Gaelen Foley - Knight 04
wies mit einer Kopfbewegung auf zwei Bänke am Tisch.
„Mach es dir bequem, ich sehe nur schnell nach deinen Sachen.“
„Sie wollen mir alles zurückgeben?“ Jacinda staunte.
„Keine voreiligen Schlüsse!“ Mit einem aufreizenden Lä- cheln ließ er sie stehen und ging mit Eddie in ein angren- zendes Büro, wobei er die Tür einen Spalt offen ließ. „Ver- dammt, Eddie, willst du unbedingt noch vor deinem zehn- ten Geburtstag am Galgen baumeln?“ hörte Jacinda ihn sa- gen. Streng las er dem Bengel die Leviten, und als er die Hände in die Hüften stemmte, verschob sich sein Mantel, so dass Jacinda den Blutfleck erkennen konnte, der so rot war wie damals die Nelke in seinem Knopfloch. Seine Verlet- zung schien ihn gar nicht zu kümmern.
Jacinda wandte den Blick ab und merkte auf einmal, dass die Männer, die die Fässer zum Wagen brachten, jedes Mal angewidert die Nase rümpften, wenn sie an ihr vorbeika- men. Beschämt fiel ihr ein, wie sehr ihr Mantel stank, und mit ein paar hastigen Bewegungen streifte sie das Klei- dungsstück ab – um es sofort zu bedauern. Die Verbrecher
hörten auf zu arbeiten und starrten sie an.
Jacinda betrachtete ihr weißseidenes, goldbesticktes Ballkleid, das Männer wie die da draußen wahrscheinlich noch nie gesehen hatten. Unter ihren gierigen Blicken ver- suchte sie, den Ausschnitt höher zu zupfen, aber die Män- ner wechselten bereits viel sagende Blicke und setzten ihre Lasten ab. Ein oder zwei begafften lüstern ihre Brüste, aber der Großteil war mehr an ihrer Kehle interessiert. Jacinda wurde blass und hob langsam ihre Hand zu dem kunstvol- len Diamantenhalsband, das sie ganz vergessen hatte.
Wahrscheinlich kostete es so viel wie das ganze Haus. Ja- cinda schluckte und wich zurück, als die Männer wie eine Meute ausgehungerter Wölfe auf sie zu kamen.
„Ah, Blade?“ brachte sie heraus, während sie zurück- wich, aber Eddie war so laut, dass Blade sie nicht hörte. „Blade?“ wiederholte sie lauter, aber dann spürte sie den Tisch im Rücken und wusste, dass sie in der Falle saß. „Bla- de!“
Ängstlich schaute sie zu der halb offenen Tür hinüber. Blade brach mitten im Satz ab und musterte sie von oben bis unten.
Wenn ihr Anblick ihn schon in der dunklen Straße betört hatte, so stand er jetzt wie betäubt angesichts ihrer Schön- heit da, und ihr Anblick traf ihn wie ein Schlag. Sein Kopf war leer, die Stimme versagte ihm: Sie war eine Göttin.
Hingerissen nahm er die blitzenden dunklen Augen, die cremeweiße Haut und die goldenen Locken in sich auf, die ihr über die Schultern fielen. Langsam wanderte sein Blick über ihre bloßen Arme zu ihrem Ausschnitt, und ihm stock- te der Atem.
Der eckige Ausschnitt des Ballkleids war tief geschnitten und brachte die Schönheit ihrer pfirsichförmigen Brüste perfekt zur Geltung. Sein Mund wurde trocken, als er die lieblichen Wölbungen betrachtete, und sein erster zusam- menhängender Gedanke war, dass er fast ihre Brustspitzen sehen konnte. Das würde jeden Mann verrückt machen.
„Blade!“
Es entging ihm nicht, dass auch seine Männer nicht unge- rührt blieben. Gerade noch rechtzeitig hatte er sich wieder im Griff.
Mit einem wilden Fluch stieß er die Tür auf und trat zu Jacinda. „Macht, dass ihr wegkommt! Verschwindet! Zu- rück an die Arbeit!“ befahl er und drängte sich durch die Männer, um zu ihr zu gelangen. Mit einem Griff schob er sie hinter sich, und Jacinda klammerte sich an ihn, während sie ihm über die Schulter sah.
„Ich habe gesagt, dass ihr zurück an die Arbeit gehen sollt“, verkündete er leise, aber die Männer gehorchten nicht.
„Nettes Glitzerding, Blade. Willst du das für dich behal- ten?“
„Rührt sie nicht an.“
„Wie wäre es, wenn du das Mädchen nimmst und uns die Diamanten gibst?“
„Aye, und das schöne Kleid auch, ja? Das bringt ‘ne Men- ge beim Pfandleiher. Warum ziehst du es ihr nicht gleich aus?“
Die Blondine hinter Blade keuchte entrüstet auf.
„Wir versprechen auch, dass wir nicht hingucken!“ rief ein anderer Mann. Der Mob lachte.
Blades Stimme klang auf einmal tödlich ruhig. „Ich sage es euch nur noch einmal, ihr Idioten. Wenn ihr euch wie Tiere benehmt statt wie Menschen, könnt ihr euch genauso gut gleich den verdammten Jackals anschließen, denn dann habt ihr hier nichts verloren. Und jetzt beladet die Wagen. Morgen legt das Schiff ab. Oder wollt ihr nicht mehr mit- machen?“
Ein paar Männer murrten, aber dann wichen
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