Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
„Bin
ich nicht.“
„Gut, dann sehe ich Sie nachher dort.“ Er lächelte sie höchst anzüglich an. Es sah aus, als wollte er unterstellen, dass sie sich nur in der Bibliothek trafen, um alles andere zu machen als sich zu unterhalten.
In jeder Sprache.
„Nein danke“, stieß Lizzie erneut und etwas atemlos her- vor. Dann drehte sie sich mit klopfendem Herzen auf dem Absatz um und eilte davon, um ihren abendlichen Pflichten gerecht zu werden.
„Ich warte in der Bibliothek, falls Sie Ihre Meinung nach- her noch ändern“, rief er ihr nach, aber Elizabeth wagte es nicht, sich noch einmal umzudrehen.
Als Lizzie in die Halle kam, sah sie, dass Lady Strathmore am Fuße der Treppe in ihrem Rollstuhl saß und auf sie war- tete. Rasch verbarg Lizzie ihre Verwirrung über das Verhal- ten dieses ruchlosen Mannes und half der alten Dame auf die Beine, damit sie sich auf sie stützen konnte. Gemeinsam begannen sie die langsame und schmerzhafte Reise die Trep- pe hinauf. Sie waren gerade mal drei Stufen hoch gekommen, als Devlin plötzlich in die Halle geschlendert kam.
„Kann ich vielleicht behilflich sein?“
Lizzie sah über die Schulter zu, wie er rasch die Treppe hi- naufgelaufen kam. Im Nu hatte er mit einem fröhlichen Grin- sen die Lady auf die Arme genommen.
„Immer zu Ihren Diensten, meine Schöne.“
Seine Tante stieß ein trillerndes Lachen aus.
„Oh, Devlin, du verrückter Kerl, stell mich auf der Stelle wieder hin!“
„Ganz bestimmt nicht!“
„Vorsicht!“, warnte Lizzie, die um die zerbrechlichen Kno- chen der alten Dame fürchtete, aber dann sah sie, dass sie keinen Grund zur Sorge hatte.
Er war ganz schützende Besorgtheit und trug Lady Strath- more langsam die Stufen hoch, bis er sie oben im Flur vor- sichtig absetzte. Während Lizzie sie stützte, eilte er wieder die Treppe hinunter und holte den Rollstuhl hinauf.
„Sonst noch was?“, fragte er an Lizzie gewandt.
Sie schüttelte den Kopf.
„Gute Nacht, mein Lieber“, murmelte seine Tante, als Dev- lin sich über sie beugte und sie auf die Wange küsste. „Egal,
wie lange du bleibst, ich bin froh, dass du gekommen bist.“
„Ich auch“, erklärte er sanft und warf Lizzie einen bedeu- tungsvollen Blick über die Schulter zu.
Augusta entging dieser Blick nicht, der zwischen den bei- den hin und her ging. Oh ja, zwischen den jungen Leuten knisterte es gewaltig.
Wirklich, dieser Abend war die beste Unterhaltung gewe- sen, die sie seit Jahren gehabt hatte. Wie schön eifersüchtig ihr Neffe auf Dr. Bell geworden war, und wie wunderbar die- ser Trick, als Lizzie sich schnell Süßwein auf ihr Kleid gegos- sen hatte, um vom Tisch aufstehen zu können, als die Unter- haltung mit Dev in gefährliches Fahrwasser gekommen war. Es war zu komisch gewesen!
Sehr vergnügt ließ die alte Dame sich von ihrer jungen Ge- fährtin dabei helfen, sich zu waschen und ihr Nachtgewand anzuziehen, und Miss Carlisle war wie immer geduldig und freundlich. Tante Augusta überlegte dabei die ganze Zeit, wie es jetzt weitergehen sollte. Dev und Lizzie verhielten sich beide so furchtbar ausweichend, wenn es um Herzensan- gelegenheiten ging, und sie wusste, dass sie sehr vorsichtig vorgehen musste.
Jetzt brachte Margaret die Wärmflaschen für ihr Bett he- rein, knickste eilfertig und ging dann wieder, wobei sie leise eine gute Nacht wünschte. Kurz darauf hatte Lizzie der alten Lady geholfen, in das große Himmelbett zu steigen.
„So, Mylady, jetzt haben wir es.“ Das Mädchen zog die Bett- decke hoch und strich sie über den Schultern ihrer Arbeitge- berin glatt. „Soll ich Ihnen noch ein paar Absätze aus der Bibel vorlesen, ehe Sie einschlafen?“
„Setzen Sie sich doch einfach noch ein bisschen zu mir, meine Liebe.“ Augusta klopfte auf die Bettkante. „Es gibt da etwas, was ich Ihnen gerne sagen möchte.“
Lizzie sah sie erschrocken und schuldbewusst an, setzte sich aber gehorsam und wartete.
Augusta beherrschte sich, nicht breit zu lächeln, und sah das Mädchen stattdessen mit ihrem besten Drachenblick an. „Miss Carlisle, gehe ich fehl in der Annahme, dass die Anwe- senheit meines Neffen heute Abend kein Zufall ist?“
Lizzie senkte beschämt den Kopf und schüttelte ihn dann verneinend. „Nein, Mylady, Sie haben Recht, es ist kein Zu- fall.“ Das Mädchen warf ihr unter gesenkten Lidern einen
schüchternen Blick zu. „Ich habe ihm einen Brief geschrie- ben.“
„Und was genau haben Sie ihm geschrieben?“
„Ich habe
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