Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
sich zu holen, aber Devlins Stimme ließ sie innehal- ten.
„Elizabeth, geh auf der Stelle ins Haus!“
„Komm, Alec, es ist weit genug gegangen“, murmelte Devlin Alec zu und sah Quint und Carstairs an. „Keiner von uns will die beiden auch nur in der Nähe dieses Hauses haben.“
„Da hast du Recht“, stimmte sein Rivale zu. „Aber wie wer- den wir sie jetzt los?“
Devlin beobachtete voller Hass den gierigen Blick, mit dem Quint das blonde Mädchen verschlang, das höchstens sechzehn war. „Weiß nicht. Aber mir wird schon was einfal- len. Daisy!“, rief er dann und ging mit Alec auf das Mädchen zu.
„Mama, da ist Daisy!“
„Sorscha, komm sofort zurück!“
„Vielleicht will sie mit uns zur Kirche, statt mit den ande- ren zu gehen.“
„Du gehst nicht raus! Bleib bei mir!“ Marys Herz klopfte heftig, als sie das Handgelenk des Mädchens packte und es zu sich zog.
„Mama, was ist denn?“, fragte das Mädchen erschrocken.
Mary antwortete nicht. Verstört betrachtete sie die Szene, die sich vor dem Fenster abspielte. Sie zog Sorscha noch nä- her an sich und hoffte, dass sie in Sicherheit waren, wenn sie hier im Haus blieben. Sobald die Schurken wegfuhren, wür- de sie die Schule verlassen.
Sie würde nicht zurückkommen.
Kaum zu glauben, aber es wurde immer schlimmer. Erst
Strathmore, dann Quint und Carstairs, aber wenigstens kam jetzt Sorschas kleine Freundin auf das Haus zugelau- fen. Mary war entsetzt. Der Streit der beiden Männer hatte sie erkennen lassen, dass durch eine Laune des Schicksals ausgerechnet die Lieblingslehrerin ihrer Tochter die Frau war, der Devlin Strathmore den Hof machte. Als dann auch noch Carstairs’ Kutsche wie ein böses, schwarzes Insekt auf der Suche nach Futter auf den Hof gerollt kam, spürte sie nur noch Furcht. Carstairs verbreitete Unheil, das andere an- steckte.
So wie Johnny. Groß und attraktiv saß er auf dem Kutsch- bock, und ganz offenbar war er immer noch kritiklos seinem Verführer verfallen.
Mary durfte nicht daran denken, dass es nie so weit gekom- men wäre – dass alle die Menschen noch leben würden –, wenn sie es sich damals nicht in den Kopf gesetzt hätte, Car- stairs in einem sinnlosen Versuch, den Jungen zu schützen, entgegenzutreten. Sie konnte kaum glauben, welch kompli- ziertes Beziehungsgeflecht sich da gerade vor ihren Augen abspielte – aber sie hatte ja gewusst, dass Strathmore sich regelmäßig mit Quint und Carstairs traf.
Ihr war jetzt klar, dass Lord Strathmore die junge Lehre- rin offenbar zu seiner Mätresse gemacht hatte, denn Männer seines Standes hatten nur eine Verwendung für Frauen, die gesellschaftlich unter ihnen standen. Was für ein Jammer, dachte sie ein bisschen verärgert. Miss Carlisle hatte den Ein- druck einer anständigen jungen Frau gemacht.
„Mama, wir kommen zu spät zur Messe“, mahnte Sorscha.
„Psst. Das macht nichts, Liebes.“ Mary drückte das Mäd- chen fest an sich, wie sie es schon vor vielen Jahren getan hatte, als Flammen in den Himmel loderten und Menschen um Hilfe schrien.
Daisy warf einen ängstlichen Blick über die Schulter auf Quint, während sie an Dev und Alec vorbei zu Lizzie lief, die Devlins Anordnung, sofort ins Haus zu gehen, nicht befolgt hatte und auf ihre Schülerin wartete, um sie in ihre Obhut zu nehmen. Als Lizzie dann Daisy ins Haus führte, wandte Devlin sich voller Wut zu Carstairs um.
Der kalte Blick des Earls folgte Lizzie, und erst, als sie im Haus war, sah er Devlin wissend an.
„Da ist aber einer ein ganz unartiger Junge gewesen“, sag- te er gedehnt.
Quint lachte dröhnend. „Devlin, du Halunke, da hast du aber etwas vor uns versteckt. Der Kerl hat den Zuckertopf gefunden und will nicht mit uns teilen!“
„Hören Sie zu!“, fuhr Alec ihn an. „Sie lassen diese Mäd- chen in Ruhe, verstanden? Sie sind noch nicht einmal aus dem Schulzimmer heraus!“
„Umso besser“, kicherte Quint und nahm einen Schluck aus seiner Taschennasche.
„Eine Lehrerin kennt sich mit dem Rohrstock aus.“ Car- stairs lächelte Devlin spöttisch an. „Ist es das, was Sie bevor- zugen, mein lieber Dev? Kann sie die Peitsche schwingen?“
Alec keuchte auf und wollte sich auf den Earl stürzen, aber Devlin hielt ihn zurück. Beherrschung. Beherrschung. Sein eigener Herzschlag raste vor Wut, aber er durfte nicht zeigen, was Lizzie ihm bedeutete.
Das würde sie nur in Gefahr bringen. Sie durften nicht wis- sen, dass Lizzie seine Achillesferse war.
Devlin
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