Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
ihre Bestimmung war: diesen Mann zu lieben, die zerschlagene Familie wieder komplett zu machen und alles das anzuwenden, was sie bei den Knights gelernt hatte, damit ihre Würde und ihr Verantwortungsgefühl durch den Namen ihres Mannes ihr halfen, Gutes in der Welt zu tun. Das war ihr Schicksal.
„Kaffee, Mylady?“
Lizzie fuhr herum und sah Mr. Jeffries mit einem Silber- tablett auf sich zukommen, auf dem das Geschirr mit jedem unsicheren Schritt gefährlich schwankte. Wirklich, der gute Alte sollte längst im Ruhestand sein, dachte sie und beeilte sich, ihm zu helfen, obwohl er es offenbar genoss, wieder jemandem dienen zu können.
„Danke, Mr. Jeffries, Sie sind sehr freundlich. Ich fürchte, ich habe das Frühstückszimmer nicht gefunden.“
Er lächelte. „Hier entlang, Mylady. Wenn Sie es wünschen, zeige ich Ihnen gerne jedes Zimmer im Haus und beantworte alle Fragen, die Sie haben. Sie wollen bestimmt das Gewächs- haus und die Bildergalerie sehen, den Ballsaal, die Biblio- thek ...“
„Bibliothek?“, unterbrach Lizzie ihn begeistert.
„Ja, Mylady, aber erst wollen Sie sich sicher durch ein gu- tes Frühstück wieder stärken.“
Lizzie lächelte ihn an, während der Butler sie in ein gro- ßes, sonniges Frühstückszimmer führte, in dem die beiden anderen Diener darauf warteten, ihre neue Herrin kennen zu lernen – eine alte Haushälterin und die Köchin. Mr. Jeffries stellte sie den beiden Frauen vor, und alle drei sahen sie so bewundernd an, als wäre sie eine Kaiserin.
„Sie müssen essen, meine Liebe!“, drängte dann die Kö- chin, und weil alle spürten, dass Lizzie nichts von Förmlich- keit hielt, nahmen sie sie unter ihre Fittiche wie drei gute Feen. Sie umsorgten sie, dachte Lizzie, als wenn sie glaubten,
sie wäre bereits in anderen Umständen.
Das Frühstück war auf einer Anrichte aufgebaut, und ob- wohl Lizzie am liebsten losgegangen wäre, um erst einmal Devlin zu suchen, brachte sie es nicht übers Herz, die alten Diener zu enttäuschen, nachdem sie sich mit der Zubereitung der Speisen so viel Mühe gegeben hatten. Höflich bedankte sie sich bei ihnen und nahm dann am Esstisch Platz.
Die Diener standen strahlend da und sahen zu, wie sie früh- stückte. Fast hätte Lizzie sie gefragt, ob sie nicht mit ihr essen wollten, aber die Angestellten wünschten sich eine richtige Viscountess für ihren Herrn, und eine richtige Viscountess sollten sie kriegen, schwor sich Lizzie und widerstand dem Drang.
Sobald sie sich gesetzt hatte, fiel ihr Blick auf das Portrait einer schwarzhaarigen Schönheit, das in einem goldenen Rahmen über dem Kamin hing. „Wer ist das?“
„Nun, das ist Ihre Vorgängerin, Katherine, die neunte Lady Strathmore.“
Katie Rose. Lizzie betrachtete das Bild. „Sie war wirklich sehr schön.“
Die Diener stimmten ihr zu und nickten eifrig.
Unsicher ließ Lizzie die Gabel sinken und zwang sich zu einem Lächeln. „Hat einer von Ihnen Lord Strathmore heute Morgen schon gesehen?“
Die Drei wechselten beunruhigte Blicke, dann nickte Mr. Jeffries. „Er ist zum Mulberry Cottage hinuntergegangen, Mylady.“
„Das Gästehaus?“, fragte Lizzie verwundert.
„Oh, das ist kein Gästehaus, Mylady“, erklärte die Haushäl- terin. „Seine Lordschaft ist dort groß geworden.“
Lizzie hob die Brauen, aber dann fiel ihr ein, dass Devlins Vater Stephen ja der jüngere Bruder gewesen war. Jacob hat- te den Titel gehabt, und dieses wunderbare Herrenhaus war sein Meisterstück. Dem jüngeren Bruder und seiner Frau hatte nur Mulberry Cottage zur Verfügung gestanden. Wie dumm, dass sie das nicht erkannt hatte! Devlin hatte letzte Nacht den Eindruck erweckt, als wenn er sich in dem großen Haus gut auskennen würde. Ohne Zweifel betrachtete er das Herrenhaus und den Park als Onkel Jacobs Besitz.
Mulberry Cottage dagegen war sein Zuhause.
„Auch als sein Vater den Titel geerbt hatte, zog die Familie
Mulberry Cottage vor“, erzählte die Haushälterin weiter und nickte in Richtung des Portraits. „Mylady Katherine sagte immer, dass er dort gemütlicher für die Kinder sei. Sie waren eine so schöne Familie. Was für eine Tragödie.“
Lizzie sah sie an. Jetzt begriff sie, warum Devlin so bo- denständig war. Er hatte seine ersten Jahre nicht in einem Herrenhaus, sondern in einem Cottage mit Strohdach ver- bracht.
„Der arme Herr“, seufzte die Köchin und schüttelte den Kopf. „Nach ihrem Tod ließ er das Cottage wie einen Sarg ver- siegeln. Aye,
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