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Gaelen Foley - Knight 06

Gaelen Foley - Knight 06

Titel: Gaelen Foley - Knight 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nacht der Sünde
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auf die Straße, ohne darauf zu warten, dass der Die- ner ihnen die Tür öffnete.
    Tatsächlich – während der Kutscher auf dem Bock die Zü- gel anzog und der Regen von der Krempe seines Hutes strömte, blieb dem livrierten Diener, der hinten auf dem Wagen stand, kaum Zeit, die Laterne vom Haken zu nehmen und von der re- gennassen Kutsche zu springen, um dem jungen Earl und seinen Gästen eilig den Weg zu weisen.
    Drax schob den Diener beiseite und nahm ihm die Laterne ab. „Kümmern Sie sich nicht um uns, sondern um die Pferde“, be- fahl er, während er in die Tasche seines Überrocks griff und den Hausschlüssel herausholte.
    „Jawohl, Mylord.“
    Drax hielt die Lampe hoch und leuchtete den Gästen, damit sie sich nicht verirrten.
    Die regennassen Steine wirkten im diffusen Schein der Later- ne wie poliertes Ebenholz. Alec ging wie üblich vor Drax, sodass die Dunkelheit vor ihm umso schwärzer wirkte. Daher war er auch derjenige, der beinahe über die weibliche Gestalt fiel, die auf dem Boden schlief.
    „Gütiger Himmel!“ Sofort breitete er die Arme aus, damit seine Freunde, die sich vor dem Regen schützen wollten und daher unter das Vordach des Portikus drängten, nicht Gefahr liefen, dasselbe zu tun.
    „Ist das die Möglichkeit!“, rief Rush aus, ehe er sich von sei- nem Erstaunen erholen konnte. „Da siehst du es, alter Junge. Ein Geschenk des Himmels. Nimm es dir.“
    „Psst“, flüsterte Fort. „Sie schläft.“
    Alec wandte sich stirnrunzelnd an Drax. „Kennst du sie?“
    „Nie in meinem Leben gesehen.“ Der Earl schob alle anderen beiseite und kniete dann neben der Gestalt nieder, wobei er die Laterne näher an ihr Gesicht hielt, um sie besser betrachten zu können. „Welch eine Schönheit“, murmelte er.
    Schweigend überließ Alec seinen Platz Fort und Rush, die sich nun links und rechts neben Drax niederbeugten. Fort legte den Kopf ein wenig schief und musterte die Schlafende.
    „Hübsches Mädchen“, bemerkte er mit der gewöhnlichen Zu- rückhaltung.
    Alec hielt sich im Hintergrund. Großartig. Noch eine Dirne.
    Sie schlief tief und fest, atmete ruhig und sah aus wie eine ver-

zauberte Märchenprinzessin, die darauf wartete, dass der Kuss ihrer wahren Liebe sie weckte – abgesehen von dem Schmutz- streifen auf ihrer Wange.
    Statt in einem gläsernen Sarg lag sie aber auf dem harten Boden. Der Anblick dieses hübschen jungen Geschöpfs, das sich in solch einer Lage befand, erregte Alecs Mitleid. Die auf- tauchenden Erinnerungen an seine Nächte mit Lady Campion verursachten ihm ein Schuldbewusstsein, das sich wie das Rei- ben eines rauen Stoffes auf einer kaum verheilten Wunde an- fühlte.
    Nein, sie waren nicht sehr verschieden voneinander, er und das schlafende Mädchen dort auf dem Boden. Vielleicht war es diese Erkenntnis, die ihn dazu brachte, Abstand zu wahren – ein unwillkommenes Gefühl von Verwandtschaft. Während die Freunde sich um sie drängten, lehnte Alec sich an die Säule, die sich gegenüber der Schönen befand, und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie ist ein wenig jung, meint ihr nicht?“
    Fort, Drax und Rush beachteten ihn gar nicht, sondern be- geisterten sich immer mehr für ihr Thema.
    „Die Äbtissin muss sie für unsere Geselligkeit geschickt ha- ben“, flüsterte Drax.
    „Sie ist ein wenig früh dran.“
    Rush lächelte boshaft. „Vielleicht hatte sie es eilig.“
    „Also, Alec, alter Junge.“ Fort warf ihm über die Schulter hin- weg einen Blick zu. „Wie denkst du über diese Brünette?“ Er betrachtete sie unentschlossen. Das Mädchen war reizend, das ließ sich nicht leugnen. Sie besaß eine milchweiße Haut und Wimpern, so dicht und schimmernd wie schwarzer Samt. Ein- gehüllt in eine knielange Pelerine, lag sie seitlich auf den nas- sen Steinen, den Kopf auf einen Arm gebettet, das dunkle Haar ausgebreitet.
    „Der Schlaf der Unschuldigen“, säuselte Rush.
    „Genau“, stieß Alec hervor.
    Nachdenklich betrachtete Fort die Haltung ihres Kopfes. „Be- quem kann das nicht sein.“
    Das glaubte Alec nun auch nicht. Langsam ließ er seinen Blick über sie hinweggleiten, von den zerzausten Haaren bis zu dem Stück schwarz bestrumpfter Wade, das zwischen den zerschlis- senen Stiefeln und dem schmutzigen Rock ihres einfachen hell- blauen Kleides sichtbar war. Ein spöttischer Ausdruck erschien

in seinen Augen, als er dieses Bild von Unschuld betrachtete, ein Bild der Täuschung, das so verführerisch war wie der Duft eines

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