Gaelen Foley - Knight 06
nicht mehr bin als ein flüchtiges Zwischenspiel. Aber für mich war das eine Sache auf Leben und Tod.“
„Du redest Unsinn.“
„Wie sollte ich dir etwas so Ernsthaftes anvertrauen, wenn du doch ganz offensichtlich nur dein Vergnügen suchtest? Ich hatte keinen Grund anzunehmen, dass ich dich interessierte.“
„Sei nicht ungerecht. Ich war gut zu dir ...“
„Ein großzügiger Gastgeber, ja.“
„Und Liebhaber, nehme ich doch an? Du hast mir genug ver- traut, um freiwillig in mein Bett zu kommen!“ Er schrie es bei- nahe, und vor Zorn war sein Gesicht hochrot.
„Das ist etwas anderes.“
„Wie das? Hältst du mich für dermaßen unfähig, dir zu hel- fen? Ein Hengst, gerade gut genug für ein Schäferstündchen? Ist es das? Denn wenn du das wirklich von mir denkst, dann kränkst du mich über die Maßen ...“
„Das habe ich nicht gesagt, Alec. Verdreh mir nicht die Worte im Mund. Sieh mal, das ist alles gar nicht nötig. Dein Junggesel- lendasein ist gesichert. Offensichtlich willst du keine Ehe, und weil ich nicht die Absicht habe, dich zu heiraten, brauchst du dich auch nicht aufzuregen. Und wollte ich dich ehelichen, so könnte ich das auch nur mit Zustimmung meines Vormunds tun. Erst Anfang August werde ich einundzwanzig, und glaub mir, er würde das nie zulassen.“
Alec hatte sich wieder ein wenig beruhigt. „Ich vermute, du sprichst von Kurkow?“
Aufmerksam sah sie ihn an. „Du kennst Michail?“
„Ich bin Alec Knight, chérie. Ich kenne jeden. Jeden außer dir, wie es scheint.“
Wieder mied sie seinen Blick.
„Ich beobachtete, wohin du gingst“, fügte Alec hinzu. „Du hast versucht, Westland zu treffen. Aber jetzt ist dir das nicht mehr möglich, oder? Kurkow war zuerst da. Was wirst du also als Nächstes tun?“
Sie fuhr sich mit den Händen durch die dunklen Locken. „Ich
weiß es nicht. Ich werde mir etwas ausdenken.“
„Warum Westland?“
Keine Antwort.
„So eigensinnig“, flüsterte er. „Daran werden wir arbeiten müssen. Was wolltest du von dem alten Duke, Becky? Soll ich dir die Frage ein drittes Mal stellen?“
„Du kannst einfach damit aufhören, denn du wirst keine Ant- wort von mir bekommen.“
„Warum ist Kurkow hinter dir her? Wir können den ganzen Tag so weitermachen, wenn es das ist, was du willst.“
„Das geht dich nichts an.“
„Das geht mich verdammt noch mal sehr wohl etwas an!“, rief er so laut, dass er die Aufmerksamkeit von zwei Kinder- mädchen erregte, die ihre Kinderwagen an ihnen vorbeischo- ben. Beunruhigt sahen die Frauen die beiden an, dann gingen sie eilig weiter. „Hast du nicht bemerkt, dass ich dir gerade das Leben gerettet habe? Ich denke, ich habe ein Recht, mehr zu er- fahren.“
„Ja, ich habe es bemerkt, und nein, du hast keine Rechte! Alec, ich will einfach nicht, dass du durch mich zu Tode kommst. Die- se Kugel hat nur knapp dein Herz verfehlt“, rief sie und hielt Daumen und Zeigefinger einen Spalt breit auseinander. „Beim nächsten Mal hast du vielleicht nicht so viel Glück!“
„Glück?“, fragte er gekränkt. „Das war Geschick, das solltest du wissen.“
„Ach, vergiss es. Ich gehe jetzt. Zum Teufel mit deiner Ehre und deinem männlichen Stolz. Ich wollte nur dein Bestes. Ver- binde deine verdammte Wunde doch selbst.“
„Was glaubst du, wohin du jetzt gehst?“
„In eine andere Richtung als du. Und folge mir ja nicht schon wieder!“ Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und ging da- von.
Alec blickte hinauf zum Himmel und unterdrückte das Be- dürfnis, ihr zu folgen und sie zurückzuhalten. Wohl wissend, dass sie sich dadurch nur weiter in ihr Schneckenhaus zurück- gezogen hätte. „Du gehst also einfach weg, obwohl du entehrt bist?“
Sie fuhr herum und funkelte ihn an. „Was interessiert mich meine Ehre, wenn ich von Kosaken verfolgt werde?“ Wieder kehrte sie ihm den Rücken zu und ging kopfschüttelnd weiter.
„Himmel, schenk mir Geduld“, murmelte Alec. Robert, Lu- cien, all seine Brüder hatten ihm versichert, dass er eines Tages einem Mädchen begegnen würde, das genauso dickköpfig war wie er.
Er hasste es, wenn sie recht behielten.
„Wer ist jetzt unvernünftig?“, rief er ihr nach, in einem Ton- fall, der eindeutig männlich überlegen wirken sollte. „Du hast kein Geld, Becky. Du kannst nirgends hin. Du kennst dich in dieser Stadt nicht einmal aus. Was ist, wenn diese brutalen Ker- le dich weiter verfolgen?“
„Wenn?“ Sie ging langsamer und warf ihm über
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