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Gaisburger Schlachthof

Gaisburger Schlachthof

Titel: Gaisburger Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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schmaler Hüfte hinter dem Schreib tischchen vor und kam mir so nahe, dass ich den Kontaktlin senrand im Weiß ihres Auges sah. Die Naht der Turnhose auf dem flachen Bauch kitzelte an meinen Fingerknöcheln. Sie zuckte vor meinem schnellen Strich nur unwesentlich zurück, fing meine Hand mit kalten Fingern ab, behielt sie aber und zwang sich erneut zu einem Lächeln.
    Die Schachtel Adipoclear wechselte dabei von ihrer in meine freie Hand. Ich steckte sie in die Jackentasche gegenüber von Sallys Schachtel.
    Immer noch hielt Gertrud meine Hand. War da noch was? Ich langte probeweise nach ihrer Hüfte und zog das Persönchen weiter zwischen meine Beine. Ihr oberer Gesäßmuskel zuckte unter meinen Fingern im Reflex der Ausgleichsbewegung. Ihr Lächeln bekam etwas Sinnierendes. In den blauen Augen reiften Pläne. Ich fragte mich, wovon sie mich überzeugen wollte, indem sie sich auf meine Begehrlichkeiten einließ, und stieß mit der Schulter an die Teleskopstange für den UV-Grill über mir.
    »Mach’s dir doch bequem«, sagte sie.
    Ehe ich mich von der Verblüffung erholt hatte, dass aus der Todfeindin eine willige Gespielin geworden sein sollte, war sie mir resolut an die Hosenknöpfe gegangen. »Eine klei ne Massage würde dir guttun. Ich bin ausgebildete Masseuse. Leg dich hin. Es wird dir gefallen.« Sie ließ von meiner Hose ab und wandte sich dem Schrank zu.
    Ich riss mir Hemd und Unterhemd gleichzeitig über den Kopf.
    »Die Hose auch, sonst ist es nur der halbe Genuss. Du wirst sehen.« Sie kam mit einem Fläschchen Massageöl und einem Handtuch herbei. »Du hast eine schöne Brust.«
    Mir lief es heißkalt den Rücken runter.
    Gertrud breitete das Handtuch auf die Liegefläche des So lariums und half meinen sportmüden Gliedern in die Bauchla ge wie eine geübte Krankengymnastin. Ich hörte das Knitschen von Öl zwischen Handflächen. Die Hände, die sich dann auf meinem Rücken einarbeiteten, waren zunächst kalt, erwärmten sich aber schnell.
    »Entspann dich«, ölte sie. »Du bist viel zu verkrampft.«
    Ich gab mir Mühe und geriet in eine Entspannung auf ho hem Niveau, sozusagen kurz vor dem Irrsinn. Wann würde Gertrud mit dem rauskommen, was sie wirklich wollte? Wie viele professionell verbrämte Ausreden brauchte sie noch, um mir an die Pobacken zu gehen? Aber ein langer Umweg hatte den Vorteil, dass er mich bescheuert machte vor Erwartung. Die Hände ölten meine Schenkel hinab, verweilten in meinen Kniekehlen, befingerten meine Waden. Gertrud, was machst du mit mir?
    »Nicht erschrecken!«, sagte sie. »Die Massage der Achillessehne ist immer ein bisschen unangenehm.«
    Ich grunzte im Übermaß des Wohlbefindens.
    Gertruds Hände wanderten wieder meine Beine hinauf, ih re Daumen fuhren durch gelockerte Muskeln hinein in meinen Glutaeus, walkten die Rückenstrecker und Schultern und zogen meinen Arm entlang bis zur Hand. Mit sanftem Griff drehte sie mein Gesicht zur anderen, ihrem Tun abgewandten Seite und bohrte die Finger in mein Schultergelenk. »Das ist jetzt wieder ein bisschen unangenehm«, sagte sie, die Hand fest an meinem Handgelenk. »Wie jede Massage der Sehnenscheiden. Entspann dich!«
    Viel zu spät erwachte mein Misstrauen, oder besser: mein Verstand. Als ich benommen den Kopf drehte, um zu schau en, was Gertrud eigentlich machte, beugte sie sich schon über mich und schlang Klebeband um meine andere Hand und den Pfosten für den UV-Grill. Ich war an beiden Handgelenken gefesselt. Sie sprang zurück, ich fuhr hoch und krachte mit den Schulterblättern gegen den Sonnengrill, der heruntergesaust kam. Schon gleißte UV-Licht. Es roch nach Ozon. Geblendet ließ ich mich auf die Bank zurückfallen. »He! Was soll das werden, wenn es fertig ist?«
    Sie lachte.
    Ich versuchte, sie hinter dem Schleier von Licht auszumachen. Statt Augen trug Gertrud jetzt schwarze Plastikdeckel. Am ausgestreckten Arm hielt sie meine Jacke und wühlte in den Taschen. Soweit ich erkennen konnte, zog sie die Schachtel Adipoclear heraus.
    Ich hätte wissen müssen, dass Todfeindinnen nicht plötz lich ihre lesbischen Lüste entdeckten. »Willst du mich rösten?«
    »Es gibt immer wieder Leute«, antwortete sie, »die auf der Sonnenbank einschlafen. Scheußlich! Das gibt Verbrennungen dritten Grades, Brandblasen, geplatzte Haut, offenes Fleisch. Du kannst von Glück sagen, wenn du das Bewusstsein verlierst, ehe dein Fleisch verkohlt und die Schmerzen unerträglich werden.«
    »So geht das nicht«, rief ich in das

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