GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
ein Seelenkristall, aber das erkläre ich dir ein anderes Mal. Wir müssen Jeremia auf die Beine bekommen. In der Ecke regt sich schon Netan."
Endlich schlug Jeremia die Augen auf und schaute mich an. „Was ist passiert, und wo ist Netan?" Erschrocken fuhr er hoch.
„Er liegt bewusstlos in der Ecke, aber er kommt ebenfalls langsam wieder zu sich. Geht es dir gut? Bist du verletzt?"
Plötzlich hörten wir Schritte, die sich dem Saal näherten. Instinktiv erhob ich mein Schwert, bereit zum Kampf. Gerrit, meine Brüder und einige unsere Krieger stürmten herein, gefolgt von Syria und Calena. Wo waren Julien und Elena? Meine Grübeleien wurden unterbrochen, als Gerrit zu sprechen begann.
„Wir haben gewonnen. Die Capitaner haben sich ergeben. Wo ist Netan?" Gerrit schaute sich suchend um.
Darüber stutzig geworden, wirbelte ich herum, wo er hätte liegen müssen, aber er war nicht mehr dort.
Jeremia war aufgestanden. Er trat neben Gerrit und Jason. Die anderen blieben etwas entfernt von uns stehen. Dann spürte ich plötzlich eine Klinge an meinem Hals, und Arme legten sich im selben Augenblick um meinen Körper.
„Ganz ruhig, Wanderin! Lass sofort dein Schwert fallen!", nuschelte eine Stimme an meinem Ohr. Ich hatte es längst gewusst. Netan hatte mich in seine Gewalt gebracht. Klirrend ging mein Schwert zu Boden.
„Zieht euch sofort alle zurück! Dies ist eine Sache zwischen mir und Nahal. Alle raus", befahl er. Seine grollende Stimme schallte durch den ganzen Saal.
„Du hast verloren, Netan. Deine Krieger haben sich ergeben. Es ist vorbei", sprach Jeremia mit fester Stimme.
„Meine Krieger? Du meinst doch nicht etwa den Haufen nichtsnutziger Schwachköpfe. Sie sind nur Marionetten. Ich brauche sie nicht mehr, um hier zu gewinnen. Alle sollen sofort den Saal verlassen, habe ich gesagt, sofort!"
„Tut was er sagt!", mahnte Jeremia mit Nachdruck.
Sie gehorchten und verließen den Saal, blieben aber an der Türschwelle stehen, um trotzdem einschreiten zu können.
„Du willst nur mich. Lass sie gehen!", flehte er Netan an.
„Ich habe bemerkt, wie viel sie dir bedeutet. Erst war mir nicht klar, wer sie ist. Charisma DiSole, deine Seelengefährtin, deine Lanimerin. Ja, ich bin nicht dumm. Ich habe die aufrichtige Liebe, die ihr füreinander empfindet, gespürt. Vor langer Zeit hatte ich auch eine Lanimerin, aber sie wurde mir genommen. Seitdem verfluche ich eure Völker."
Das also hatte ihn grausam werden lassen. Langsam erkannte ich seine Beweggründe, aber trotzdem fühlte ich kein Mitleid mit ihm. So viele mussten ihr Leben lassen, wegen seiner Wut.
Jeremia redete weiter auf ihn ein.
„Lass sie gehen!", schrie er fast der Verzweiflung nah.
Netan drückte die Klinge fester an meinen Hals. Ich spürte, wie die Haut unter der Klinge nachgab und warmes Blut meinen Hals herunterrann. Der Schmerz kam erst einige Sekunden später, ein Brennen an der Wunde. Ich spannte meinen ganzen Körper an und versuchte, so gut es ging, ihn zu ignorieren. Sei stark!
„Nein! Ich will dich leiden sehen. Was würde mehr schmerzen als mit ansehen zu müssen, wenn die Person stirbt, die man am meisten begehrt? Ja, so werde ich es machen. Erst töte ich sie und dann dich", dabei lachte er lauthals und sein heißer, stinkender Atem stieg mir in die Nase. Ich versuchte mich wegzudrehen, doch sein Griff ließ mich nicht los. Der Gestank war widerwärtig und undefinierbar.
Mir blieben nur wenige Sekunden. Ich blickte Jeremia noch einmal in die Augen. Sein Blick war verzweifelt. Unsere Liebe durfte nicht so enden. Ich wollte mit ihm zusammen sein, immer. Meine Brüder standen noch an der Tür und auch sie schauten voller Besorgnis und Schrecken zu mir herüber. Jazem wagte einen Schritt nach vorne, doch Gerrit versperrte ihm den Weg und schüttelte nur den Kopf. Wut stieg in mir auf, und ich unterdrückte meine Verzweiflung und Sorge. Was war denn mit ihnen los? Sie sollten Netan angreifen und ihm zeigen, wer wir waren. Wo waren ihre Tapferkeit und ihr Schwur, Galan zu retten? Keiner bewegte sich und endlos verstrichen die Sekunden.
Sollte ich das Opfer sein, um mein Land zu befreien, dann würde ich es hinnehmen. Es genügte nur einen Augenblick, um Netan abzulenken, damit Jeremia und meine Brüder einschreiten könnten. Doch wie weit würde ich gehen? Tausend Geistesblitze schwirrten mir durch den Kopf. Tausend Möglichkeiten, um am Ende als Heldin gefeiert zu werden oder zu sterben.
Jeremia hatte mich gewarnt, ich
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