GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
so bezaubernd und so rein aus, wie sie so dastand. Ihre blonden Haare fielen gewellt über ihre Schultern. Sie trug ein sehr elegantes, grünes Kleid, das ihre Augen wie Smaragde leuchten ließ. Ihre Haut war zart wie Porzellan, und in seiner Fantasie begann er ihre Haut wieder zu streicheln. Nein! Das musste aufhören. Er kannte sie nicht wirklich. Er hatte sie noch nicht einmal sprechen hören und schon überkam ihn der Wunsch, ihre Stimme zu hören. Er begehrte sie. Mehr als alles, was er je begehrt hatte.
Die Brüder hatten sich eingeschrieben und die Kampfausrüstung erhalten. Sie schickten sich an, die Hütte zu verlassen. Der Vater blieb vor Jeremia stehen und reichte ihm zum Abschied die Hand. Auch die Mutter und die Tante verabschiedeten sich. Die Frauen trugen ein seltsam wissendes Lächeln auf den Lip-pen. Drei Brüder salutierten, während Jazem ihm keines Blickes würdigte. Jazem versuchte erst gar nicht, seine Abneigung gegenüber ihm, Jeremia, zu verbergen. Toll gemacht, dachte er sich. Das Letzte, was er wollte, war ein wütender Bruder, der ihn nicht leiden konnte.
Charisma machte nicht den Eindruck, gehen zu wollen. Sie schaute in seine Augen. So viel Wärme und Traurigkeit lag in ihnen.
Plötzlich trat ihr Bruder Jazem erneut in die Hütte. Jeremia sah, wie erbost er war. Ungewollt lauschte er ihrem Gespräch.
„Was willst du hier noch?", verlangte Jazem von seiner Schwester zu wissen.
„Jazem, bitte, ich komme gleich nach", sagte sie kleinlaut.
Der Bruder musste sich zwingen, freundlich und ruhig zu bleiben. „Ich möchte, dass du sofort mitkommst!"
„Du weißt nicht, worum es geht. Bitte vertraue mir. Ich habe meine Gründe, also geh bitte."
„Wie du möchtest", erwiderte Jazem, setzte eine beleidigte Miene auf und eilte davon.
Als Jazem die Hütte verlassen hatte, blickte sie ihn wieder an. Mit einem Satz hechtete er auf sie zu und ergriff ihre Hand. Er spürte ihre zarte Haut und war überrascht, wie perfekt ihre Hand in seiner lag. Sie drehte sich zu ihm und stand so dicht bei ihm, dass ihre Körper sich fast berührten. Jeremia hielt ihre Hand immer noch fest. Sie erhob ihren Kopf und lächelte scheu.
„Wer bist du? Ich weiß nicht, was gerade passiert, aber ich kann nicht zulassen, dass du wieder aus meinem Leben verschwindest", flüsterte er ihr zärtlich zu. Seine Worte kamen zu übereilt, dachte er. Zweifel überkam ihn; was ist mit seinen Manieren? Aber er musste es sagen, seine Zuneigung gestehen.
„Jeremia, ich kann dir im Moment nicht alles erklären. Ich verschwinde nicht aus deinem Leben, denn ich bin und war immer ein Teil davon. Wir werden uns bald wiedersehen und dann erkläre ich dir alles." Mit diesen Worten ließ sie ihn stehen und ging nach draußen.
Er sah, dass ihre Mutter auf sie gewartet hatte. Lange schaute er ihr nach, bis sie nicht mehr zu sehen war.
Wie hatte sie das gemeint? Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Das Einzige was er wusste, war, dass dieses Verlangen, das er eben verspürt hatte, mit ihr gegangen war. Nun stand er in dieser Hütte und die grausame Realität holte ihn wieder ein. Der Krieg war ausgebrochen. Tod und Zerstörung lagen über Galan. Mit dieser erschreckenden Erkenntnis wandte er sich wieder seinen Männern zu. Das Einzige, das ihn beruhigte, waren die Gedanken an Charismas letzte Worte. Er würde sie wiedersehen.
9. Kapital
Ich trat aus der Hütte und spürte Jeremias Blick auf mir. Meine Mutter erwartete mich draußen. Ich blickte nicht mehr zurück, auch wenn ich ihn gern noch einmal gesehen hätte. All das, was in der Hütte geschehen war, hatte mich zur glücklichsten Frau in ganz Galan gemacht. Alle meine Zweifel waren wie eine Last von mir abgefallen. Er hatte es auch gefühlt. In dem Moment, als ich eingetreten war, als er zu mir kam und vor mir stand, konnte ich die Spannung und Intensität zwischen uns beiden fast greifen. Als dann seine Hand über mein Gesicht strich, verlor ich mich in seinen Augen. Ihn wirklich und wahrhaftig zu spüren, löste ihn mir ein Feuerwerk von Glücksgefühlen aus. Seine Berührung brannte noch immer auf meiner Haut. Mutter schaute zu mir und sah das Strahlen in meinem Gesicht, das ich nicht zu verbergen versuchte. Ich wusste, dass ich auch an sie denken sollte, denn sie plagte großer Kummer. Ich hingegen war so glücklich über das Treffen mit Jeremia, dass ich diesen besonderen Moment für einen kurzen Augenblick halten wollte. Auch er würde in den Krieg ziehen und
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