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Gaelen Foley - Knight 06

Gaelen Foley - Knight 06

Titel: Gaelen Foley - Knight 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nacht der Sünde
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musst dich deiner Unerfahrenheit nicht schämen. Genau genommen bin ich sogar froh, dass es so ist. Du bist viel zu hübsch, um dich auf der Straße herumzutreiben, meine Liebe.“
    Das Kompliment verwirrte sie. Nun, es war wohl wirklich dunkel, wenn er etwas Derartiges angesichts ihrer miserablen Verfassung dachte.
    Er schob die Hände in die Taschen seines Überrocks und be- trachtete sie nachdenklich. „Wie lange bist du schon in der Stadt?“
    Sie schluckte. Das zumindest konnte sie wahrheitsgemäß be- antworten. „Etwa – acht Stunden.“
    Belustigt hob er die Brauen. „So lange?“
    Sie nickte. „Ich bin erst heute Nachmittag angekommen.“ „Aus?“
    „Yorkshire.“ Sie ließ den Laternenlöscher sinken, im selben Moment stieg Heimweh in ihr auf. Ihr Kinn begann zu zittern, als sie an ihr Dorf dachte und an ihr geliebtes Zuhause, das

Tudorgebäude am Rande der Heide. Wie sehr sie doch Talbot Old Hall mit den zahllosen Giebeln vermisste, dem Efeu und den vier aus Eiche geschnitzten Engeln, die mit Schilden und Schwertern auf dem Dach Wache hielten.
    Seine Augen glänzten. „Ein Mädchen aus Yorkshire. Wie rei- zend. Ich stamme selbst aus dem Norden. Geboren und aufge- wachsen in Cumberland. Ein Kind vom Lande.“
    Sie musste lächeln bei der Vorstellung, wie dieser Londoner Heu einfuhr oder Schafe hütete.
    „Nun, das ist ein Anfang“, meinte er und beobachtete sie wei- terhin. „Du hast ein hübsches Lächeln, Becky.“ Er ließ den Blick wieder auf ihr ruhen. „Mit einem Grübchen und allem.“
    Sie errötete, aber dann schüttelte er den Kopf und nahm sie in die Pflicht. „Hier ist nicht Yorkshire, ma chérie. Auf diese Weise wirst du dich nicht in London zurechtfinden. Man könnte dir sogar etwas antun. Schlimm wäre das.“
    Er hatte ja keine Ahnung, was er da sagte.
    „Angst kenne ich nicht“, erwiderte sie. Das war natürlich ge- logen. Sie vermutete, dass diese Kühnheit ganz tief in ihr ver- wurzelt war, nachdem sie sich ihr Leben lang hatte behaupten müssen.
    Er lächelte wissend. Dann kam er näher und legte beiläufig eine Hand auf den Gaslöscher. Es gelang ihr nicht, sich zu wi- dersetzen, nachdem sie einen Moment lang verwirrt war von der Art, wie seine feingliedrigen und makellos gepflegten Finger das glatte Holz des Stabes nahezu streichelten.
    Vermutlich, dachte sie, hat er einen Lakaien, der ihm einmal im Monat die Hände manikürt. Betörend schöne Hände.
    Seine Nähe irritierte sie. Sie konnte nichts tun, so befangen war sie von seinem Blick und den langen, sensiblen Fingern. Behutsam löste er die Holzstange aus ihren Händen und steckte sie zurück in die Halterung. Mühelos hatte er sie entwaffnet – in mehr als einer Weise.
    „So ist es besser“, flüsterte er. „Jetzt können wir Freunde sein.“
    Als er sich ihr wieder zuwandte, sah sie ihn unsicher an, er- füllt von der seltsamen Sehnsucht, sich unter seinen Schutz zu begeben. Hilfe, dachte sie. Bitte helfen Sie mir.
    Er streckte die Hand aus und strich zart mit den Finger- spitzen über ihre Wange. Sie erschauderte, und ihre Reaktion

erheiterte ihn.
    „Was also hältst du von unserer schönen Metropole, nachdem du dich immerhin schon seit acht Stunden in ihr aufhältst?“, fragte er beiläufig.
    „Ehrlich?“ Als er ermutigend nickte, kamen ihr die Worte wie von selbst über die Lippen. „Dieser Ort ist entsetzlich“, erklärte sie, und ihre Stimme war ein einziges Flüstern, ihr Kinn bebte. „Ich hasse diese Stadt von ganzem Herzen.“
    Ihre Entschiedenheit erstaunte ihn, aber dann schaute er sie genauer an und zog sie näher zu sich heran. „Liebes, nein. Psst. Du wirst doch nicht weinen?“ Er legte einen Arm um sie und versuchte, sie zu beruhigen, während sie wie benommen da- stand, weder näher zu ihm trat noch zurückwich.
    Die Berührung ließ ihre innere Abwehrhaltung zusammen- brechen. Es war so lange her, dass jemand sie in den Arm ge- nommen hatte. Jahre. Der Gedanke allein genügte, und sie hätte am liebsten hemmungslos geweint. Sie schloss die Augen.
    „Ruhig“, flüsterte er.
    Sie kannte ihn nicht, aber sie fühlte sich viel zu erschöpft, um gegen ihn nochmals aufzubegehren, und die Kraft, die sie in seinen Armen und seinem muskulösen Körper fühlte, als er sie hielt, brachte sie dazu, sich an ihn zu lehnen. Sicherheit. Als er sich vorbeugte und sie auf die Stirn küsste, gab sie nach und sehnte sich nur nach Geborgenheit und Ruhe. Beinahe wäre sie im Stehen

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