GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
leuchtete, als du die Bestien niedergestreckt hast. Der Stein hat auch geleuchtet, als wir hinter dem Hügel, vor den Stadtmauern Grasans lagen. Wer hat dir so etwas Kostbares gegeben? Ich will den Stein sehen. Kann ich ihn auch mal haben?"
Ich blieb ruhig. „Ich möchte dir jetzt nichts erklären, aber er gibt mir die nötige Kraft. Und nein, der Kristall gehört mir."
Jeremia eilte mir zur Seite und nahm mich liebevoll in den Arm. „Es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um Fragen zu stellen. Wir müssen hier raus und zusammen mit unseren eintreffenden Nachschubtruppen weiter kämpfen. Ich will nicht tatenlos hier unten festsitzen."
Traurig wandte sich Brasne Calena zu, aber seinen Blick richtete er auf Casper, der jetzt unter einem weißen Leinentuch lag. „Wie soll ich das unseren Eltern erklären? Ihnen wird das Herz brechen." Wütend ballte er seine Hände zu Fäusten.
Jason und Syria trösteten Elena und Julien, die hysterisch kreischten und jammerten.
Die letzte Schlacht.
„Die Tür ist komplett zerstört worden. Bald kommen weitere Capitaner, wenn sie merken, wie viele von ihnen verschwunden sind", rief Gerrit aufgebracht und hektisch
„Lasst mich nachsehen, wo nun die Truppen sind." Als ich den Satz beendete, hörten wir plötzlich lautes Geschrei und die Decke über uns wurde erschüttert. Feuchter Putz rieselte herab. Erschrocken fuhren wir zusammen.
„Was war das?", fragte jemand.
Jason sah mich an. „Sie sind da. Die Schlacht hat begonnen."
Die Truppen hatten die Hauptstadt erreicht. Draußen vor den Stadtmauern und innerhalb der Festung wurde gekämpft.
„Jetzt oder nie." Jeremia löste sich von mir und trat in die Mitte. „Die Zeit ist gekommen. Jeder Capitaner, der im Herrscherwohnhaus ist, wird nach draußen laufen, um die Stadt zu schützen. Nur wenige werden bei Netan bleiben, um ihn zu bewachen. Die müssen wir uns vornehmen."
Jeder wusste, dass Jeremia Netan töten wollte. Er hatte geschworen, den Tod seiner Mutter und das Leid seiner Schwester zu rächen.
Das Recht, Netan im Kampf zu töten, machte Jeremia für sich geltend, obwohl auch andere genügend Gründe gehabt hätten. Selbst Jason dürstete nach Rache. Aber er wusste, dass er gegen Netan kaum eine Chance hätte. Jeremia war ein erfahrener Krieger und geübter Kämpfer, er wusste wie man mit einem Schwert umging und konnte dies zielsicher umsetzen. Ihm gebührte die Ehre.
Ich war so stolz auf ihn. Und irgendwie wusste ich, dass ich Jeremia helfen würde. Warum ich das wusste? Ich konnte es
mir nicht erklären, aber ich hatte eine Vorahnung. Trotzdem erwähnte ich nichts und lauschte weiter seinen Anweisungen.
29. Kapitel
„Meine Sorge gilt den Kindern und Frauen. Jason, deine Schwestern können wir nicht mit nach oben nehmen, aber hier unten können sie auch nicht bleiben. Das Gleiche gilt für Calena und Syria. Ich möchte sie nicht der Gefahr aussetzen. Wo wären sie sicher?"
„Ich bringe sie durch den Ausgang, durch den ich euch in die Festungsanlage gebracht habe", erklärte Syria. „In den Jahren, in denen ich hier gefangen war, hat keiner diesen Gang je benutzt. Ich fand den Weg nach draußen, als ich als Kind die Festung durchforstete. Ich suchte nach einem Ort, wo ich mich vor den Unmenschen verstecken konnte. Dann eines Tages schlich ich mich in den Kerker. Es war mehr Neugier, um die Gefangenen zu sehen. Ich ging nach unten und lief durch die Gänge. Die an Ketten gefesselten Unglücklichen, die ich vorfand, waren verdreckt, nackt und abgemagert. Ihre Haut war mit blauen Flecken und blutigen Striemen übersäht. Sie waren Schatten ihrer selbst. Ich konnte nicht verstehen, wie man jemandem so etwas antun konnte. Ängstlich ging ich weiter, ohne darauf zu achten wohin. Und dann fand ich die Tür, die nach draußen führte. Ich fühlte mich irgendwie frei, auch wenn ich es nicht wirklich war. Ihr müsst wissen, als Kind durfte ich nicht draußen spielen. Ich war in dem Gebäude gefangen. Also hatte ich schon einige Jahre nur Mauern gesehen. Ich konnte aus den Fenstern schauen, aber sie konnten nicht geöffnet werden. Ich stand also an der Türschwelle und der Wind wehte mir ins Gesicht und durch meine Haare. In dem Moment fühlte ich mich frei. Ich hätte vielleicht wegrennen können, aber wohin hätte ich denn gehen sollen? Ich erinnerte mich nicht, eine Familie zu haben." Einen Moment hielt sie inne.
Jeremia spürte ihren Schmerz. Sie durchlebte ihre traurige und einsame Kindheit, dass es für
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