Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
zurück auf den Pfad der Tugend zu finden, ging er zu einem dieser halsabschneiderischen Geld-
verleiher in einer der gefährlichsten Gegenden der Stadt und nahm dort trotz der empörend hohen Zinsen einen Kredit auf, um seine Spielschuld bezahlen zu können.“
„Nicht besonders klug“, murmelte Devlin.
„Eben, und Alec wusste das auch, aber er hat fröhlich be- schlossen, die Tatsachen zu ignorieren. Er war sicher, dass sich das Blatt wieder wenden würde, aber vorher musste er seine Spielschulden bezahlen, weil er sein Gesicht sonst bei White’s und Brooke’s nicht mehr hätte zeigen können. Also hat er mit dem Kredit seine Schulden bezahlt, und in den Clubs war alles wieder gut. Aber als die erste Zinsrate fällig war, hatte sich sein Glück am Spieltisch nicht wieder einge- stellt, und das bedeutete, dass er jetzt noch mehr Probleme hatte als vorher.
Der Geldverleiher hat ihm ein Trio von riesigen Schlägern auf den Hals gehetzt und sein Geld verlangt, aber Alec hatte nichts. Er hat sie so lange wie möglich hingehalten. Aber sie ließen ihn nicht in Ruhe. Schließlich haben sie ihn erwischt, als er nach einer Feier auf dem Heimweg war – er war alleine, angetrunken und konnte sich nicht wehren. Er hat es noch geschafft, trotz eines gebrochenen Knöchels vor ihnen zu flie- hen, aber bald waren sie wieder hinter ihm her. Mittlerweile war er zu wütend und beschämt, um seinen Brüdern von sei- nem Dilemma zu erzählen. Ich war dabei, als die schreckli- chen Kerle es wieder auf ihn abgesehen hatten.
Sie haben gesagt, sie würden ihn umbringen, Devlin. Ich habe ihre Drohungen selbst gehört – gegen einen Mann, den ich anbetete, seit ich neun Jahre alt war. Ich konnte nicht zu- lassen, dass sie Alec etwas antun. Als ich gemerkt habe, in welcher Gefahr er ist, habe ich ihm mein Erbe gegeben, das mein Vater mir als Mitgift hinterlassen hatte. Es ist nicht viel, aber Robert hatte es all die Jahre gut angelegt ...“
„Was?“, keuchte Devlin und sah sie bewundernd an. „Du hast Alec Knight deine Mitgift angeboten, damit er seine Spielschulden bezahlen kann?“
„Ich habe es versucht, aber so funktionierte es nicht. Ich werde nie den Ausdruck in seinem Gesicht vergessen, als ich ihm das Geld gegeben habe. Er hat mich angestarrt, als wenn er mich das erste Mal sähe und auf einmal verstehen wür- de, was ich für ihn empfinde, nachdem wir all die Jahre wie Bruder und Schwester unter einem Dach gelebt hatten. Ich
glaube, das war das erste Mal in seinem Leben, dass er sich mit einer Situation konfrontiert sah, der er nicht durch Char- me entkommen konnte. Er wusste nicht, was er sagen sollte.“ Tränen stiegen ihr in die Augen, aber sie blinzelte sie schnell wieder weg.
„Wie auch immer, er nahm das Geld an, als ich darauf be- harrte und ging, aber er war in einer sehr seltsamen Stim- mung. Er sollte damit zu dem Geldverleiher gehen und sei- ne Schulden bezahlen, aber er blieb stundenlang weg. Es wurde langsam dunkel, und ich hatte eine Todesangst. Ich dachte, diese Schurken hätten ihm etwas angetan, obwohl er das Geld zurückzahlte, und ich gebe zu ... dass ich auch gedacht habe, er wäre vielleicht zu White’s gegangen, um ein letztes Mal sein Glück mit meinem Geld zu versuchen. Aber am nächsten Morgen kam er dann ganz vergnügt angeschlen- dert. Und das war der Moment, in dem ich gemerkt habe, was für ein Riesendummkopf ich all die Jahre gewesen bin. Er gab mir mein Geld zurück und sagte, dass er es nicht brau- chen würde, er habe eine Anstellung gefunden, die es ihm erlaube, von jetzt an selbst für sich zu bezahlen. Und dann sagte er mir, wo er gewesen war.“
„Und wo war das?“
Lizzie biss sich auf die Unterlippe und wandte den Blick ab. „Ich dachte, das wüssten alle. Ach so, du warst ja zu der Zeit im Ausland. Natürlich.“ Sie schloss die Augen und schüt- telte den Kopf. „Es gibt eine reiche Baronesse in London – je- dermann kennt sie – Lady Campion. Du hast sie bestimmt schon in der Stadt gesehen. Sie ist sehr elegant, weltgewandt, wohlerzogen. Alles das, was ich nicht bin“, setzte sie mit ei- nem unglücklichen Lächeln hinzu.
Devlin ergriff ihre Hand. „Erzähl weiter.“
„Ich weiß nicht genau, wie ich es sagen soll. Am Ende war es Lady Campion, die Alecs Schulden bezahlt hat. Er wurde ihr ... das heißt, er hatte mit ihr verabredet, dass er für das Geld ... in ihrem Bett arbeiten würde.“
Dev sah sie schockiert an. „Armes Mädchen“, flüsterte er
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