Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
lord?“
„Es geht nur um einen Spaß, alter Junge. Ich hatte die Idee, dass wir ein paar dieser verblühten Rosen aufsuchen könn- ten. Falls man sie findet“, setzte er hinzu. „Wahrscheinlich sind sie längst alle von der französischen Krankheit dahinge- rafft worden.“
„Die französische Krankheit! Oh, Strathmore, wie wit- zig!“, kicherte Dudley.
„Halt’s Maul!“, fuhr Alastor ihn an. „Du wirst die törichte Frage von Lord Strathmore nicht stellen. Vergiss sie ein- fach.“
„Ja, Cousin“, erwiderte Dudley gehorsam.
„Und was Sie angeht, Lord Strathmore, möchte ich Ihnen ebenfalls raten, solche Fragen zu unterlassen.“
„Warum?“, fragte Devlin. „Was wissen Sie darüber?“
„Nur, dass denen Gefahr droht, die in der Vergangenheit schnüffeln, die andere mit viel Mühe begraben haben. Lassen Sie das Thema ruhen.“
Dev schwieg, als die beiden Männer verschwanden. Er sehnte sich danach, mehr zu erfahren, wagte es aber nicht, Alastor noch mehr zu bedrängen. Vorerst würde er den Rat befolgen und die Sache ruhen lassen.
Nachdem er ein paar Tage abgewartet hatte, versuchte
er einen anderen Weg. Eines Abends stand er auf Big Toms Schwelle und präsentierte dem Sekretär des Clubs die schönste und willigste Hure, die er je gesehen hatte.
„Du verlangst nie mehr nach mir“, beschwerte sie sich leise, während der Butler davonging, um Sir Tommy zu in- formieren. „Was ist los? Will er nicht mehr?“ Sie warf einen Blick auf seine Lenden. „Das kann ich mir kaum vorstel- len.“
Dev grinste. „Ich war beschäftigt.“
„Darauf wette ich.“
Dann wurden sie ins Esszimmer gebracht, wo Sir Tommy alleine ein großes Mahl zu sich nahm. „Strathmore. Wollen Sie mitessen?“, fragte er und versprühte dabei Krümel in alle Richtungen, aber dann hielt er inne, als die Blondine nur in seinen Mantel gehüllt das Zimmer betrat.
„Ich habe Ihnen etwas mitgebracht, alter Junge“, sagte Dev gedehnt. Während die Diener sich zurückzogen, fiel der Mantel zu Boden.
Big Tom erstickte fast an seinem Essen.
„Ich frage mich, ob ich die Clubbücher einmal einsehen dürfte, während Sie Miss Felicia die Zeit vertreiben?“
„J...j...ja, natürlich“, stammelte der fette Mann und erhob sich mühsam. Er zeigte Dev den Weg zum Arbeitszimmer, während sich auf seiner Stirn Schweißtropfen sammelten.
„Ausgezeichnet“, murmelte Dev. „Ich muss mich wegen ei- ner Wette vergewissern, die ich letzte Woche eingetragen ha- be. Ich bin gleich wieder da.“
„Nur zu, alter Junge. Kein Grund zur Eile“, keuchte Tom- my mit großen Augen, als die Blonde einen Finger in das Ge- lee steckte, das er gerade gegessen hatte, und sich damit die Brüste einrieb, wobei sie dem Baron einen lockenden Blick zuwarf.
Kluges Mädchen und gar nicht wählerisch, dachte Dev und verließ das Zimmer, während der Fettsack den Tisch umrun- dete. Im Arbeitszimmer verlor Dev keine Zeit, sondern holte sich das älteste Clubbuch von 1805. Die Handschrift war ei- ne andere als Sir Tommys und benannte Carstairs als Präsi- denten und Sekretär des Clubs.
Rasch sah Dev die Seiten durch. Das Meiste war unerheb- lich, Kosten für Getränke, Miete, Feste, Huren. Anscheinend hatte sich in zwölf Jahren nicht viel verändert. Doch im
Dezember 1805 gab es einen seltsamen Eintrag: zweihundert Pfund für die Fahrt über den Kanal für den Tanzmeister Sig- nor Rossi.
Tanzmeister, dachte Dev und erinnerte sich an den ermor- deten Koch, dem man den Brand als Küchenunfall hatte anhängen wollen. Der Koch war erhängt – wie von eigener Hand – entdeckt worden, angeblich weil er die Schuld, sie- benundvierzig Menschen auf dem Gewissen zu haben, nicht hatte ertragen können.
Dev fragte sich, ob der Tanzmeister nicht vielleicht andere Künste praktiziert hatte. Es war keine Kleinigkeit, einen Mann zur Zeit der Blockade nach Europa zu schicken. Falls hier jemand dafür gesorgt hatte, dass ein italienischer Auf- tragsmörder kurzen Prozess mit dem Koch gemacht hat- te – der Einzige, der die Geschichte von einem Küchenbrand hätte aufklären können –, dann könnte Dev herausfinden, wer ihn angeheuert hatte. Rasch zog er ein Papier aus der Ta- sche, das ihm der Leichenbeschauer, der an dem Fall gearbei- tet hatte, vor Jahren überlassen hatte. Es war ein anonymer Drohbrief, der ihm befahl, alle Erkenntnisse zu der Leiche des Kochs verschwinden zu lassen.
Der eingeschüchterte Mann hatte gehorcht.
Der anonyme Brief trug
Weitere Kostenlose Bücher