Galaxis Ahoi
gleicher Drehrichtung.
Zach visierte nun den zweiten Planeten an, dessen grünlich-blaue Färbung auf Vegetation und Wasser hinzuweisen schien, und wollte schon nach dem grünen Knopf langen, als seine Augen plötzlich auf der kleinen, runden Leuchtscheibe unseres Radargeräts hängenblieben. Ich konnte mir um nichts auf der Welt vorstellen, inwiefern ein Radarschirm einer derartigen Faszination würdig war, und schickte mich schon an, eine diesbezügliche Bemerkung zu machen, als Zach verblüfft den Kopf schüttelte und angestrengt aus den vorderen Beobachtungsluken hinausstarrte.
Ich folgte seinem Beispiel, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken, es sei denn, eine gelb-weiße Sonne, ein Gasriese von einem Planeten, eine zweite, ferne Planetenscheibe, der schwarze Weltraum und vereinzelte Stecknadelknöpfe von Sternen wären etwas Ungewöhnliches.
„Was gibt’s denn, Alter?“ ließ ich mich deshalb vernehmen.
„Hmm, hmm“, brummte Zach und deutete auf den Radarschirm. Ganz am Rande der kreisrunden Scheibe fluoreszierte ein winziges Pünktchen, wie ich jetzt bemerkte. Ein ferner Körper, der schätzungsweise zehnmal so groß war, wie die TELLUS.
„Da ist irgend etwas!“ meinte Zach sehr richtig, wiewohl völlig überflüssig.
Und dann trat plötzlich jenes Gefühl auf, über das ich mir bis heute noch nicht klar geworden bin. Für wenige Sekunden schien es, als ob wir selbst zu absoluter Unbeweglichkeit erstarrt wären. Ich vermochte die Außenwelt zwar noch wahrzunehmen, – aber sie kam mir irgendwie zweidimensional, farblos, schattenhaft vor, wie in einem Traum. Und sie enthielt nicht die geringste Bewegung, – sekundenlang.
Abrupt verging das Gefühl, und die Umgebung sah wieder völlig normal aus. Zach blickte mich verwundert an und zuckte dann die Achseln. Erstaunte Ausrufe aus der Kabine zeigten mir, daß es meinen Schäflein ebenso ergangen war, wie uns. Aber dann gewann die Hochzeitsstimmung wieder die Oberhand.
Zach zuckte noch einmal die Schultern und schaltete dann den S-Y-Antrieb ein. Minuten später schwebten wir hoch über der zweiten Welt, die uns mit lieblichen Grünflächen und lockenden Meeren entgegenlächelte. Allmählich begann ich mich wieder wohlzufühlen, obgleich mich der Hunger inzwischen plagte. Ich machte mir zwar noch Gedanken über den höchst mysteriösen Zwischenfall, aber dann riefen mich meine Pflichten, und ich schob die Angelegenheit zur Seite und vergaß sie vorläufig. Es wurde Zeit, daß ich meine Leute auf die Landung vorbereitete.
So erhob ich mich denn und baute mich mit sorgfältig gestrafften Schultern vor der Hochzeitsgesellschaft auf. Dabei warf ich einen flüchtigen Blick auf die hintere Sitzreihe, wo der junge Underwood saß. Irgend etwas an ihm veranlaßte mich, genauer hinzusehen, und dann stellte ich fest, daß er käseweiß im Gesicht war und mit aufgerissenen, schreckerfüllten Augen auf den Sitz seiner Mutter starrte. Schweißtropfen standen auf seiner Stirn, und in seiner Kehle arbeitete es, als versuchte er zu sprechen, ohne einen Ton herauszukriegen. Der Sitz neben ihm jedoch war leer. Ich räusperte mich in meiner üblichen Weise, und das schien abrupt den Bann zu brechen. Ich stellte fest, daß es nicht die Worte waren, die in Henrys Kehle festgesessen hatten, sondern ein Schrei. Denn er begann in diesem Augenblick laut zu schreien … einfach zu schreien.
Er schrie wie am Spieß, – ohne Worte und scheinbar ohne jeden ersichtlichen Grund.
Die fidele Hochzeitsgesellschaft fuhr erschrocken zusammen und wandte sich samt und sonders nach ihm um. Und stutzte. Und begann erregt zu debattieren. Vereinzelte Überraschungsschreie wurden laut. Schließlich glich die ganze Kabine dem Inneren eines Bienenkorbs.
Ich sah sofort, was los war. Henry F. Underwood schrie also doch nicht ohne Grund. Ihm fehlte tatsächlich etwas. Seine Mutter.
Mrs. Underwood war – um es kurz zu machen – spurlos verschwunden. Eben noch neben ihrem Sohn bequem im Sessel, schien sie sich im nächsten Augenblick buchstäblich in Luft aufgelöst zu haben. Wir durchsuchten den Gepäckraum und den Maschinenraum – ohne den geringsten Erfolg. Die Luftschleuse war fest verschlossen, und auch wenn Mrs. Underwood es fertiggebracht hätte, ihren Mechanismus in Gang zu setzen, so konnte sie es doch unmöglich getan haben, ohne von mindestens drei oder vier Leuten dabei gesehen zu werden. Also auch dort nichts.
Wir standen vor einem Rätsel, allesamt. Mrs. Underwood war
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