Gaelen Foley - Knight 06
zärtliches, männ- liches Lächeln und umfasste ihre Taille, als wollte er ihr sagen, dass er sie festhalten würde, was immer da kommen mochte. Es quälte sie dennoch, dass sie diesen Kampf nicht mehr allein kämpfen konnte. Aber dann neigte er den Kopf und küsste ihre Schläfe, umgab sie mit seiner Stärke, und seine Nähe schenkte ihr unbeschreiblich viel Trost.
„Hör mir zu, du eigensinniges Frauenzimmer“, flüsterte er zärtlich. „Von nun an sollten wir gemeinsam entscheiden, was für uns am besten ist. Vielleicht war ich zu voreilig in dem, was ich gesagt habe. Keiner von uns kann für den anderen die Ge- setze ändern – wie sehr wir es uns vielleicht auch wünschen. Ich fürchte, wir sind beide zu stark, um ein Nein als Antwort zu ak- zeptieren ...“
Sie lächelten einander zu. Sie hatten ein Abkommen.
„... ich werde dich also nicht zwingen, mich zu heiraten, wenn du nicht mehr versuchst, vor mir davonzulaufen.“
„Alec ...“
„Hör mir zu. An Mut mangelt es dir nicht, bei Gott. Du be- sitzt mehr Kühnheit, als ich je bei einer Frau vorgefunden ha- be, und ich bewundere dich dafür. Aber versuche nicht, mich zu beschützen, meine Liebe. Ich kann auf mich selbst aufpas- sen – und auf dich.“ Als er seine Fingerspitzen unter ihr Kinn schob, sah sie ihm in die Augen. „Aber vergiss nicht, dass wir in Schottland auf legale Weise heiraten könnten.“
Weil er weiter auf diesem Thema beharrte, errötete sie. Sie war nicht davon zu überzeugen, dass er das wirklich wollte. „Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Dafür ist keine Zeit.“
„Vielleicht, wenn das alles vorbei ist.“
Sie wandte sich ab und fühlte, dass er sie anblickte. „Viel- leicht.“
„Lehne meinen Antrag ab, wenn du das möchtest“, sagte er nach einer Weile. „Aber dann musst du mir erlauben, der Ehre auf andere Weise Genüge zu tun, mit meinem Degen.“ Sie sah zu ihm auf und fing zu zittern an, als sie die Leidenschaft in sei- nem Blick entdeckte. „Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um dir zu helfen“, gelobte er. „Meine einzige Bedingung ist, dass du mir die Wahrheit sagst.“
Sie dachte darüber nach und nickte dann ernsthaft. „Na schön“, brachte sie schließlich heraus. „Ich werde dir alles er- zählen.“
„Gut.“ Langsam lockerte er den Griff um ihre Taille. „Viel- leicht kannst du mit dem anfangen, was ich am liebsten wissen möchte.“
„Was ist das?“
„Warum du dich mir in der letzten Nacht hingegeben hast.“ Leicht legte er eine Hand auf ihre Schulter und hinderte sie daran, sich abzuwenden. „Für ein paar Speisen und ein Dach über dem Kopf hast du zu teuer bezahlt. Glaubtest du wirk- lich, du hättest mich anders nicht dazu bringen können, dir zu helfen?“
Sie biss sich auf die Unterlippe und überdachte gründlich ih- re Antwort. Es gab so etwas wie männlichen Stolz, und wenn sie sich in Zukunft auf seine Hilfe verlassen wollte, dann war es am besten, ihn nicht zu verärgern. „Ich – ich begehrte dich. Daran müsstest du doch gewöhnt sein.“
„Nicht von unberührten Mädchen. Nein, Becky. Du musst meine Gefühle nicht schonen. Du hast deine Bedenken mir ge- genüber recht deutlich geäußert. Nicht einmal ich halte mich für so unwiderstehlich“, meinte er mit einer müden Andeutung von Humor. „Sprich weiter. Was noch? Es gibt etwas, wovon du mir nichts erzählt hast.“ Er verzog das Gesicht. „Du erin- nerst dich, ich bin ein Spieler. Ich habe gelernt, in Gesichtern zu lesen.“
Becky kämpfte mit ihrer Unsicherheit, dann schloss sie die Augen. „Ich will es dir wohl sagen, aber du wirst wütend wer- den. Ich habe Angst, du könntest etwas Überstürztes tun.“ „Zum Beispiel?“, fragte er kühl.
„Ihn zum Duell fordern“, flüsterte sie und öffnete wieder ih-
re Augen.
„Kurkow?“
Sie nickte.
„Ich habe keine Angst vor ihm.“
„Nun, ich aber. Ich weiß, wozu er fähig ist, und du solltest auch Angst haben, wenn du klug bist. Weißt du, in wie vielen Schlachten er gekämpft hat?“
Alecs Berührung war sanft, doch in seinem Blick lag Wut, als er ihr Gesicht umfasste. „Was hat er dir angetan?“
Bei der entsetzlichen Erinnerung traten ihr Tränen in die Augen. Alec blieb ruhig, wenn auch unerbittlich, und endlich fasste sie sich. „Er – er drohte, mir Gewalt anzutun. Er sagte, er würde mir eine Lektion erteilen, die ich nie vergessen wür- de. Und wenn er mit mir fertig sei, dann würde er mich an ei- nen
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