Galaxis Ahoi
Beschreibung! Sie werden es niemals erraten, – es sei denn, Sie kennen sich mit diesen verrückten Reisegruppen aus.
Nun, ja, ich will Sie nicht länger auf die Folter spannen. Schließlich soll dies ein wahrheitsgetreuer Reisebericht sein, und so. habe ich kein Recht, das zu verschweigen, was Hans Jenner sich von mir zu verlangen erdreistete.
Dieser hoffnungsvolle, junge Mann meldete sich nämlich mitten in der allgemeinen Aufregung zum Wort, kassierte ein gütiges Grinsen von mir ein und sagte:
„Mr. Marsh, sagten Sie nicht zu Beginn unserer Reise, daß Ihr gesetzlicher Status an Bord der TELLUS nicht nur der des Reiseleiters ist, sondern auch der des Captains?“
„So ist es, Mr. Jenner“, nickte ich. „Aber was …“
„Mit allen üblichen Machtbefugnissen eines Raumschiffkapitäns?“
„Versteht sich von selbst“, erklärte ich stolz. „Schreiben Sie jedoch bitte in Ihre Reportage, daß …“
Der Schöps von einem Zeitungsmann warf Betty einen liebevollen Blick zu und unterbrach mich ein zweites Mal.
„Dann möchte ich Sie bitten, Captain, in Ihrer Eigenschaft als Standesbeamter zu fungieren und zwischen Miss Betty Van’t Hoff und mir das Ehebündnis zu schließen.“
Ich starrte ihn sprachlos an, aber er erwiderte meinen Blick leicht verlegen mit einem überaus albernen Grinsen und erklärte überflüssigerweise:
„Wissen Sie, Captain, wir möchten nämlich heiraten.“
6. Kapitel
Wie Sie gewiß schon festgestellt haben werden, bin ich kein Meister der Feder, – zumindest nicht dort, wo es sich um farbenschillernde Schilderung von Massenszenen handelt. Nehmen Sie es mir deshalb nicht übel, wenn ich hier nur verzeichnen kann: Das Tohuwabohu, das jetzt folgte, spottet jeder Beschreibung.
Am lautesten von allen benahm sich natürlich unsere jüngferliche Lehrerin, die ihrer Begeisterung mit schrillen Hochrufen Ausdruck verlieh. Selbst Mrs. Underwood rang sich ein überlegenes Lächeln ab, wie man es bei langjährig verheirateten Frauen beobachten kann, wenn junges Gemüse von Heirat spricht. Ihrem Sohn schien die ganze Sache jedoch sehr peinlich zu sein.
Der rundliche Travis Pendleton schlug sich wiederholt mit der Hand auf den Schenkel und lachte Tränen. Ich begann um seinen Blutdruck zu fürchten. Der weißbärtige Professor war eifrig damit beschäftigt, dem verlegenen Reporter die Hand zu schütteln, aber dann kämpfte sich Werkmeister Schmidt bis an die Front durch und flößte dem jungen Mann zur Stärkung einen Schluck nach dem anderen ein. Währenddessen wurde Betty gleichzeitig von Anne und Frau Schmidt belagert, die sie einmütig umarmten und mit tränenden Augen zu ihrem guten Fang beglückwünschten.
Sozusagen den Kontrapunkt in diesem wilden Melodienreigen von Gelächter und Zurufen bildeten die wilden Flüche, die mein Kumpel Zach hinter mir im Cockpit vor sich hinzischte.
Na, ja, so machte ich denn gute Miene zum bösen Spiel und kramte mit gemischten Gefühlen das „Gebetbuch“ hervor, wie wir das offizielle Zeremonienbuch des Raumschiffkapitäns in unseren Kreisen nannten. Wie es die Dienstvorschrift verlangt, holte ich dann meine Uniformjacke mit den Geldstrafen und die Kapitänsmütze aus dem kleinen Spind, wo sie für derartige Gelegenheiten bereit hingen, und legte sie verärgert an. Ich schien in dieser Vermummung ganz passabel auszusehen, denn die zehn Passagiere beruhigten sich bei meinem Anblick mit schlagartiger Plötzlichkeit und nahmen – geduckt unter dem Zwang meiner Autorität – still ihre Plätze ein. Nur Anne Randolph konnte es nicht lassen, mich mit einem heimlichen Grinsen zu würdigen.
So hielt ich denn meine vorgeschriebene Rede, legte den beiden die bewußte Frage vor, lauschte mit der gebotenen Andacht auf die beiden Ja’s und erklärte sie schließlich feierlich zu Mann und Frau. Meine ebenfalls vorgeschriebene Aufforderung, sich jetzt zu küssen, warteten die beiden allerdings nicht mehr ab.
Und damit brach erneut die Hölle los. Ich nahm die Mütze ab und wischte mir den Schweiß von der Stirn, während sich die Leute in wildem Haufen um das Paar drängten. Schmidt ließ seine Schnapsbuddel kreisen, und als sie unvermutet schnell leer war, kramte ich aus meinem geheimen Versteck eine Literflasche Venusschnaps hervor und überreichte sie dem jungen Paar als Hochzeitsgeschenk. Der Professor verehrte dem Reporter einen fast neuen Taschenrechenschieber, mit dem Jenner in Zukunft zweifellos seine Kamerabelichtungszeiten
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