Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
Abend aßen die Mädchen im Esssaal, als ein Kü- chenmädchen erschien und Lizzie ins Ohr flüsterte, dass ein Herr für sie zu Besuch gekommen sei und auf der Veranda vor der Schule auf sie warte. Glücklich sprang Lizzie auf und beeilte sich, zu Devlin zu kommen. Rasch überprüfte sie auf dem Weg nach draußen noch einmal ihr Aussehen im Fo- yerspiegel. Dort glättete sie sich die Haare, holte tief Luft und versuchte, sich ihre Aufregung nicht anmerken zu las- sen. Aber als sie auf die Veranda trat, stand da nicht Devlin mit dem Hut in der Hand, um sie zu begrüßen.
Es war Alec.
„Hallo Bits.“ Alec lächelte sie voll wehmütiger Zuneigung an, und die sinkende Sonne warf goldenes Licht auf sein Haar.
„Alec.“ Unwillkürlich reagierte Lizzie kühl, aber dann be- mühte sie sich, ihm herzlich zuzunicken, wobei sie hoffte, dass er ihre Enttäuschung nicht bemerkte. „Kann ich dir ... äh ... eine Erfrischung anbieten?“ Ihre Stimme klang höflich. „Ich könnte Limonade kommen lassen.“
Alec lehnte mit einem Kopfschütteln ab. „Gibt es hier einen Ort, wo wir reden können?“
„Für ein paar Minuten müsste das gehen.“ Lizzie deutete auf einen Steinweg, der um das Haus herum in den Garten führte. Stumm gingen sie nebeneinander her. Alec machte keine Witze, neckte sie nicht und zeigte keine Spur seines selbstbewussten Charmes.
Er schien Sorgen zu haben.
„Hier versteckst du dich also“, bemerkte er schließlich, als sie durch den Torbogen traten.
Lizzie warf ihm einen scharfen Blick zu. „Ich verstecke mich nicht.“
„Das war doch nur so eine Redewendung.“ Alec schluckte.
„Scheint hübsch hier zu sein. Friedlich.“
„Langweilig ist das Wort, das du suchst.“
„Nein. Langweilig bestimmt nicht ... wenn du hier bist.“ Er lächelte sie an.
Lizzie beäugte ihn misstrauisch und folgte ihm weiter den Weg entlang. Die sinkende Sonne warf lange Schatten über das smaragdgrüne Gras, während die Samen von Löwenzahn durch die Luft segelten und kleine Insekten sie umschwirr- ten, deren Flügel im Abendlicht golden glänzten.
„Jas und du – seid ihr gerne hier zur Schule gegangen?“
Lizzie blieb stehen und sah ihn offen an. „Warum bist du hier?“
Traurigkeit erschien in seinen Augen, ehe er wegsah.
Lizzie bekam den Verdacht, dass er erneut Spielschulden gemacht hatte. „Alec, stimmt etwas nicht?“
„Nein, Lizzie, nichts stimmt mehr. Alles ist verdammt schrecklich – und das seit Monaten. Du hasst mich, und ich kann das nicht mehr ertragen.“
„Ich hasse dich nicht“, erwiderte Lizzie, nachdem sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte.
„Nun, du hättest allen Grund dazu. Ich hasse mich selbst für das, was ich getan habe, und ich habe es weiß Gott ver- dient.“
„Oh, Alec.“
„Ich bin hier, weil ich dir sagen will, wie Leid es mir tut.“ Wieder sah er sie an wie ein ausgesetzter Welpe.
Lizzie vergrub erschöpft das Gesicht in den Händen. „Gut ... ich nehme deine Entschuldigung an.“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Das war zu leicht.“
Lizzie seufzte und sah weg. „Du hast mir nie etwas verspro- chen, Alec. Du warst frei, zu tun, was du wolltest. Ich vergebe dir. Das war früher, und jetzt spielt es keine Rolle mehr.“
Sie ging weiter, aber Alec holte sie ein und ließ sie innehal- ten. „Sag nicht, dass es keine Rolle mehr spielt, Lizzie. Das ist das Schlimmste, was du sagen kannst.“
Verwirrt sah sie ihn an.
„Sieh mal, ich habe all meinen Mut zusammengenommen, deshalb hör mich jetzt an, ehe du mich hinauswirfst.“
„Ich werde dich nicht hinauswerfen.“
„Ich glaube, das hast du schon.“ Vor einem Jahr hätte sein einsamer Blick ihr das Herz zerrissen, aber jetzt gab es Dev-
lin. „Ohne dich ist mein Leben nicht gut, Lizzie. Ich bin so einsam.“
Lizzie traute ihren Ohren kaum.
„Ich wollte dir nie wehtun. Ich habe nur keinen Ausweg ge- sehen. Du musst verstehen, Bits“, beschwörend griff er nach ihrer Hand, „dass ich dein Erbe nicht annehmen konnte, um meine Schulden zu zahlen. Nicht einmal ich bin so tief gesun- ken.“ Er schwieg. „Ich weiß, dass ich dich verletzt habe, aber das ist jetzt fast ein Jahr her, und deshalb habe ich mich ge- fragt, ob du mich zurück in dein Leben lässt.“
Lizzie warf ihm einen langen Blick zu.
„Ich weiß, dass du für mich viel zu selbstverständlich warst, aber wenn du mir noch eine Chance gibst, schwöre ich dir, dass ich dich nie mehr im Stich lassen werde. Ich will
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