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Gaelen Foley - Knight 06

Gaelen Foley - Knight 06

Titel: Gaelen Foley - Knight 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nacht der Sünde
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Halstuch hatte er abgenommen, sodass sein sehniger Hals zu sehen war. Das weite weiße Hemd entblößte auf diese Weise ein wenig von seiner glatten, wunderbar schimmernden Haut.
    Becky versuchte, nicht hinzusehen.
    Vermutlich bereitete es ihm keinerlei Schwierigkeiten, Frau- en vom rechten Weg abzubringen. Obwohl sie den Blick abge- wandt hielt, roch sie noch sein Eau de Cologne – der Regen und das Laufen hatten den Duft verstärkt. Sie war ihm jetzt so nah, dass sie die Hitze spürte, die von ihm ausging.
    „Und wie heißt du?“, fragte er leise, in geübtem Tonfall. Ein Lächeln umspielte seine sinnlichen Lippen. „Du hast verspro- chen, es mir zu sagen, wenn ich dir meinen Namen nenne.“
    „Ich habe gar nichts versprochen“, erklärte sie.
    Er lachte, und seine blauen Augen glitzerten, ein Zeichen da- für, dass er sie um den Finger wickeln wollte. „Ich muss es trotz- dem wissen.“ Er trat näher, seine unwiderstehlich sanfte Stim- me sollte Vertrauen in ihr wecken, doch sie widerstand. „Sag es mir. Vorher kann ich nicht weggehen.“
    „In diesem Fall – Becky“, antwortete sie, ohne ihren Nachna-

men zu nennen. Je weniger er über sie wusste, desto besser.
    Zum Glück schien er sich damit zufriedenzugeben. „Und warum, liebe Becky, schläfst du im Eingang zu Draxingers Haus?“
    Ihr Stolz regte sich. „Vielleicht war ich müde.“ Vielleicht wusste ich nicht, wohin ich sonst gehen sollte?
    „Der Butler hat dich nicht hineingelassen?“
    Worauf wollte er hinaus?
    „Warum hätte ich den Butler bemühen sollen?“, gab sie un- wirsch zurück. Es verletzte ihren Stolz, dass diese reichen, hoch- näsigen Kerle sie in so einer Lage gesehen hatten. Sie konnten nur schlecht von ihr denken.
    „Du hättest an die Tür klopfen können“, schalt er lächelnd. „Die Diener hätten dich eingelassen, wenn du gesagt hättest, dass die Äbtissin dich für die Party geschickt hat.“
    „Äbtissin?“ Becky runzelte die Stirn und sah ihn an, und dann wurden ihre Augen immer größer, als sie zu verstehen be- gann. Deswegen also waren seine Freunde so dreist gewesen! Jetzt ergab das alles einen Sinn. Becky war wie gelähmt, als sie erkannte, dass genau wie seine Freunde und jeder andere in dieser grauenhaften Stadt auch Lord Alec Knight sie für eine Dirne hielt.
    Und nur deswegen, dachte sie wütend, steht er noch hier.
    Er interessierte sich nicht im Mindesten für sie. Er wollte sich nur ein bisschen amüsieren. „Komm zurück ins Haus“, sagte er schmeichelnd. „Bleib einfach nahe bei mir. Ich werde nicht zu- lassen, dass die Burschen dir etwas tun.“
    Hin- und hergerissen zwischen Zorn und einem ungläubigen Staunen darüber, wie an diesem Tag wirklich alles schiefging, schüttelte Becky den Kopf; dabei schlug ihr Herz wie rasend.
    Endlich zeigte jemand in dieser abscheulichen Stadt eine gewisse Sorge für sie, und nun verstand sie auch den Grund dafür.
    Gerade wollte sie ihn über seinen Irrtum aufklären, als sie innehielt und sich daran erinnerte, wie jeder, den sie an diesem Tag um Hilfe gebeten hatte, sie einfach wegschickte. Wenn sie diesem Londoner Schürzenjäger erzählte, dass sie ein anstän- diges Mädchen sei – und er annahm, dass er nicht bekommen würde, wonach es ihn verlangte, dann würde auch er sie ein- fach stehen lassen. Hungrig, gehetzt, verlassen. Die Vorstellung,

wieder allein in den Straßen zu bleiben, mitten in der Nacht, erschien ihr schlimmer als Lord Alecs schockierende Vermu- tungen.
    Weitaus schlimmer.
    So tat sie das, was jeder vernünftige Mensch aus Yorkshire ge- tan hätte – sie hielt den Mund.
    Sollte er von ihr glauben, was er wollte. Es war nicht wichtig. Ihr Leben stand auf dem Spiel, was kümmerte sie da ihr Ruf? Irgendwie schien in seiner strahlenden Gegenwart die Nacht et- was weniger finster.
    „Komm, Becky“, sagte er sanft, ja lockend zu ihr. „Du holst dir hier draußen den Tod. Ich sehe, wie du zitterst.“ Er warf ei- nen Blick auf ihre Waffe, mit der sie sich verteidigt hatte. „Wa- rum legst du dieses Ding nicht weg?“
    „Halten Sie Abstand!“, rief sie warnend, aber sie fühlte, wie ihr Widerstand nachließ.
    Er lächelte und musterte sie in der Dunkelheit fast zärtlich. „Woher kommt nur mein Gefühl, dass du das noch nicht lange tust?“
    „Ich – ich ...“ Sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach. Mein- te er ihre Tätigkeit als Dirne?
    „Es ist schon gut“, sagte er und ließ seinen Blick über ih- ren Körper gleiten. „Du

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