Gaelen Foley - Knight 07
Reue, und ihr Zorn verebbte.
Er braucht mich jetzt, dachte sie und wusste, nun war es an der Zeit, ihre verletzten Gefühle beiseitezuschieben.
Eden wusste besser als jeder andere, wie anstrengend dieser Abend für ihn werden würde. Welche Schwierigkeiten auch im- mer zwischen ihnen stehen mochten, sie würden sie für diesen einen Abend überwinden und Seite an Seite allen anderen ent- gegentreten.
Er stieg bereits aus der Kutsche, der Knecht hatte die Tür geöffnet und die metallene Treppe für sie herabgelassen. Jack drehte sich um und reichte ihr den Arm, als auch sie ausstieg. Eden schlang sich den leichten Seidenschal um die Schultern und nahm die Hand, die er ihr bot.
Dann nickte sie ihm zu, und gemeinsam gingen sie zur Vorder- tür – Seite an Seite, doch ohne sich zu berühren. Sie gingen un- ter dem Portikus hindurch, und während sie einen kurzen Mo- ment darauf warteten, dass ihnen geöffnet wurde, streckte Eden den Arm aus und berührte Jacks Hand.
Diese Geste überraschte ihn, sie bemerkte es an dem schnellen Blick, den er ihr zuwarf. Sie hielt diesem Blick stand und zeigte ihm damit stumm, dass sie zu ihm hielt.
Ich bin da, Liebling.
Er sagte nichts, doch die Spannung in seinen Zügen schien ein wenig nachzulassen, und sie las in seinen Augen, was er fühlte. Ihr leichtes Lächeln sollte ihn beruhigen: Sein Nicken darauf- hin war kaum wahrnehmbar, aber er hob den Kopf und straffte die Schultern, und dann war er bereit, gerade in dem Moment, als der Butler die Tür öffnete.
„Meine Güte – Walshie!“, rief Jack. „Sie hatte ich ja ganz ver- gessen!“
„Nun, vielen Dank, Sir!“, erwiderte der Butler würdevoll, wäh- rend er die Tür weiter öffnete und sie mit einer eleganten Verbeu- gung in die weiße Marmorhalle der Residenz eintreten ließ.
Bewundernd betrachtete Eden die gewundene Treppe, die freitragend zum Hauptgeschoss hinaufführte. An der Decke hing ein kristallener Lüster, so groß wie ein Wasserfall.
„Ihnen geht es gut, wie ich hoffe?“, fragte Jack, der sich offen- sichtlich freute, den langjährigen Butler wiederzusehen.
„Selbstverständlich, Sir. Wie freundlich von Ihnen zu fragen.“
„Ich sage Ihnen, Sie sind in den zwanzig Jahren keinen Tag äl-
ter geworden. Ehrlich.“ Jack klopfte dem Älteren auf die Schul- ter. „Vielleicht ein wenig grauer an den Schläfen, das ist alles.“
„Zweifellos, Mylord. Darf ich Ihren Schal nehmen, Madam?“
„Danke“, erwiderte Eden und lächelte dem würdevollen Die- ner zu, während Jack ihr den Schal abnahm und ihn dem Butler reichte. Dabei stellte er sie einander vor.
„Wo sind sie also?“
Ehe Mr. Walsh diese Frage beantworten konnte, war ein durch- dringender Schrei zu hören.
„Jack!“
Aus einem Raum zu ihrer Rechten stürmte eine Gestalt in gel- ber Seide und mit goldenen Locken auf sie zu.
„Jacinda?“ Er drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um sie aufzufangen.
„Oh, mein lieber, lieber, lange verlorener Bruder!“, rief sie und küsste freudestrahlend seine Wangen und seine Stirn. „Bist du es wirklich? Ich kann nicht glauben, dass du endlich hier bist.“
Lachend umarmte Jack seine überschwängliche Schwester. Er schwenkte sie im Kreis herum und stellte sie dann ab, wobei er sie auf Armeslänge von sich weghielt. „Lass dich einmal anse- hen, Mädchen!“ Jacinda hatte große braune Augen und rosige Wangen und sah genauso lebhaft und sprühend aus, wie Eden sie sich vorgestellt hatte, nachdem sie ihre Briefe gelesen hatte.
„Meine kleine Schwester“, sagte er staunend und betrachtete sie kopfschüttelnd, offensichtlich verwundert über die Frau, die aus ihr geworden war. „Und nun ist sie die Marchioness of Truro and Saint Austell!“
„Oh, hör auf!“, gab sie zurück.
„Als ich dich das letzte Mal sah, warst du ein Winzling“, sagte er leise.
„Ich weiß.“ Mit einem etwas schiefen Lächeln wischte Jacinda sich die Tränen ab und wandte sich dann mit einem herzlichen Lächeln an Eden. „Sie müssen Eden sein. Guten Tag!“ Lady Ja- cinda ergriff Edens Hände und strahlte sie an. „Ich kann nicht glauben, dass Jack verheiratet ist. Aber ich sehe, dass er einen ausgezeichneten Geschmack besitzt. Willkommen, meine liebe neue Schwester.“ Eden errötete, als Jacinda sie umarmte, dann zog sie Jack zu ihnen beiden heran und hängte sich an seinen Arm. „Kommt mit mir, alle beide“, befahl die junge Marchioness mit einem letzten leisen Schniefen. „Alle sind im
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