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Gai-Jin

Gai-Jin

Titel: Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Nobusada?«
    »Der… Der ist kein Feind. Der hört auf meinen Rat.«
    »Und Prinzessin Yazu?«
    »Die wird gehorchen… Sie wird ihrem Ehemann gehorchen.«
    »Sie wird ihrem Bruder, dem Kaiser gehorchen – bis zum Tod.«
    Auf diesen Schock hatte Anjo mit verzerrtem Lächeln erwidert: »Denken Sie an einen Unfall? Eh?«
    »Ich denke an nichts dergleichen.«
    Yoshi erschauerte; allmählich wurde der Mann zu gefährlich…
    An der Tür erschien, fast lautlos, eine Silhouette. Obwohl er sicher war, sie erkannt zu haben, fuhr seine Rechte unwillkürlich an das Langschwert, das neben ihm lag. Die Gestalt kniete nieder. Ein zartes Klopfen.
    »Ja?«
    Sie schob die Tür zurück, verneigte sich lächelnd und wartete.
    »Bitte, komm herein, Koiko«, forderte er sie auf, erfreut über diesen unerwarteten Besuch, der seine Dämonen vertrieb.
    Sie gehorchte, schloß die Tür, lief in ihrem langen, gemusterten Kimono auf ihn zu, kniete nieder und legte ihre Wange an seine Hand. Dabei entdeckte sie das Gedicht. »Guten Abend, Sire.«
    Er lachte und drückte sie zärtlich an sich. »Und wie komme ich zu diesem Vergnügen?«
    »Ich hatte Sehnsucht nach dir«, erklärte sie schlicht. »Darf ich dein Gedicht sehen?«
    »Selbstverständlich.«
    Während sie sein Werk betrachtete, beobachtete er sie, ein immerwährendes Vergnügen für ihn in den vierunddreißig Tagen, seit sie bei ihm innerhalb der Burgmauern weilte. Außergewöhnliche Kleider. Reine, eierschalenfarbene Haut, glänzendes, rabenschwarzes Haar, das ihr, wenn es losgebunden war, bis an die Taille reichte, zierliche Nase, Zähne so weiß wie die seinen, statt nach höfischer Sitte schwarz gefärbt.
    »Wie dumm!« hatte sein Vater zu ihm gesagt, sobald er fähig war, ihn zu verstehen. »Warum sollten wir unsere Zähne schwärzen, nur weil es am Hof so üblich ist. Dieser Brauch wurde vor Jahrhunderten von einem Kaiser eingeführt, dessen Zähne alt und verfault waren. Daher ordnete er an, gefärbte Zähne zu haben sei besser anstatt weiße wie ein Tier! Und warum Farbe für Lippen und Wangen benutzen, wie es einige immer noch tun, nur weil ein anderer Kaiser eine Frau sein wollte und sich als Frau aufführte und die Höflinge ihn – sie nachahmten, um sich beliebt zu machen?«
    Koiko war eine zweiundzwanzig Jahre alte tayu, eine der höchstrangigen Kurtisanen der Weidenwelt.
    Nachdem er Gerüchte über sie gehört hatte und neugierig geworden war, hatte er sie vor einigen Monaten kommen lassen, ihre Gesellschaft sehr genossen und dann, vor zwei Monaten, ihre Mama-san aufgefordert, ihm ein Angebot für ihre Dienste zu unterbreiten. Wie es korrekt war, hatte diese das Angebot seiner Ehefrau geschickt. Seine Ehefrau hatte aus ihrer heimatlichen Burg an ihn geschrieben:
    Mein geliebter Ehemann, heute habe ich mit der Mama-san ein sehr zufriedenstellendes Arrangement für die Tayu Koiko aus dem Haus ›Zu den Glyzinien‹ getroffen. Wir hielten es für besser, Sire, daß Du sie ganz für Dich allein hast, statt nur die erste Option auf ihre Dienste, und, da Du von Feinden umgeben bist, auch für sicherer. Dieser Vertrag kann, je nach Deinem Belieben, monatlich verlängert werden, Bezahlung monatlich rückwirkend, um sicherzustellen, daß ihre Dienste dem überaus hohen Standard entsprechen, den Du von ihr erwarten solltest. Deine Konsortin und ich sind beide hocherfreut, daß Du Dich entschlossen hast, Dir ein neues Spielzeug zu nehmen; wir waren und sind ständig um Deine Gesundheit und Sicherheit besorgt. Darf ich Dir zu Deiner Wahl gratulieren? Wie es heißt, ist Koiko wirklich eine Ausnahme. Deinen Söhnen geht es gut, Deiner Tochter und mir ebenfalls, wir sind alle glücklich. Wir schicken Dir unsere immerwährende Treue und sehnen uns nach Deiner Gegenwart. Bitte, halte uns ständig auf dem laufenden, da ich unseren Kämmerer anweisen muß, die entsprechenden Geldmittel zur Verfügung zu halten…
    Wie es korrekt war, hatte seine Frau den Betrag nicht erwähnt, und dieser interessierte ihn auch nicht, denn es gehörte zu den Hauptaufgaben einer Ehefrau, das Vermögen der Familie zu verwalten und zu hüten und alle Rechnungen zu begleichen.
    Koiko blickte auf. »Dein Gedicht ist makellos, Yoshi-chan«, erklärte sie und klatschte in die Hände. Das ›chan‹ war ein intimer Diminutiv.
    »Du bist makellos«, erwiderte er und verbarg seine Freude über ihr Urteil. Von ihren einzigartigen körperlichen Vorzügen abgesehen, war sie in Edo für die hohe Qualität ihrer

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