Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
aufgeregt. Dev lä- chelte ihr zu und versuchte fieberhaft, sich an ihren Namen zu erinnern. Bisher hatte er sich mit Liebling durchmanöv- riert.
Die letzte Nacht war ihm nur undeutlich in Erinnerung, aber so, wie sie aussah, schien er sich gut unterhalten zu ha- ben. Trotzdem war er erstaunt gewesen, dass sie am Morgen noch da gewesen war, vor allem, nachdem er sie so hart ran- genommen hatte. Er hatte die halbe Nacht gebraucht, um zum Höhepunkt zu kommen, aber das schien ihr nichts aus- gemacht zu haben. Allmählich verlor er jedes Interesse an diesen berechnenden Professionellen mit ihren harten Augen und vielen Tricks. Inzwischen fragte er sich, wann das Mäd- chen endlich nach Hause gehen würde.
„Unterhaltung, Sir? Dafür ist das hier genau das Rich- tige!“, strahlte Dalloway, fest entschlossen, den Handel abzu- schließen. „Für private Feste ist das hier die perfekte Geld- anlage. Ihre Lordschaft werden bemerkt haben, dass es von London aus über die Brücke schnell zu erreichen ist, aber die Gäste können sich auch mit einer Fähre übersetzen las- sen. Hier ist viel Platz, und es gibt einige Außengebäude, die man für mancherlei vergnügliche Nutzung herrichten könn- te.“
„Da ist noch die Frage der Diskretion. Meine ... äh ... Freunde ziehen es vor, ihr Vergnügen weitab von neugierigen Augen zu suchen. Diese verdammten Klatschkolumnisten fol- gen uns überall hin und schreiben dann ihre kleinen Schmie- rengeschichten.“ Dev machte eine wegwerfende Handbewe- gung. „Ich brauche einen Ort ... der abgelegen ist.“ Einen isolierten Ort. Einen, den ich in die Luft jagen kann, ohne dass es Unschuldige erwischt.
„Nun, Sir, Sie haben das Torhaus gesehen, als Sie herein- gekommen sind – sehr solide. Es braucht nur einen frischen Anstrich. Der ganze Besitz ist von einem sehr schönen Ei- senzaun umschlossen, und es gibt nur einen Eingang direkt an der Auffahrt. Zu beiden Seiten liegt Sumpfgebiet. Diese Schlammsenken sind ziemlich trügerisch. Der einzige Weg, wie man sie überwinden könnte, wäre mit dem Boot, aber da müsste ein Eindringling den Hochstand der Flut abwarten, anderenfalls würde er auflaufen.“
Dev nickte geschäftsmäßig und gab sich unentschlossen, aber als sie in den Ballsaal zurückkehrten, hatte er sich ent- schieden. Der Ort war für seine Pläne perfekt.
Dalloway drehte sich strahlend zu ihm um. „Wie gesagt, Sir, alles, was es braucht, ist eine liebende Hand, um das Ge- bäude wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen.“
„Äh ... aber das wird viel Geld verschlingen“, merkte Charles an.
„Hmmm.“ Dev verriet nichts. Er verschränkte die Hände auf dem Rücken und trat an die Wand, um die verblassten Ge- mälde mit den üppigen Blumenbildern zu mustern, und über- ließ es seinem Sekretär, all die richtigen Fragen zu stellen. An einer Stelle des Freskos war die wunderschöne Göttin Flora dargestellt, die nichts anderes am Leib trug als eine kunstvolle Rosengirlande.
„Äh ... Mylord?“ Sein Sekretär räusperte sich.
„Ja, Charles?“, erwiderte Dev lässig, während er weiter das Gemälde studierte, aber Dalloway unterbrach sie, ehe Charles etwas sagen konnte.
„All die Gemälde, die Sie da sehen, Mylord, sind Portraits führender Schönheiten aus dem letzten Jahrzehnt. Sie sind alle hier aufgetreten, als das Haus noch mit Leben erfüllt war. Wir hatten Wasserspiele mit Feuerwerk, musikalische Extravaganzen, Seiltänzer ...“
„Echte Seiltänzer?“, fragte Dev interessiert.
„Oh ja, Sir.“
„Wie ich sagte …“, versuchte Charles es noch einmal und warf Dalloway einen ärgerlichen Blick zu. „Ich habe so mei- ne Zweifel, Sir. Ich fürchte ... ich fürchte, die Bausubstanz ist nicht sicher.“
„Das ganze Leben ist nicht sicher, Charles.“ Dev beugte sich vor und nahm das Bild Floras näher in Augenschein, und dabei bemerkte er eine verblasste Inschrift in dem goldenen Band, das sich um sie wob.
Donnerschlag. Er hob plötzlich den Arm und schnipste mit den Fingern. „Kerze.“
Der Diener trat sofort vor und leuchtete ihm. Im schwa- chen Schein der Kerze entzifferte Dev die verblasste Inschrift und las verblüfft den Namen: Miss Ginny Highgate, 1803. Er starrte auf die Stelle. Das war ein Omen!
„Was ist?“ Ben trat zu ihm.
Sie wechselten einen verwirrt schockierten Blick.
„Oh ja, Mylord“, erklärte Dalloway eilfertig, „Miss High- gate hat jeden Sommer hier gesungen. Sie war bei den Män- nern ausgesprochen
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