Galaxis Ahoi
berechnete, und Zach Polk ließ es sich nicht nehmen, der blonden Braut ein Päckchen original-amerikanischen Kaugummis zu spendieren. Selbst die alte Mrs. Underwood bewies, daß ihr Herz einen doppelten Boden besaß. Sie überreichte dem Bräutigam mit mütterlichen Worten einen ihrer zahllosen Schmuckringe, den der junge Mann dann glückstrahlend unter allgemeinem Jubel seiner Braut an den Finger steckte.
Anschließend wurde gefeiert, und das Schönste war, daß der Reporter auf den Sitzreihen herumkraxelte und sein eigenes Hochzeitsfest photographierte.
Haben Sie schon mal so etwas gehört? Na, ich danke!
Ich verzog mich jedenfalls ins Cockpit. Es war etwa zwei Stunden später, und der Trubel in der Kabine schlug noch immer hohe Wogen, als Zach mit steigender Erregung in das Okular spähte, und hastig zu mir aufblickte.
„Hast du noch Töne?“ fragte er verblüfft. „Diese Klasse-A-Sonne hat tatsächlich Planeten!“
Ich verschluckte zunächst einmal vor Überraschung fast meinen Zigarettenstummel und mußte mich dann sehr zusammennehmen, um nicht vor Freude in ein wildes Indianergeheul auszubrechen. Menschenskind! Planeten! Vielleicht einer darunter, auf dem wir leben konnten. Luft, Wasser, Nahrung!
Da hatte uns doch dieser alte Spitzbart von einem Professor auf Anhieb zu einem Planetensystem geführt! Wenn auch meine Achtung vor der hohen Wissenschaft stets sehr hoch gewesen ist, so wuchs sie doch in jenem Augenblick zu ungeahnten Höhen. Zugegeben: Nach den neuesten Berechnungen der Astronomen besitzt wahrscheinlich jede dritte Sonne im Kosmos Planeten, und darunter befindet sich wiederum ein nicht geringer Prozentsatz von Welten, die über Meere und Länder, Klima und Wetter verfügen, aber es ist doch ein großer Unterschied, ob ich nun einen Stern nach dem anderen abklappere, oder auf Anhieb unter der Vielzahl der Sterne eine Sonne bestimme, die aller Wahrscheinlichkeit nach Planeten hat. Versuchen Sie es nur einmal selbst! Sehen Sie sich mal nachts den Sternenhimmel an und zeigen Sie mir eine Sonne, die Ihrer Meinung nach Planeten besitzt. Hundert zu eins, daß Sie danebentippen!
Aber der Professor hatte es geschafft. Zach war bereits damit beschäftigt, das Schiff mit Hilfe des S-Teleskops auf einen der gesichteten Planeten auszurichten, als ich abrupt in meinen Betrachtungen gestört wurde. Die Reisegruppe, die noch immer Hochzeit feierte, schickte zwei Delegierte zu mir ins Cockpit, um sich noch eine weitere Pulle Schnaps zu ergattern. Es waren Travis Pendleton und Egon Schmidt, die mich mit raffinierten Überredungskünsten nach einiger Zeit tatsächlich soweit brachten, daß ich meine letzte, eifersüchtig gehütete Flasche zutage förderte und sie dem guten Zweck opferte.
Ich teilte den Leuten gleichzeitig mit, daß wir Planeten entdeckt hätten, worauf allgemeiner Jubel ausbrach, der den Jubel über die zweite Buddel Schnaps verständlicherweise noch um einiges übertraf. Ich rief mir resignierend den Paragraphen unserer Dienstvorschrift ins Gedächtnis zurück, der uns Reiseleitern jeglichen Alkoholgenuß im Dienst strikt untersagt und wandte mich verärgert ab.
Dann erstarb das Heulen und Kreischen der Generatoren, aber nur das geübte Ohr konnte dies feststellen, denn der Lärm, den die zehn Leute vollführten, war wahrhaft infernalisch. Einige Minuten verstrichen. Schließlich peilte Zach zum letztenmal durchs Teleskop, nickte befriedigt, und drückte auf den grünen Knopf der Schneebiegl-Anlage. Der feuerrote Knopf des Yamashida-Aggregats folgte, – und dann umgab uns wieder die undurchdringliche Schwärze des S-Y-Fluges.
Wir materialisierten hundert Kilometer über der Oberfläche einer riesenhaften, gasumhüllten Welt, die mich auf Anhieb lebhaft an Jupiter erinnerte. Mit dem nächsten Gedanken stellte ich fest, daß wir diesmal offensichtlich einen Fehlgriff getan hatten. Diese Welt war alles andere als bewohnbar!
Zach ließ eine Kette von saftigen Flüchen los und schaltete die Rückstoßrohre ein, die uns rasch von dem ungastlichen Gasriesen entfernten. Er hatte die TEL-LUS auf den dritten Planeten dieser Sonne eingesteuert, zweifellos in der Annahme, eine zweite Erde vorzufinden.
Jetzt drehte er das Schiff herum, so daß uns die riesige, gelb-weiße Sonne ins Cockpit schien, und nahm die zweite Welt aufs Korn. Unseren ersten flüchtigen Feststellungen nach baute sich dieses Planetensystem aus vier Welten auf, die in fast identischer Ebene um die Sonne kreisten, und zwar in
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