Square, überholten dabei rücksichts- los langsamere Fahrzeuge, so dass die Fußgänger nur so aus- einander stoben. Bardou schaute sich um. Unmittelbar hin- ter ihnen erblickte er Lucien Knight auf einem mächtigen Rappen, dahinter seine Männer. Bardou wusste, wie er sie aufhalten konnte. Mitten auf dem Grosvenor Square zielte er und schoss auf Lucien. Zwar verfehlte die Kugel ihr Ziel, aber der Schuss tat seine Wirkung: Knight und seine Männer fielen ein wenig zurück. Zwar konnte ein Schuss sie nicht abschrecken, aber auf einer belebten Straße wollten sie kei- ne Schießerei riskieren.
Ihr Vorsprung vergrößerte sich noch, als Stafford den Wa- gen scharf rechts in die Bond Street lenkte. Sie donnerten an Gigs, Karren und einer Postkutsche vorbei, immer die Hauptstraße des fashionablen Einkaufsviertels hinunter.
Bardous Herz raste vor Erregung, als er noch einmal hinaus- sah. Caro weinte, ihr Gesicht war aschgrau vor Furcht, und Schminke verschmierte ihr die Wangen. Sie klammerte sich am Lederriemen fest.
„Karl, was geht hier vor?“ heulte sie.
„Ich heiße Bardou, und du bist meine Geisel“, antwortete er kalt. „Dein Liebhaber hat mir meine Frau genommen. Jetzt nehme ich ihm seine Frau weg. Aber keine Angst, er wird kommen und dich retten, und dann wird er sterben.“
„Aber er ist nicht mein Liebhaber!“ rief sie, während die Kutsche um die nächste Ecke jagte.
Spöttisch verzog er den Mund.
„Es ist die Wahrheit! Ich bedeute ihm nichts!“
„Aber er verfolgt uns“, wandte er ein. Er blickte sich noch einmal um und grinste. „Weiter, Stafford. Sie machen Ihre Sache gut. Wir hängen sie ab.“
„Von Dannecker ... Bardou ... du musst mich gehen lassen. Du hast einen Fehler gemacht“, beharrte sie und wischte sich die Tränen ab. Dann stieß sie erneut einen spitzen Schrei aus, weil die Kutsche die Kurve zum Piccadilly nur auf zwei Rädern nahm, wieder auf den Boden krachte und in hohem Tempo weiterfuhr.
„Was für einen Fehler?“ knurrte er.
„Lucien Knight war nie in mich verliebt! Meine Schwäge- rin ist es, nach der er verrückt ist – Alice!“
„Was sagst du da?“ meinte er drohend und dachte an die blauäugige Rotblonde. Wie Lucien Knight war sie eine ele- gante, geheimnisvolle Kreatur. „Du hast mir erzählt, er hät- te sich so nach dir verzehrt, dass er dich sogar seinem Bru- der ausgespannt hat.“
„Nun ja, das habe ich behauptet, aber es stimmt nicht. Ali- ce hat ihn in Bann geschlagen, nicht ich. Sie war letzte Wo- che gar nicht krank, auch wenn wir das überall herumpo- saunt haben, sie war bei ihm. Sie ist seine Liebste, seine Ge- liebte. Ich habe sie nur gedeckt.“
Er verengte die Augen zu Schlitzen. „Du lügst.“
„Nein. Zuvor habe ich gelogen, das gebe ich zu. Ich wollte dich eifersüchtig machen und wollte nicht, dass du Notiz von ihr nimmst, nur von mir. Aber es ist die Wahrheit.“
„Du hast mich belogen?“ knurrte er, fassungslos, dass sie ihn an der Nase herumgeführt hatte. Sie hatte keinerlei Nut-
zen für ihn – er brauchte die kleine Rotblonde.
„Musste ich doch! Und jetzt lässt du mich gehen, ja? Du brauchst Alice.“
„Du verlogenes Miststück! Du hast mir die Zeit gestoh- len!“ Er schlug sie hart ins Gesicht.
Kreischend flog sie in die Polster zurück, während der Wa- gen schlingernd um eine Ecke bog. Doch er hatte sich noch nicht abreagiert, im Gegenteil. Er riss sie hoch und schlug sie noch einmal. „Na los, du Miststück, fang an zu heulen. Heul, so viel du willst.“
„Von Dannecker!“ rief Stafford vom Kutschbock. „Was machen Sie denn da? Hören Sie sofort auf!“
Bei Staffords Einmischungsversuch jammerte Caro vor Angst und Selbstmitleid. Bardou hatte ihr die Nase blutig geschlagen.
„Sie haben Recht“, murmelte Bardou. „Es wird Zeit, ihren Lügen ein
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