Gaelen Foley - Knight 06
gehörte zu den wenigen Männern in London, die in bei- den Klubs willkommen waren, da er selbst nicht in der Poli- tik engagiert war, sich überall beliebt zu machen verstand und, wichtiger noch, in beiden Lagern einflussreiche Brüder besaß. In dieser Hinsicht machte es ihm nichts aus, dass man in ihm allgemein nicht mehr sah als den vergnügungssüchtigen jünge- ren Bruder. Der Zutritt zu den Klubs ermöglichte ihm eine Teil- nahme an allen wichtigen Spielen. Vor ein paar Jahren hatte Ro-
bert sich den Whigs angeschlossen, daher war Alec bei Brooke’s willkommen, doch die Zwillinge gehörten noch immer zu den treuen Anhängern der Tories, und jahrelang war Alec etwas wie eine feste Größe bei White’s gewesen.
Er durchquerte die schwarz-weiße Eingangshalle bei Brooke’s, ging umgehend in den sogenannten Ruheraum und stellte er- staunt fest, dass es dort eigenartig dämmerig war. Die Vorhänge waren geschlossen, und die wenigen älteren Mitglieder, die er im Zwielicht ausmachen konnte, flüsterten leise miteinander.
Dann erkannte er den Grund dafür. Ein spöttisches Lächeln umspielte seine Lippen, als sein Blick auf das elegante Trio sei- ner Freunde fiel, die sich auf den Sesseln und Stühlen in der Mitte ausgestreckt hatten und sich offensichtlich von den Nach- wirkungen der vergangenen Nacht erholten.
Fort, Drax und Rush saßen reglos und, wie Alec vermutete, noch halb alkoholisiert da. Über ihren Augen lagen kalte Tü- cher, in der Mitte standen auf einem Tisch Sodawasser und ein paar Ingwerkekse. Der vierte Stuhl, Alecs Platz, schien regel- recht auf seine Ankunft zu warten.
Der Versuchung, seine Freunde ein wenig zu malträtieren, konnte er nicht widerstehen. Unbemerkt schlich er zu den Fens- tern und riss mit einer schnellen Bewegung die Vorhänge zu- rück. Sofort erhob sich aus der Gruppe der Leidenden lautstar- kes Protestgeschrei. Amüsiert drehte Alec sich zu ihnen um, als Fort das Tuch von seinem Gesicht riss, die Füße empört von der Ottomane nahm und rief: „Schließt diese verdammten – ach, du bist es.“
„Guten Morgen, meine Herren.“ Alec begrüßte sie mit lautem Händeklatschen, das ihnen noch mehr Qualen verursachte. Hei- ter rieb er dann die Handflächen gegeneinander. „Bereit, dem Tag entgegenzutreten?“
„Grausamer Bastard!“
„Um Himmels willen, Knight, schließe diese elenden Vorhän- ge!“ Drax legte sich den Unterarm über die Stirn.
Alec lachte, doch dann zog er den schweren Vorhang wieder zurück.
„Meine Erinnerungen der letzten Nacht sind ein wenig diffus, aber ich glaube, nachdem du in den Regen hinausranntest, hast du deine Beute erwischt“, murmelte Fort. „Ich glaube mich ent- sinnen zu können, dass du nicht zurückkamst.“
„Ich bin tatsächlich nicht wieder bei euch erschienen.“ Alec trat zu ihrem Kreis und stützte die Arme auf den nächstbesten Stuhl.
„Wir haben dich vermisst“, erklärte Rush mit rauer, fast schmerzlicher Stimme.
Lachend zauste Alec dem Freund das Haar. „Rush, mein Jun- ge, bist du etwa noch betrunken? Du wirst dann immer so sen- timental.“
„Bring mich bitte nicht zum Lachen“, flehte Fort und zog eine Grimasse. „Mein Kopf tut weh. Und für dich hoffe ich, dass die Kleine dir nicht zu sehr wehgetan hat.“
Alec lachte wieder. „Nicht so, dass es mir etwas ausgemacht hätte.“
„Boshafte kleine Katze. Himmel, ich werde nie wieder etwas trinken“, stöhnte Rush. „Gib mir einen von diesen Keksen.“
„Und, wie war sie?“, fragte Drax und hielt Rush den Teller mit den Ingwerkeksen hin.
Drei blutunterlaufene Augenpaare richteten sich erwartungs- voll auf Alec, damit er ihnen von Beckys Vorstellung im Bett er- zählte. Auf diese übliche Frage war er nicht gefasst, und plötz- lich gefiel ihm dieses Gespräch nicht.
Ich habe selbst gesehen, wie Sie und Ihre Freunde mit Frauen umgehen ...
In diesem Augenblick hörte er Schritte, genau die richtige Ablenkung. Alec drehte sich kurz um und zuckte zusammen, als er den Duke of Westland erblickte, der mit einer Ledermap- pe und einer Zeitung unter dem Arm den Raum betrat. Westland bedachte Alec und seine Freunde nur mit einem verächtlichen Blick, während er zur Bar mit den Getränken ging, und bereite- te sich eine Tasse Tee.
Alecs Herz schlug schneller, als ihm augenblicklich klar wur- de, dass dies die beste Gelegenheit wäre, sich dem Duke zu nä- hern. Er hatte nicht vor, Westland um eine Audienz zu bitten, damit er Kurkow anklagen konnte,
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