Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
nach ih- rem Streit, den sie natürlich mitgehört hatte, zusammen zu sehen.
Sie gaben ein hübsches Paar ab, als sie durch den Salon auf sie zukamen: Devlin dunkel und ernst, Lizzie hell und lä- chelnd. Sie wirkten so vertraut miteinander, als würden sie ei- nander schon seit Jahren kennen. Und gleich darauf war sie von der rosigen Vitalität der Jugend umgeben, wobei es der adleräugigen Augusta nicht entging, dass so mancher subtile Blick zwischen den beiden hin und her ging.
Sieh an, dachte sie. Wenn das keine interessante Geschichte war. Wenn sie genauer darüber nachdachte, haftete dem un- angekündigten Besuch ihres Neffen in Blut und Schlamm et- was Geheimnisvolles an. Das war selbst für Dev ein höchst ungewöhnliches Verhalten.
Angesichts dessen und des geflüsterten Streits, den sie mit- angehört hatte, musste Augusta noch einmal an Lizzies em- pörte Reaktion denken, als vor ein paar Tagen der Brief mit Devlins Spielschulden bei ihr eingetroffen war.
Offenbar hatte das Mädchen eine seltsame Abneigung ge- gen das Spielen.
Als der Postjunge die Rechnung gebracht hatte, war das arme Mädchen auf ihre stille Art dermaßen wütend gewor- den, dass es tatsächlich angefangen hatte zu zittern. Ihre Lip- pen waren weiß geworden, und sie hatte sich entschuldigt, um ein paar Momente Ruhe zu haben und sich wieder in den Griff zu bekommen. Augusta war die Reaktion der jungen Frau aufgefallen, weil es sonst nie vorkam, dass sie ihre Ruhe verlor.
Jetzt begann Augusta sich zu fragen, ob die stille Lizzie die Sache nicht vielleicht selber in die Hand genommen hat- te, um Augustas Neffen auf Umwegen nach Bath zu locken. Immerhin war das Mädchen höchst loyal. Was hatte sie wohl gemacht?, fragte sich die Witwe mit wachsender Neugier und aufkeimender Belustigung.
Dann fiel ihr auf, dass Dev ihre Gesellschafterin mit einem goldenen Glühen in den Augen und einer verräterischen Mil- de in seinem harten Gesicht betrachtete. Lizzie hingegen, die überzeugte Jungfer, erwiderte diesen Blick lächelnd und mit sanftem Erröten.
Du liebe Güte!, dachte Lady Augusta.
Es war nur ein Blick – nur ein flüchtiger Moment –, aber so ein Blick war alles, was eine erfahrene Kupplerin brauchte.
4. Kapitel
Wie machte er das? Hatte er vielleicht bei seinen Reisen in ferne Länder irgendeine schwarze Magie gelernt? Wie schaff- te Devil Strathmore es, wunderte sich Lizzie, dass sie auf einmal nur noch an Sachen dachte, die sich nicht gehörten? Der Wein beim Abendessen stieg ihr direkt in den Kopf, der Abend bestand aus einer Fülle sinnlicher Eindrücke, und sie konnte ihre Augen nicht von ihm abwenden.
Kerzenlicht tanzte auf glänzendem Silber und edlem chi- nesischen Porzellan, die auf schneeweißem Damast gedeckt waren, es glänzte golden auf Kristallgläsern und wurde von dem großen, goldgerahmten Spiegel zurückgeworfen, der an der pflaumenfarbenen Wand hing. In dem weißen Marmorka- min prasselte ein behagliches Feuer, und an den Wänden stan- den uniformierte Diener bereit, um ihnen Gang über Gang ei- nes hervorragenden Essens zu servieren. Der Tisch war reich gedeckt, und der luxuriöse Raum bildete einen schönen Rah- men für das unausgesprochene Spiel zwischen den beiden.
Lady Strathmore saß am Kopf des Tisches und erlaubte Lizzie und Devlin dadurch einen direkten Blick aufeinander durch den intimen Schein des Kerzenleuchters hindurch. Obwohl sie ihren Waffenstillstand auf der Basis geschlossen hatten, dass die Viscountess das Wichtigste war, hatte Lizzie Angst, dass Devlins Tante bald merken würde, wie sehr sie aneinander interessiert waren.
Lizzie staunte, dass sie es geschafft haben sollte, das Inte- resse eines so wunderbaren Mannes geweckt zu haben. Per- fekt gekleidet und absolut atemberaubend war er und mit
dem gebräunten Gesicht elegant und wild zugleich. Einfach unwiderstehlich anziehend. Er hatte sein rabenschwarzes Haar mit einem Band zurückgebunden, aber der goldene Ohrring und die Schramme auf seiner Wange betonten die Verwegenheit seines Aussehens und die männliche Ausstrah- lung. Jede seiner Bewegungen faszinierte Lizzie – das lang- same, sinnliche Trommeln seiner Fingerspitzen am Weinglas, die Art, wie er sich nachdenklich über die Wange strich, seine lässige Art, wenn er sich in seinem Stuhl zurücklehnte, das überlegene Auftreten, wenn er seine Meinung sagte, die brei- ten Schultern, die schönen Hände, die auf der Tischplatte la- gen ...
Ihm beim Essen zuzusehen berührte sie
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