Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
öfter hatte Lizzie Devlin und Alec gemeinsam an ihrer Seite, die versuchten, einander an Charme zu übertrumpfen.
Die Gesellschaft bemerkte das wohl.
Devlin, der ihr anständig den Hof machte, und Alec, der um jeden Preis versuchen wollte, Lizzie zurückzugewinnen, überschütteten sie dermaßen mit Aufmerksamkeiten, Kom- plimenten, Blumen, Pralinen und kleinen Geschenken, dass Lizzie auf einmal hoch im Kurs stand, wie sie merkte, als sie eine Gartenparty im Devonshirehaus besuchte. Sie ... Lizzie Carlisle! ... Blaustrumpf, alte Jungfer und Tochter eines Ver- walters, war der letzte Schrei.
Dank Alec und Devlin bildeten sich jetzt all die jungen Männer, die sie bisher nie bemerkt hatten, ein, ebenfalls un- sterblich in Lizzie verliebt zu sein.
Daran waren nur ihre beiden Verehrer schuld, aber plötz- lich war es die Sache, Lizzie Carlisle den Hof zu machen. Das Mädchen, das noch vor wenigen Wochen nicht mal den Anblick eines Londoner Dandys ertragen hatte, war jetzt auf einmal von ihnen umringt. Es war so absurd, dass Jacinda und Lizzie sich vor Lachen ausschütteten.
Dev ertrug den Triumph seiner Herzensdame mit Humor und freute sich, dass sie endlich die Bewunderung bekam, die ihr zustand. Er war selbstlos genug, geduldig abzuwar-
ten, während sie sich in den Aufmerksamkeiten ihrer Vereh- rer sonnte.
Schließlich fiel es dann auch seinen Feinden nicht weiter auf, wenn er nur zu einer Vielzahl von Verehrern gehörte. Lizzie war eindeutig die Ballschönheit der Saison.
Dennoch war Dev sich sicher, dass sie ihn am liebsten hat- te. Er war der Einzige, mit dem sie lange Ausfahrten im Hyde Park machte, damit er sie weiter im Kutschieren eines Vierer- gespanns unterrichten konnte. Wichtiger noch: Er war auch der Einzige, mit dem sie hungrige Küsse tauschte, wann im- mer sich eine Gelegenheit dazu fand. Sicher, dass er ihr Favo- rit war, gönnte er ihr den Spaß mit den anderen und lächelte, wenn die Gesellschaft seine zukünftige Frau über alle Maßen lobte.
Er hatte Zeit genug, um die Bedingungen des Testaments seiner Tante zu erfüllen, also warum sollte er das Mädchen drängen? Es war viel zu schön, es so aufblühen zu sehen, oh- ne dass Lizzie ihr Licht länger unter den Scheffel stellte. Und so teilte Dev seine Zeit zwischen Liebeswerben und Rachege- lüsten auf.
Letztere schienen sich zu erfüllen, als der Mai zu Ende ging.
Seit Devlin ein Mitglied des Horse and Chariot Clubs gewor- den war, ging er so vor, dass er die Liste vermuteter Schuldi- ger durch Ausschlussverfahren zu finden suchte. Mit größter Raffinesse schaffte er es, einige seiner Kameraden betrunken zu machen und das Thema dann auf die große Frage zu brin- gen: Wo waren Sie, als Sie die Nachricht von Lord Nelsons Tod bei der Schlacht von Trafalger gehört haben?
Die berühmte Seeschlacht hatte am 21. Oktober 1805 statt- gefunden, aber die Nachricht hatte England erst Anfang November erreicht, etwa zu der Zeit des Feuers. Devlin be- obachtete die geröteten Gesichter genau, als sie alle ihre Ali- bis erzählten. Am Ende des Abends war er überzeugt, dass weder Dr. Eden Sinclair, Dog Berkeley, Nigel Waite oder Big Tom etwas mit der Sache zu tun hatten. Er strich sie von sei- ner Liste und überlegte sich etwas anderes, um sie dazu zu bringen, sich in die Karten schauen zu lassen.
Ein paar Nächte später nahm er in seinem Pavillon den jun- gen Dudley beiseite, denn er war sich sicher, dass der Hohl- kopf unschuldig war. Dev zwang ihn, ihm zuzuhören, und
stellte ihm eine ähnliche Frage. Er wusste, dass er den wah- ren Mördern immer näher kam, deshalb bat er Dudley, später die Frage zu stellen, ob schon mal einer der Herren früher in diesem Pavillon die Shows gesehen hatte.
„Frag sie, an welche der Damen sie sich erinnern können, deren Bilder an der Wand hängen“, murmelte Devlin. „Ich möchte wissen, wen sie am liebsten mochten. Aber sagen Sie es so, als wäre es Ihre Idee.“ Bei Dudley würde niemand miss- trauisch werden. „Würden Sie das tun?“
„Klar, Dev, das mache ich. Aber warum?“
Er lächelte den Jungen an. „Für einen Streich.“
„Soll ich nach irgendeinem besonderen Mädchen fragen?“
„Ich denke nicht“, unterbrach ihn eine Stimme.
Sie sahen beide auf, als Dudleys Cousin Alastor Hyde in den Ballsaal geschlendert kam, wo Dev dem jungen Herzog die Bilder gezeigt hatte.
Der blasse, kahl werdende Mann warf Devlin einen schar- fen Blick zu. „Was haben Sie mit Seiner Gnaden vor, My-
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