Gala der Herzen
inzwischen alle Informationen, die Sie brauchen?“
Sein Gesprächspartner wedelte grinsend mit der Info-Mappe, die Lissa für die Presse erstellt hatte. „Unsere Prinzessin hat das bereits perfekt erledigt.“
„Gut.“ James konnte sich gerade noch beherrschen, dem Mann die Mappe nicht aus der Hand zu reißen, um zu sehen, was sie darin geschrieben hatte.
„Außerdem hat sie offensichtlich ein Händchen fürs Dekorieren“, sagte der Journalist und schaute sich anerkennend um. „Wahrscheinlich fällt so etwas jemandem, der nie richtig arbeiten musste, auch besonders leicht.“
James versteifte sich. „Prinzessin Elissa hat einen regulären Job und arbeitet sogar sehr hart“, stellte er in unterkühltem Ton klar. „Und daneben ist sie auch noch in verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen aktiv.“
Der andere lachte ironisch. „Unsere Prinzessin Lissa? Davon hätte ich gehört! Die weiß nicht mal, wie man Wohltätigkeit schreibt!“
James starrte den Reporter an und sah, wie es hinter seiner Stirn zu arbeiten begann. Offensichtlich witterte er eine Story und bereitete schon die ersten Fragen im Kopf vor, mit denen er ihn gleich löchern würde.
„Verzeihen Sie, aber ich sehe gerade, dass ich anderswo gebraucht werde …“, murmelte James und verließ eilig den Ballsaal. Er musste erst einmal seine Gedankenordnen. Wieso wusste die Presse nicht, dass Lissa sich bereits seit Jahren um vernachlässigte Jugendliche kümmerte? Konnte es sein, dass sie es tatsächlich nicht aus Prestigegründen tat? Aber was war dann ihre Motivation?
Das unheimliche Gefühl von vorhin holte ihn wieder ein und verstärkte sich zunehmend. Irgendwie passte alles nicht zusammen …
An der Hotelrezeption fand James einen Stapel der Mappen, die er bei dem Reporter gesehen hatte. Neugierig nahm er eine zur Hand und setzte sich, halb verborgen hinter einer Pflanzeninsel, in einen bequemen Sessel und schlug sie auf.
Innen befanden sich neben detaillierten Informationen über das neu gebaute Hotel noch Broschüren von anderen Häusern der Hotelkette, die über die ganze Welt verstreut waren und ein Folder, den heutigen Abend betreffend. Darin gab es eine Kurzbiografie von ihm, und die Namen sämtlicher Ansprechpartner der einzelnen Niederlassungen, eine Übersicht über Speisen und Getränke, und eine Liste der Dienstleister mit Namen und Kontaktadresse, angefangen von dem jungen Designer, der das Wahnsinnskleid für Lissa entworfen hatte, über den Theatertypen, der für die Beleuchtung zuständig war, den DJ und die jungen Kellner und Kellnerinnen, die alle in der Modelagentur von Ellos unter Vertrag standen.
Das erklärte natürlich ihr Gardemaß und die auffällige Attraktivität!
Und es gab James noch mehr Stoff zum Grübeln. Um das alles auf die Beine zu stellen – inklusive dieser professionellen Mappe – musste Lissa Tag und Nacht geschuftet haben. Nachts …!
Himmel! Was war er nur für ein Idiot!
Er verdächtigte sie, sich in Nachtklubs mit fremden Männern herumzutreiben, während Lissa ihr Bestes tat, mit dem lächerlichen Budget, das er ihr gewährt hatte, ein unglaubliches Event auf die Beine zu stellen! Sie hatte ihre Aufgabe ernst genommen. Sehr ernst sogar!
Was gab es noch, worin er sich getäuscht hatte? Was war mit ihrer Beziehung? Nahm sie die vielleicht auch ernster, als er es wahrhaben wollte?
James ging zurück in den Ballsaal. Zynisch beobachtete er das immer gleiche Katz- und Mausspiel zwischen den illustren Gästen und der Pressemeute. Entweder sie liebten oder hassten sich, dazwischen gab es nichts. Heute allerdings schien alles eitel Freude zu sein. Man begrüßte sich leutselig, tauschte Luftküsse aus, und ab und zu klickte eine Kamera. Jeder zeigte sich von seiner besten Seite.
Als er sah, wie sich Lissa aus einer Gruppe von Fotografen löste, bewegte er sich unauffällig in ihre Richtung und hielt sie am Ellenbogen zurück, als sie gerade aus dem Ballsaal zu schlüpfen versuchte.
„Eigentlich wollte ich bis zum Ende der Party warten, um mit dir zu reden … aber ich halte es nicht länger aus“, raunte James ihr ins Ohr. „Können wir uns nicht jetzt einen Moment zurückziehen?“
Lissa nickte, in erster Linie, weil sie kein Aufsehen erregen wollte, in zweiter, weil auch sie sich gerade nach einer kleinen Auszeit sehnte. Ob seine Gegenwart ihr allerdings die Erholung bringen würde, die sie dringend brauchte, wagte sie zu bezweifeln. Und als Lissa feststellen musste, dass sie
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