GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
beiden, die mich immer noch entgeistert anstarrten wie ein Weltwunder.
„Ich weiß es nicht, wirklich. Es ist, als ob mich jemand leitet. Es macht mir Angst, aber ehrlich gesagt, hilft es uns, die Capi-taner zu schlagen, und deswegen nehme ich es gerne an. Jetzt kann ich mir darüber keinen Kopf machen. Wir müssen Netan finden. Er ist der Drahtzieher aller Gräueltaten."
„Na großartig, aber das Thema ist noch nicht vom Tisch", äußerte Jeremia etwas streng.
„Ja, ich verstehe", erwiderte ich nur.
Wir schlichen weiter an der Wand entlang und hielten uns versteckt. Da wir nur zu Dritt waren, wollten wir jedem weiteren Kampf aus dem Weg gehen.
An den großen Fenstern hielten wir inne und sahen gebannt hinaus. So weit das Auge reichte und noch viel weiter, kämpften die Galan-Krieger aus den restlichen fünf Territorien gegen die rotäugigen Barbaren. Ich erkannte die einzelnen Flaggen der Territorien, die im Wind flatterten. Unser Nachschub bestand aus Abertausenden von Kriegern, die nach Grasan gekommen waren, um für das Gute zu kämpfen.
„Ich hätte nie gedacht, dass so viele kommen würden", gestand Jeremia.
„Ja, sie sind den Capitanern überlegen. Aber wir dürfen nicht vergessen, die Capitaner sind bestialische Kämpfer mit hinterlistigen Kampfmethoden. Die neuen Galan-Krieger sind zum größten Teil Bauern und haben weniger Erfahrung mit einem Schwert so umzugehen", erfasste Jason.
Wie gebannt starrte ich auf die Schlachten, bei der zwei Streitmächte aufeinanderprallten. „Aber seht doch, sie scheinen keine Angst vor den Bestien zu haben! Sie kämpfen alle mit den Herzen von Kriegern. Und wahrhaftig, sie könnten siegen."
„Es sieht wirklich danach aus, dass wir gewinnen können, aber es ist noch nicht vorbei. Ich habe gelernt, dass eine Schlacht erst beendet ist, bis der letzte Feind sich ergeben hat oder tot ist", bekannte Jeremia.
Wir wussten alle drei in diesem Moment, dass Netan der letzte Feind war und getötet werden musste, damit der Krieg vorbei und die Völker frei sein konnten.
„Lasst uns weitergehen! Wir dürfen nicht länger warten", verlangte Jeremia.
Unsere Augen trafen sich.
„Jeremia, ja, gehen wir." Ein Lächeln umspielte meine Lippen und dann küsste ich ihn. Ich wusste, dass ich ihm helfen konnte, die Kraft zu finden, die er brauchte, um Netan gegenüber zu treten. Er erwiderte zärtlich meinen Kuss.
Als sich unsere Münder voneinander lösten, schaute er mich an. „Du musst mir versprechen, Isma, wenn mir etwas zustößt und ich es nicht schaffen werde, Netan zu schlagen, dann musst du von hier fliehen. Benutze dein Schwert und renn um dein Leben! Schaue nicht zurück! Laufe Syria nach und versuche dich, dort in Sicherheit zu bringen! Ich will nicht, dass du die
Heldin spielst und dafür mit dem Tod bezahlen musst. Netan ist weit aus diabolischer und gefährlicher als der ganze Haufen Capitaner zusammen. Setze dein Leben nicht leichtsinnig aufs Spiel! Es ist weit aus kostbarer als meins. Die Schlacht ist noch nicht zu Ende, sowohl dort draußen als auch hier in der Festung." Fordernd schaute er mich an. „Versprich es mir!"
Ich hütete meine Zunge.
Wie konnte ich jemals so ein Versprechen geben? Was verlangte er von mir? Sollte ich ihm und meinen Brüdern den Rücken kehren und zusehen, wie Netan noch mehr Unschuldige in den Tod trieb? Wie konnte er so etwas von mir erwarten?
Ich musste an meine Eltern denken und stellte mir ihr entsetzliches Leid vor, wenn sie erfahren würden, ihre Kinder im Kampf verloren zu haben. Wäre es da nicht ein klitzekleiner Trost, wenn mindestens eines ihrer Kinder noch lebte? Doch wie würde sich so ein Weiterleben gestalten, wenn alle anderen nicht mehr da wären? Es wäre unmöglich, überhaupt noch ein normales Leben führen zu können. Das wusste ich mit Gewissheit. Ungewollt benetzten sich meine Augen mit Tränen, als ich wie gebannt in Jeremias klare Augen blickte.
Er streichelte sanft meine Wange, denn er wusste genau, dass ich innerlich einen Kampf austrug. Gewann das Herz oder der Verstand? Da fiel es mir doch einfacher, zehn weitere Capi-taner zu spalten, als die Kraft aufzubringen, ihm dieses Versprechen zu geben.
„Schick mich nicht fort, denn das wäre mein sicherer Tod", schüttelte ich den Kopf.
Jeremia nahm mein Gesicht in beide Hände und küsste mich erneut.
„Seid ihr endlich fertig? Ich störe euch ungerne, aber wir müssen unbedingt weiter."
Wir drehten uns zu Jason um. Für einen Augenblick hatten
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