Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
als gleich darauf das Trappeln von Füßen auf der Holztreppe zum Foyer zu hö- ren war.
„Mama!“ Sorscha erschien in der Tür und warf sich ihrer Mutter in die Arme.
„Oh, ich habe dich so vermisst, mein Liebling.“ Mrs. Harris umarmte sie, und dann drehte Sorscha sich lächelnd zur Tür um.
„Sieh mal, Mama, ich habe eine neue Freundin. Ich habe sie mitgebracht, damit du sie kennen lernst. Miss Manning war so freundlich zu mir.“ Rasch lief Sorscha mit verrutschter Haube zurück ins Treppenhaus und zog Daisy Manning mit sich in die Halle.
Beide klammerten sich an den Arm der anderen, und Liz- zie musste lächeln, als sie an Jacinda und sich dachte, als sie klein gewesen waren. Daisy hatte sogar dieselben goldenen Locken, wenn sie auch die Tochter eines Kohlenkaufmanns war, nicht die eines Herzogs. Genau wie Lady Strathmore stammte sie aus einer reichen Kaufmannsfamilie und war dazu bestimmt, das gesellschaftliche Ansehen ihrer Familie dadurch zu erhöhen, dass sie in den Adel einheiratete. Das war auch der Grund, warum sie auf Mrs. Halls Akademie ging.
„Mama, dies ist Miss Daisy Manning.“ Dann wandte sie sich ernst an ihre Busenfreundin. „Meine liebe Daisy, dies ist meine Mutter ... nun, nicht meine leibliche Mutter, die habe ich nie kennen gelernt ...“
„Sorscha“, keuchte Mrs. Harris entsetzt über die unvorsich- tige Bemerkung.
Sorscha wurde blass. „Oh, Mama, es tut mir Leid!“ Sie spürte Mrs. Harris’ wütenden Blick durch den Schleier hin- durch.
Auch Lizzie war schockiert, fasste sich aber rasch wieder und räusperte sich. „Daisy, du musst dich jetzt aber wirklich beeilen, sonst kommst du zu spät zur Kirche.“
„Ja, Miss Carlisle. Mrs. Harris. Bis dann, Sorscha.“ Daisy versank in einen hübschen Knicks und stolzierte dann in per- fekter Debütantinnenhaltung dorthin, wo die anderen Mäd- chen sich schon eine Weile aufgestellt hatten, um zur Kirche hinüberzugehen.
Mrs. Harris regte sich nicht. „Miss Carlisle, bitte bewerten
Sie Sorschas übersprudelnde Art nicht über“, wandte sie sich dann an Lizzie. „Es stimmt schon, dass ich nicht ihre leibliche Mutter bin, sondern sie adoptiert habe, als sie noch sehr klein war ...“
„Aber Mylady, ich bitte Sie, das geht mich nichts an“, fiel Lizzie ihr ins Wort. „Denken Sie nicht mehr daran. Ich bin sehr diskret.“
„Das ist gut, Miss Carlisle. Wissen Sie, als junges Mädchen war ich in einen schrecklichen ... Unfall ... verwickelt. Des- halb konnte ich keine eigenen Kinder bekommen. Aber ich hoffe“, setzte sie ärgerlich hinzu, „dass Sorscha es irgend- wann lernt, keine unbedachten Bemerkungen zu machen.“
„Es tut mir so Leid, Mama“, klagte Sorscha mit traurigen Augen.
„Ihr Geheimnis wird unter uns bleiben, Mrs. Harris“, ver- sicherte Lizzie. „Keine Sorge. Ich werde Daisy einschärfen, dass sie Sorschas Bemerkung vertraulich behandelt.“ Sie lä- chelte der zerknirschten Sorscha aufmunternd zu.
Das Mädchen wirkte dadurch etwas getröstet.
Mrs. Harris nickte. „Sie sind sehr freundlich.“ Sie griff nach Sorschas Hand, um sie aus dem Haus zu führen, als ein Aufruhr vor dem Fenster sie innehalten ließ. Räder knarrten, Kiesel spritzten, und das Klappern von Hufen war zu hören. Dann ertönte der ärgerliche Aufschrei eines Mannes: „Aus dem Weg, verdammt!“
Mrs. Harris sah aus dem Fenster, während Lizzie die Stirn runzelte. War das Devlin?
Sorscha kicherte und rannte zum Fenster. „Uhh, Miss Car- lisle, Ihre Verehrer sind hier!“
Jetzt war Lizzie an der Reihe zu erröten. Verflixt.
Als Sorscha den Vorhang beiseiteschob, konnte Lizzie se- hen, wie Alec auf einem Schimmel über den Zaun setzte, der das Schulgelände umgab, und in rasendem Galopp durch den Garten jagte.
Lizzie traute ihren Augen nicht.
„Du lieber Himmel!“, rief Sorscha aus. „Haben Sie das ge- sehen? Das war großartig!“
„Lizzie!“, brüllte Alec laut und musterte die Fassade, aber in dem Moment kam hinter ihm Devlins Rennwagen auf den Hof gerollt. Devlin brachte seine schwarzen Zugpferde zum Stehen, dass der Kies nach allen Seitens spritzte, und sprang
vom Wagen. „Verdammt, Alec“, rief er wütend, „dafür bringe ich dich um.“
„Oh, nein“, murmelte Lizzie. Offenbar wusste Devlin, dass Alec ihn bloßgestellt hatte.
Mit vor Wut blitzenden Augen schritt Devlin auf Alec zu, der jetzt abgestiegen war. „Warum kannst du sie nicht ein- fach in Frieden lassen?“
„Verschwinde, Dev. Ich habe sie
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