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Gaelen Foley - Knight 02

Gaelen Foley - Knight 02

Titel: Gaelen Foley - Knight 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stürmisches Begehren
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Und dennoch konnte sie nur seufzen, wenn sie an die Entrüstung dachte, welche die Ge- sellschaft, ja, ihr eigener Stolz eigentlich von ihr forderte. Sie war weit davon entfernt, sie zu empfinden.
    Stattdessen empfand sie Reue, weil sie ihn so verletzt hat- te und weil sie nicht ehrlich war, was ihre eigenen Gefühle anging. In Wahrheit fühlte sie sich Lucien Knight verbun- den, zutiefst verbunden.
    In der Ferne grollte Donner, und dann begann der Regen zu fallen. Sie stand auf und begann unruhig im Zimmer herum- zuwandern, stocherte in der Glut herum, bis kleine goldene, blaue, grüne Flämmchen züngelten. In diesem Moment hör- te sie draußen Hufgetrappel. Sie schlich zum Fenster und be- obachtete, wie Lucien auf einem großen Rappen durch das

Tor gesprengt kam.
    Die brennende Fackel im Hof trotzte dem Regen noch. Voll Bewunderung sah Alice, wie Pferd und Reiter in ihrem Licht erglühten. Lucien war ganz in Schwarz gekleidet, und sein Gesicht zeigte eine wilde, trostlose Miene. Ohne ihren Bück zu bemerken, schwang er sich aus dem Sattel, übergab die Zügel einem Stallburschen und hielt noch einmal kurz inne, um dem Tier voll Zuneigung über die Nase zu streichen. Die Geste rührte Alice zutiefst. Der Regen wurde stärker, rauschte auf das Pflaster herab. Rasch wandte Lucien sich um und eilte ins Haus.
    Als er außer Sicht und die Fackel verloschen war, lehnte sie sich ans Fenster; die Schmetterlinge in ihrem Bauch woll- ten nicht aufhören zu flattern. Sie schaute zu, wie der Stall- bursche das Pferd wegführte, und das Fenster beschlug von ihren Seufzern.
    Jetzt, wo er zurück war, würde sie sich wohl allmählich wieder Sorgen machen müssen, ob er sich nachts mit seinem Schlüssel Zutritt zu ihrem Zimmer verschaffen würde. An- dererseits bezweifelte sie, dass er in nächster Zeit überhaupt etwas mit ihr zu tun haben wollte, nicht nach ihren grausa- men Worten. Zum Teufel, warum versteckte sie sich schon wieder in ihrem Zimmer? Sie wollte mit ihm zusammen sein. Er hatte Recht – sie war nicht frei, denn aus irgendeinem Grund wagte sie nicht, das zu tun, wonach ihr der Sinn stand. Sie hatte Angst vor den Konsequenzen – vor sich selbst. Sie hatte Angst vor den Wünschen, die er in ihr we- cken könnte. Umgeben von der samtenen Dunkelheit der Nacht, dem leisen Rauschen des Regens und seinem sinnli- chen Charme, wie sollte sie da ehrbar bleiben? Sie wollte we- gen ihrer eigenen Sehnsüchte davonlaufen, irgendeinen Fluchtweg finden, obwohl das Anwesen von einer ganzen Armee schwarz gekleideter Wachen umstellt war. Lucien Knight war so gefährlich – und doch ließ er ihr Herz erglü- hen wie noch kein Mann vor ihm. Wie konnte sie ihn zurück- weisen, nur weil er sie nicht auf konventionelle Weise um- werben wollte? Konventionelle Männer hatten sie schon im- mer gelangweilt.
    Also gut, dachte sie ungeduldig und gab wider besseres Wissen nach, ich werde ihm eine Chance geben. Am nächs- ten Morgen wollte sie einen neuen Anfang wagen, denn an

einem Sonntag würde doch bestimmt selbst ein Teufel mit silbernen Augen brav sein. Sie kroch ins Bett zurück und lag noch lange wach, während der Regen fiel und sie auf den nächsten Morgen wartete.
    Kurz bevor der Wolkenbruch herunterkam, ritt Lucien durch das Tor von Revell Court. Er zog den Kopf ein und drückte den Mantel an sich, um Garcias Brief vor den Ele- menten zu schützen. Die Tür schwang vor ihm auf, als er auf das Haus zueilte.
    Er übergab den tropfenden Mantel dem Butler. „Ich bin in meinem Büro, Mr. Godfrey, und möchte nicht gestört wer- den.“
    „Jawohl, Mylord“, erwiderte der Butler und neigte den Kopf.
    Lucien stürmte die Treppe hinauf, zwei Stufen auf einmal nehmend, durch labyrinthartige Korridore, eine weitere Treppe hinauf, die diesmal ziemlich schmal war und ganz hi- nauf unters Dach von Revell Court führte.
    Über ihm trommelte der Regen aufs Dach, und der Wind pfiff durchs Gebälk. Er hatte einen kleinen Abschnitt dieser staubigen Region über den Dienstbotenquartieren abge- trennt und zum privaten Arbeitsplatz erkoren. Er schloss die Tür zu seinem Büro auf, tastete nach der Zunderbox und entzündete die Kerze. Im flackernden Licht schloss er die Tür hinter sich und sperrte sie ab. Da seine Arbeit hoch ge- heim war, durfte nicht einmal Mr. Godfrey diese heiligen Hallen betreten, auch nicht, um die Bücher abzustauben, die das doch so nötig gebraucht hätten. Er setzte sich an den Schreibtisch, zog Garcias Brief heraus und

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