Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
hat den Master sehr beeindruckt.“ Ben schwieg nachdenklich. „Da beschloss er, dem Schiff zu folgen und einen Weg zu finden, die armen Menschen aus Afrika zu retten.“
„Oh“, murmelte Lizzie hingerissen und mit großen Augen.
„In jener Nacht in den frühen Morgenstunden stürmte er mit seiner Mannschaft den Sklavenmarkt von Charleston und befreite uns alle! Erst wussten wir gar nicht, was da vor- ging. Wir dachten, sie wären Piraten.“
„Angesichts seines Ohrrings kann ich Ihren Irrtum verste- hen“, stimmte Lizzie ihm ernsthaft zu.
Dev verzog spöttisch die Lippen.
„Er und seine Matrosen brachten uns in ihre Beiboote und ruderten uns dann zum Schiff hinaus. Dann segelte er mit uns nach Norden hoch nach New York, wo uns keine Kopf- geldjäger je finden konnten. Statt uns zu entführen und sel- ber Profit zu machen, indem er uns verkaufte, was Mama und ich insgeheim erwartet hatten, wurden wir hier von der freien schwarzen Gesellschaft aufgenommen. Sie müssen wis- sen, dass die Sklavengesetze in Pennsylvania sehr viel weni- ger grausam sind als im Rest des Landes, weil die Quäker dort im Kongress sitzen. Lord Strathmore gab uns Geld, da- mit wir ein neues Leben beginnen konnten. Er hat uns zu Freien gemacht.“
„Was für eine wunderbare Geste“, wisperte Lizzie. „Es ist mehr als das ... es ist heroisch von ihm.“
„Ja, Miss, das war es.“ Ben nickte ernst, und Dev spürte, wie Lizzies bewundernde Worte ihn vor Freude erschauern ließen – und ihn auch ein wenig beschämten, um ehrlich zu sein. Er war sich sicher, dass jeder feinfühlige Mann dasselbe getan hätte. Nachdem seine Familie durch die Grausamkeit des Schicksals zerbrochen war, hatte er es wie eine Wieder- gutmachung empfunden, dass er Ben und seiner Mutter, sei- nen Brüdern und Schwestern hatte helfen können zusammen- zubleiben.
„Er hat uns allen das Leben gerettet“, fuhr Ben fort. „Nicht nur mir, sondern auch meiner ganzen Familie. Deshalb hat Mama gesagt: ,Bennett, mein Junge, diese Plantage war im- mer zu eng für dich. Geh, gib dir den Namen Freeman und sei frei. Geh mit diesem verrückten Engländer und sieh dir die Welt an.’ Und das habe ich getan.“
Lizzie lächelte ihn an.
„Weiter ging es durch den großen Staat Pennsylvania bis dorthin, wo immer noch Wildnis ist“, fuhr Ben fort. „Wir wa- ren in den Bergen bei den Stämmen der Irokesen, die die nörd- lichen Seen beherrschen, und wir waren im Süden im Reich der Tscherokesen. Als wir einmal über die Appalachen stie- gen, hat Master Dev sogar gegen einen Berglöwen gekämpft! Der hatte uns tagelang verfolgt, ehe er endlich angriff. Den Kampf hätten Sie sehen sollen ...“
„Aber was war mit den Wilden, Mr. Freeman?“, unterbrach ihn Miss Carlisle gespannt. „Sind Sie wirklich dort gewesen
und haben diese primitiven Leute zu sehen bekommen?“
„Zu sehen bekommen?“, rief Ben aus. „Aber noch viel mehr: Wir haben bei den Tscherokesen überwintert, als wir an den Cumberland Pass kamen und entdeckten, dass der völlig zu- geschneit war. Wir wären mit Sicherheit erfroren, aber sie haben uns das Leben gerettet und uns ihre Bräuche gelehrt. Es sind freundliche Menschen und wahrlich keine Wilden, wenn man sie erst einmal richtig kennen gelernt hat – es sei denn, man begleitet sie bei einem Überfall. Aber ich denke, das ist nicht unbedingt das, was junge Damen gerne hören möchten.“
„Oh, Mr. Freeman, waren Sie bei einem Indianerüberfall dabei?“, fragte Lizzie mit geröteten Wangen.
„Nein, Miss, ich ganz bestimmt nicht. Aber einmal ist Seine Lordschaft ...“
Dev räusperte sich vernehmlich und unterbrach dadurch die Erzählung, ehe sein Kammerdiener noch allzu intime De- tails enthüllte, die ihn bloßstellen könnten.
„Ach ... äh ... ja ... guten Abend, Sir“, hustete Ben und sah ihn verlegen an. „Ich helfe Miss Carlisle nur gerade, die Wein- flecken aus ihrem schönen Kleid zu bekommen. Diese Katze ist ein richtiger Teufel, höre ich.“
„Das stimmt“, erwiderte Devlin trocken. „Miss Carlisle?“
„Ja, Mylord?“ Sie senkte verlegen den Kopf, weil sie genau wusste, dass er sie dabei ertappt hatte, wie sie seinen Kam- merdiener aushorchte, aber dann warf sie ihm doch unter lan- gen Wimpern einen Blick zu, und Dev bemerkte, dass sie ihn mit neuen Augen sah. In den Tiefen ihrer hellgrauen Augen glomm ein Respekt, der vorher nicht da gewesen war.
Das freute ihn mächtig.
Dev verschränkte höflich die Hände auf
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