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Gaelen Foley - Knight 04

Gaelen Foley - Knight 04

Titel: Gaelen Foley - Knight 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prinz der Nacht
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der Poststation ihr Geld zu zeigen, aber dann ließ sie das Geräusch schwerer Schritte, die die Straße ent- langkamen, aufhorchen.
    Jacinda hob den Kopf und starrte in die Dunkelheit, wäh- rend ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Sie hörte Stiefelab- sätze auf dem Kopf Steinpflaster dröhnen und raue Männer- stimmen rufen. Überall um sie her hallten wilde Flüche von den Mauern.
    „Oh, zum Teufel“, stieß sie hervor und sprang auf. Etwas verspätet fiel ihr ein, dass ihr in diesem düsteren Viertel ganz andere Gefahren drohten als die durch einen schwäch- lichen Taschendieb.
    Die Stimmen kamen näher und hallten von den Wänden wider, was es ihr unmöglich machte, zu erkennen, woher die Männer kamen. Jacinda drehte sich um sich selbst und suchte nach einem Fluchtweg.
    Schließlich drückte sie ihre Reisetasche an sich und press- te sich so dicht wie möglich mit dem Rücken an eine Mauer in die Dunkelheit, aber als sie dann einen Trupp männlicher Schatten auf sich zukommen sah, schlug sie allen Stolz in den Wind und suchte mit einem Satz in einem Haufen Müll an der Wand Deckung. Jacinda wühlte sich durch den Un- rat, bis sie in einem kleinen Winkel unter einem Plakat, das die Vorteile von Trotter’s orientalischem Zahnpulver an- pries, Unterschlupf fand, weil es an einem Holzfass lehnte und dadurch einen Schlupfwinkel bot. Auf allen vieren drehte sie sich um, um einen Blick in die Gasse werfen zu

können, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Dicht vor ihr lag eine dicke Papprolle, die wohl einmal die Spule für ei- nen Stoffballen gewesen war, auf den Resten eines vergam- melten Stiefels und einer rostigen Kette. Vorsichtig zog Ja- cinda an der Pappe, bis sie aufrecht in der Lücke stand, wo das Plakat endete, und sie damit noch besser vor den Bli- cken verbarg. Ihr schwerer, stoßweiser Atem dröhnte ihr in den Ohren, und noch immer gab ein kleiner Spalt den Bück auf die Straße frei.
    Daphne Taylor – ihre größte Konkurrentin – würde sich schlapp lachen, wenn sie mich jetzt so sehen könnte, dachte Jacinda. Dann hielt sie erschrocken den Atem an, als ein halbes Dutzend Männer vorbeistürmte. Das Mondlicht ließ die scharfen Messer aufblitzen, die sie in der Hand hielten. Gleich darauf hallte ein Schuss durch die Straße. Jacinda zog den Kopf ein und hätte vor Schreck fast aufgeschrien. Noch mehr Schüsse erklangen, dann hörte sie eine ganze Horde Füße auf sich zu rennen.
    Durch den Spalt konnte Jacinda die Umrisse von vier gro- ßen Männern ausmachen, die aus dem Nebel kamen und sich in der Straße umschauten. Jacindas Augen weiteten sich vor Angst, als sie näher kamen, und sie erkannte, was für furchtbare Waffen sie trugen – noch mehr Messer, Blei- rohre und entsetzlich aussehende Holzkeulen, die mit Nä- geln gespickt waren. Voller Angst hielt sie den Atem an, da- mit sie sich nicht verriet.
    Kein Wunder, dass der Junge davongerannt war. Das ist eine Bande, dachte sie und bekam Gänsehaut. Voller Ent- setzen erinnerte sie sich an die vielen Geschichten von un- vorstellbaren Dingen, die die Londoner Banden ihren Op- fern antaten. Gnade ihr Gott, wenn die sie erwischten! Noch nie hatte sie sich so sehr danach gesehnt, ihre geladene Mus- kete, die sie sonst für die Vogeljagd benutzte, in der Hand zu halten.
    „Auf die Plätze, ihr Idioten, sie müssen direkt hinter uns sein!“ befahl ein großer, dünner Mann mit schlaffen brau- nen Haaren. Seine Stimme verriet, wie angespannt er war.
    „Hast du ihn erledigt, O’Dell? Ich hab gesehen, dass du ihn erwischt hast!“
    „Weiß nich. Aber ich hab ihm ordentlich eins verpasst, da bin ich sicher. Verdammt“, stieß er hervor, als ihre Verfolger

in der Straße auftauchten und sich auf die Gruppe stürzten. Vor Jacindas Augen verwandelte sich die Verfolgungsjagd in eine wüste Schlägerei. Mit wilden Schreien gingen die beiden Gangs aufeinander los.
    Es hätte genauso gut eine andere Sprache sein können, so wenig verstand Jacinda von dem rauen Cockney-Dialekt und der Ganovensprache, die man auch als Rotwelsch be- zeichnete. Die Dunkelheit verhüllte gnädig das Schlimmste der Schlägerei – alles, was Jacinda ausmachen konnte, wa- ren schnelle Bewegungen, Schläge und Schwinger –, aber die Geräusche alleine reichten schon, dass sich ihr fast der Magen umdrehte.
    Statt dass der Kampf zum Ende kam, bogen nun noch drei weitere Männer um die Ecke und stürzten sich in den Kampf, um ihren angegriffenen Kameraden zu Hilfe zu ei- len.

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