Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
Problem lösen können, indem er blieb. Er hätte so tun können, als hätte er die anderen nicht kommen gehört.
Ich denke, er meint es ernst.
Ein leichtes Lächeln lag um ihre Lippen, als sie dorthin blickte, wo Devlin im Schatten verschwunden war.
14. Kapitel
Eine halbe Woche nach dem Ball kam Dev mit seinen Kum- panen vom Horse and Chariot Club zu White’s. Sie hatten gerade ein paar heftige Runden in Dick Mace’s berühmtem Boxsalon in der Bond Street hinter sich, wo Quint ihnen allen ordentlich eine verpasst hatte – auch Devlin. Mit einer Zigarre zwischen den Lippen und stolzgeschwellter Brust, weil er es geschafft hatte, einen Mann zu besiegen, der zehn Jahre jünger war als er selbst, stolzierte Quint vor ihnen her in das Etablissement, das Männern vorbehalten war.
Die eichengetäfelten Wände und dunklen Teppiche schufen eine dämmerige Atmosphäre im Club, die in scharfem Gegen- satz zu dem sonnigen Mainachmittag draußen stand, aber Devlins Augen gewöhnten sich schnell genug an das Licht, so dass er sehen konnte, dass alle sich wegdrehten, als seine Gruppe den Saal betrat.
„Die erste Runde geht auf Dev, Jungs! Ha!“ Quint schlug ihm auf den Rücken.
„Au!“, murmelte er und zuckte zusammen.
Quint lachte herzlich. „Du da! Gieß ein! Bier her!“, wandte er sich lärmend an einen der Kellner.
„Ja, Mylord.“ Der Kellner erbleichte und beeilte sich, Quints Befehl auszuführen.
Dev wusste mittlerweile aus erster Hand, warum Quint den Spitznamen Damage Randall trug. Der Boxring war der einzige Ort, wo dieser große Affe sich hervortat.
Der Baron hatte einen linken Haken, der einem Mann den Kopf abreißen konnte, und eine Zwei-Punkt-Kombina- tion, die er seinem Gegner mit eisernen Fäusten in den Leib rammte. Devs Rippen schmerzten noch immer, aber er hatte auch nicht versucht zu gewinnen.
Nach einem Marathon von fünfundzwanzig Runden hatte Dev schließlich das Handtuch geworfen, um alle bei Stim- mung zu halten. Seit 1807 hatte niemand mehr Quint geschla- gen, und er hatte nicht vor, ihr Misstrauen zu wecken, indem er den Rekord des Barons brach. Dann kam der Kellner mit
den Getränken, und schon bald genossen die Schurken ge- meinsam ein kaltes Bier.
Dev gab wie angeordnet die Runde aus, und dann noch die nächste und die danach, wobei ihm deutlich bewusst war, dass sein Geld knapp wurde, aber welche Wahl hatte er? Die Männer hatten keine Ahnung, dass seine Erbschaft im Nie- mandsland eingefroren und er auf die Laune Elizabeth Car- lisles angewiesen war, ob sie ihn nun heiraten wollte oder nicht.
Dev hatte sie seit dem Ball nicht wiedergesehen, aber er hatte ihr Blumen geschickt und per Brief mit ihr ausgemacht, dass sie ihn am Sonntag zu einer Ausfahrt begleiten würde. Das richtige Umwerben hatte begonnen. Als er an ihren Kuss dachte, lächelte er unwillkürlich.
Mal abgesehen von dem Geld hatte seine wachsende Zunei- gung zu ihr die Sache für ihn entschieden: Was immer auch geschah, er würde sie heiraten und ihr zu einer Stellung im Leben verhelfen, die ihren Tugenden angemessen war. Sie würde sich freuen zu hören, dass sie höher stand als Lady Campion, wenn sie seine Viscountess würde. Sein Verlangen nach ihr hatte seine Ungeduld noch erhöht, mit seiner Rache ans Ziel zu kommen, denn mittlerweile plante er sein Leben mit ihr, sobald alles vorbei war. Bisher hatte er sich nicht um sein eigenes Schicksal gekümmert, solange er nur sei- ne Pflicht erfüllte und den schrecklichen Tod seiner Familie rächte.
Ihm war egal gewesen, ob er seine Rache überlebte oder nicht. Aber als er vor ein paar Tagen in der Badewanne gele- gen und über einiges nachgedacht hatte, war ihm klar gewor- den, dass Lizzie wahrscheinlich auch nicht begeistert wäre, wenn ihr frisch gebackener Ehemann nach ein paar Wochen weggehen und sich umbringen lassen würde. Auch ihre Ge- fühle für ihn nahmen zu, das erkannte er an ihrem Lächeln, schmeckte er in ihrem Kuss. Was seine Feinde betraf, konnte ihn nichts aufhalten, solange es nur sein Schicksal betraf, aber wenn sich Lizzie jetzt in ihn verliebte, wie konnte er es da zulassen, dass er sie jung zur Witwe machte und ihr damit denselben Schmerz zufügte, an dem er schon so lange litt?
Es war eine Zwickmühle, die nur bedeutete, dass er noch vorsichtiger vorgehen musste. Je weiter ihre Werbung fort- schritt, desto mehr musste er darauf achten, sie vor den
misstrauischen Augen dieser Schufte zu verbergen. Falls sie herausfanden, wie wichtig ihm
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