Gaelen Foley - Knight 06
durchnässt, wodurch der feine Schnitt ihres Gesichts betont wurde. Wassertropfen hingen an ihren Wimpern und benetzten ihre vollen Lippen, sie schienen diese in taugetränkte Rosenblätter zu verwandeln. Eine schmut- zige kleine Streunerin und gleichzeitig hinreißend.
Er begehrte sie.
Doch er wagte nicht, ihr das zu sagen, aus Angst um sein Wohlergehen. Tatsächlich lief er Gefahr, wenn er sich weiter über sie lustig machte oder auf andere Weise zu sehr ihren Zorn herausforderte, erschlagen zu werden. Aber er konnte einfach nicht aufhören zu grinsen. Endlich gab es für ihn eine Ablen- kung. „Du bist ganz geschickt mit diesem Ding. Hast du je da- ran gedacht, Kricket zu spielen? Unser Team könnte dich ge- brauchen.“
Sie seufzte tief und holte erneut aus. Er bog seinen Oberkör- per zurück, und der Laternenlöscher verfehlte um Haaresbrei- te seine Brust. Er hätte ihn packen können, aber dann wäre sie weggelaufen, und der Spaß hätte ein Ende gefunden.
„Was stimmt nicht mit Ihnen?“, rief sie aus, offensichtlich verärgert, weil sie ihn verfehlt hatte. „Warum lassen Sie mich nicht in Ruhe?“
„Aber Mademoiselle, ich bin nur gekommen, um mich davon zu überzeugen, dass es Ihnen gut geht – und natürlich, um mich für das grobe Benehmen meiner Freunde zu entschuldigen“, fügte er mit seinem gekonntesten Unschuldsblick hinzu. Dazu lächelte er sie so charmant an, wie es ihm nur möglich war. Aber sie beobachtete ihn misstrauisch, als glaubte sie ihm nicht. „Sie wollten dich nicht ängstigen ...“
„Ich hatte keine Angst!“
„Natürlich nicht.“ Es fiel Alec schwer, angesichts ihres Mutes nicht zu lächeln. „Trotzdem war es nicht sehr nett von ihnen, deinen Schlaf zu stören.“
Drohend hob sie ihre Waffe. „Machen Sie sich schon wieder über mich lustig?“
„Nun, das tue ich nicht“, erwiderte er leise. „Ich flirte mit dir, meine Liebe.“
2. KAPITEL
„Oh“, erwiderte Becky gedehnt. Sie war nicht ganz sicher, was das zu bedeuten hatte. Sie umfasste den Gaslöscher wieder fest, nur für den Fall, dass er etwas Ungehöriges versuchen wollte. Der Mann lächelte, überlegen und unwiderstehlich. „Weitere Gewalt ist nicht nötig, oder? Hast du eben nicht genug verletzte Männer zurückgelassen?“
„Sie haben es verdient“, erwiderte sie hitzig.
„Ja, das stimmt“, räumte er ein und trat einen Schritt vor, wobei er die Hände weiterhin ausgebreitet hielt, um sie zu be- ruhigen. „Aber ich habe dich nicht so wie meine Freunde be- handelt.“
Sie blieb wachsam, gab aber immerhin zu, dass das stimmte.
„Wie heißt du?“
„Sie zuerst.“
Ihr Befehl schien ihn zu erstaunen, doch dann zuckte er die Achseln. „Alec.“ Er ließ die Hände sinken, kam ihr aber auch nicht näher. „Lord Alec Knight, zu Ihren Diensten.“ Er deute- te eine Verbeugung an, die Hand auf seine Bauchmuskeln ge- legt. „Du musst keine Angst haben“, fügte er hinzu. „Ich tue dir nichts. Ich weiß, meine Freunde haben dich erschreckt, aber ich gebe dir mein Wort, dass du von mir nichts zu befürchten hast.“
Becky beobachtete ihn wachsam. Nichts zu befürchten ha- ben, das war relativ. Eines jedenfalls war sicher: In Buckley-on- the-Heath gab es niemanden, der so war wie er. Nie zuvor hatte jemand sie Mademoiselle genannt. Tatsächlich schien es so, als hätte sie durch Lord Alec Knight und seine Kameraden einen
ersten Blick auf jene berüchtigte Rasse erhascht, über die alle Welt sprach: die Londoner Dandys.
Ein Grund mehr, ihn in Schach zu halten. Für seinesgleichen war es ein Spiel, den Ruf von Frauen zu zerstören. Jedenfalls hatte sie das gehört. Und dennoch ...
Mochte ihre abenteuerlustige Seele deswegen auch verdammt sein, sie war durchaus fasziniert.
Während sie ihn aufmerksam betrachtete, entschied sie, dass von Lord Alec Knight keine unmittelbare Gefahr ausging. Groß und stark wie er war, hätte er ihr die Waffe einfach entreißen können, wenn er gewollt hätte. Nein, so wie er aussah, drohte jeder Frau in seiner Nähe eine ganz andere Gefahr.
Alles an ihm deutete auf einen Herzensbrecher hin. Er besaß das Gesicht eines Engels, das Lächeln eines Sünders und den kühlen Blick eines Vergnügungssüchtigen, der sich nicht viel um die Dinge um ihn herum scherte.
Seine Waffen, die er bei seiner Kunst der Verführung einsetz- te, waren außergewöhnlich, dieser liebevolle Blick, die tiefe, ein wenig heisere Stimme – oh, und das unglaublich schöne Ge- sicht!
Das
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