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Gaelen Foley - Knight 02

Gaelen Foley - Knight 02

Titel: Gaelen Foley - Knight 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stürmisches Begehren
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zum Duell fordern und erschießen.“
    „Ah“, sagte er bekümmert. Sie lächelte tadelnd und ging weiter.
    Lucien hatte ein ziemlich schlechtes Gewissen, als er sie kurz darauf einholte. Dann stürmte er den Rest des Pfades hinauf, bis er einen hohlen, verkrüppelten Baumstamm er- reicht hatte. Dahinter lag ihr Ziel. Er trat hinaus auf den Kalksteinfelsen, von dem aus man einen herrlichen Blick auf das Tal in all seiner herbstlichen Pracht und die feurige Son- ne am Horizont hatte.
    Die Windböen, die über den Felsrand fegten, bliesen ihm das Haar aus dem Gesicht und blähten seinen langen schwarzen Mantel auf. „Hier, Madam“, begann er mit großer Geste, als sie einen Augenblick später ebenfalls den Felsen erreichte, „haben Sie das Erbe meiner Ahnen.“
    Er wandte sich um und bot ihr die Hand. Sie schaute ner- vös in den Abgrund, ergriff jedoch seine Hand und stellte sich neben ihn.
    „Oh, Lucien, wie herrlich“, flüsterte sie und sog den An- blick der bernsteingelben, kastanienbraunen, kupferfarbe- nen und scharlachroten Hügel in sich auf.
    „O ja“, murmelte er mit Blick auf ihr zartes Profil und den milchweißen Teint, der im Schein der untergehenden Sonne aufleuchtete. Dann sah er wieder aufs Tal hinaus, damit sie ihn nicht dabei ertappte, wie er sie anstarrte. „Ich begreife nicht, wie ich Herr all dieser Herrlichkeiten werden konnte, aber es ist doch sehr angenehm.“
    Sie schirmte die Augen mit der Hand vor der Sonne ab. „Ich wusste gar nicht, dass die Marquis of Carnarthen mit den Herzögen von Hawkscliffe verwandt sind.“
    „Sind sie ja auch nicht“, erwiderte er trocken. „Genauer gesagt, gibt es die Herren von Carnarthen nicht mehr. Der Ti- tel erlosch, als die legitime Linie mit dem zehnten Marquis of Carnarthen ausstarb.“
    „Es gibt also eine illegitime Linie?“
    Er stemmte die Arme in die Seiten. „ Sie steht vor Ihnen.“
    Sie riss die Augen auf und legte die Finger an die Lippen. „Oh! Tut mir furchtbar Leid ...“
    „Nicht nötig“, antwortete er, erheitert von ihrem Unbeha-

gen. „Mein Vater war der letzte Marquis of Carnarthen, ein komischer Kauz, und ich bin stolz darauf, sein Sohn zu sein, ob nun legitim oder nicht. Carnarthens Familiensitz in Wa- les und zwei weitere große Landsitze fielen bei seinem Tod an die Krone, aber zum Glück war Revell Court kein Fidei- kommiss – er konnte es vermachen, wem immer er wollte. Sie sehen schockiert aus.“
    „Nun ... ja! Ich dachte, der Duke of Hawkscliffe wäre Ihr Vater!“
    „So steht es in meiner Geburtsurkunde“, erwiderte er ach- selzuckend. „Natürlich stimmt es nicht.“
    „Sie erzählen mir also, dass Sie ein ... Bastard sind“, hauchte sie.
    Er grinste. „Na und? Die Familie Carnarthen ist so gut wie jede andere. Sie stammt ursprünglich aus der Nähe von Mount Snowdon. Um die Herren von Carnarthen ranken sich sogar uralte walisische Legenden. Mein Vater hat mir er- zählt, dass wir von Kriegsherren und Berserkerkriegern ab- stammen. Was sagen Sie jetzt?“
    Unsicher betrachtete sie ihn. „Dass Sie mir wohl wieder ir- gendwelche Albernheiten auftischen.“
    „So wahr ich hier stehe – es stimmt. Meiner Mutter hat er gesagt, Damien und ich seien die letzte Blüte unserer Linie. Zwillinge sind nämlich magische Wesen.“
    Sie schnaubte halbherzig, als wüsste sie nicht recht, was sie davon halten sollte.
    „Ich versichere Ihnen, es stimmt. Damien und ich hatten immer diese abergläubische Vorstellung – schon als wir klei- ne Jungen waren – , dass wir zu zweit unbesiegbar wären, dass uns nichts passieren könnte, solange der andere in der Nähe ist. Das ist der einzige Grund, warum ich zur Armee gegangen bin. Ich war sicher, dass Damien umkäme, wenn ich nicht bei ihm wäre. Aber als ich die Armee dann verlas- sen hatte, zeigte sich, dass er durchaus in der Lage war, auf sich selbst aufzupassen“, fügte er mit einem wehmütigen La- chen hinzu, als wäre die Entfremdung von seinem Zwillings- bruder nicht der allergrößte Dorn in seinem Fleisch.
    Unsicher, ob er sie auf den Arm nahm, fragte sie: „Und was sind Sie, Krieger oder Kriegsherr?“
    „Aber das sind doch bloß Ammenmärchen, ma chérie“, meinte er, hob ihre Hand an die Lippen und drückte einen

Kuss darauf. „Trotzdem ist es eine seltsame Vorstellung, dass meine Mutter eines Nachts in die Grotte ging, dort meinem Vater begegnete, und voilà ...“
    Sie keuchte und entriss ihm ihre Hand. Ihre Augen waren so groß wie Untertassen.

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