Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gaelen Foley - Knight 06

Gaelen Foley - Knight 06

Titel: Gaelen Foley - Knight 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nacht der Sünde
Vom Netzwerk:
Frau sanft erduldete. Nur ein Diplomat mit seinen Fähigkeiten konnte ihre Hochnäsigkeit ertragen. Natürlich käme es einem gesellschaftlichen Selbstmord gleich, das auszusprechen. Im- merhin gehörte die Fürstin Lieven zu den Schirmherrinnen von Almack’s, dem ersten Londoner Klub für Damen und Herren.
    Die hochgewachsene, elegante und außerordentlich blaublü- tige Fürstin entstammte einer der ersten Familien Russlands und schien zu glauben, dass sie sowohl England als auch Russ- land besser hätte regieren können als der wenig strategisch denkende Regent oder der wankelmütige Zar. Man sagte, sogar Wellington fürchtete diese Frau.
    Alec ging ihr aus dem Weg, so gut er konnte. Wenn das unmög- lich war, fasste er sie mit Samthandschuhen an, während seine Sympathien insgeheim dem kleinen, untersetzten Gemahl die- ser Dame galten – vor allem, seitdem Prinz Kurkow in der Stadt war. Seit der einen Fuß auf englischen Boden gesetzt hatte, war es für Lady Lieven zu einer Herzensangelegenheit geworden,

ihm zu gesellschaftlichem Erfolg zu verhelfen. Alec befürchtete, sie könnte vielleicht eine gewisse Zuneigung für ihren Lands- mann empfinden.
    Ihr Bruder, den sie über alles liebte, war ein mit Orden aus- gezeichneter Militär, und wenn sie eine Schwäche hatte, so galt diese Männern in Uniform. Fürst Lieven selbst war ein General, obgleich Alec sich nur schwer vorstellen konnte, wie der rund- liche Botschafter in seiner gegenwärtigen Verfassung Truppen anführte. Das Haar des Fürsten war kurz und schütter, er be- wegte sich ein wenig schaukelnd, was er seiner üppigen Körper- fülle zu verdanken hatte.
    Es bereitete ihm ein wenig Mühe, sich in dem Klubsessel nie- derzulassen, aber nachdem er das geschafft hatte, tupfte sich Lieven mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Mittlerweile schien seine pflaumenblaue Weste nur noch müh- sam dem Umfang seines Leibes standzuhalten, und die Knöp- fe drohten abzuspringen. Dennoch besaß der Russe ein freund- liches Temperament, und seine Liebenswürdigkeit wurde nur noch von seiner Klugheit übertroffen.
    „Zdra’zhs-vu-tyay, Mylord“, grüßte Alec ihn mit einer Ver- neigung.
    „Ah, Lord Alec“, erwiderte der andere strahlend, die Doku- mentenmappe aus der Hand legend, die er sich gerade ansehen wollte. „Welch unerwartetes Vergnügen.“
    Alec schenkte ihm ein lausbubenhaftes Lächeln, dankbar für die paar russischen Floskeln, die er von seinem Bruder Lucien, dem Diplomaten und Spion, gelernt hatte. „Wie ich sehe, sind Sie beschäftigt, Sir, aber ich frage mich, ob Sie mir für eine Wet- te ganz kurz Ihre Aufmerksamkeit schenken würden.“
    „Ah, eine Wette. Ich hörte, Sie mögen so etwas.“
    „Zu sehr, wie ich furchte.“
    Sie lachten beide.
    „In solchen Dingen kennen Sie sich besser aus als ich, Lord Alec“, räumte Lieven ein. „Bitte, setzen Sie sich. Was kann ich für Sie tun?“
    Alec nahm die Einladung an und hob vorsichtig die Rock- schöße, ehe er sich neben dem Botschafter niederließ. „Ist Ihnen bewusst, dass gegenwärtig zwei Wetten laufen, bei denen es um einen Landsmann von Ihnen geht?“
    „Ach ja. Kurkow.“ Lievens Lächeln verlor seine Herzlichkeit,

und sein Blick wurde deutlich kühler. „Die ganze Welt scheint von ihm begeistert zu sein, nicht wahr?“
    Alec nickte in der Hoffnung, dass die Schwäche der Fürstin Lieven für den hochgewachsenen, gut aussehenden Prinzen ih- ren Gemahl vielleicht veranlasste, ein paar private und wenig schmeichelhafte Details über den Mann zu verraten. „Ich versu- che herauszufinden, auf was ich setzen soll. Sie sehen, ich stelle stets Nachforschungen an.“
    „Das ist lobenswert.“
    „Nun? Whig oder Tory? Wofür wird er sich entscheiden?“ „Whig“, erklärte Lieven ohne Zögern.
    „Wirklich? Sie scheinen sehr sicher zu sein.“
    „Das bin ich.“
    „Die Talbots waren immer Tories.“
    Ernsthaft schüttelte Lieven den Kopf. „Das mag sein, aber Kurkow wird die Whigs wählen, denken Sie an meine Worte. Um dem Zar zu gefallen“, fügte er leiser hinzu.
    „Ich verstehe. Nun gut“, erwiderte Alec mit einem vorsichti- gen Lächeln. „Was ist mit der Wahl seiner Braut? Russin oder Engländerin?“
    „Engländerin. Darauf habe ich gesetzt.“
    „Warum?“
    Lieven sah ihn an, und in seinen Augen lag eine Spur von Ab- neigung. Er beugte sich vor. „Lassen Sie mich etwas über den großen Prinz Kurkow sagen, Lord Alec. Gerade jetzt ist er in London weitaus

Weitere Kostenlose Bücher