Galaxis Science Fiction Bd. 01
großenÄquatordurchmessern – einmal, wenn man von einem zum anderen Rand der sichtbaren Scheibe maß, und ein zweiter und größerer, wenn man vom Mittelpunkt der sichtbaren Hälfte bis zum Mittelpunkt der unsichtbaren Mondhälfte maß.
Anstatt einer rings um den ganzen Äquator laufenden gleichmäßigen Aufbauchung, so wie sie ein schnell rotierender Planet besitzt, war der Mond nach Hansens Theorie nur an einer Seite aufgewölbt. Diese Wölbung ähnelte einer riesenhaften Hochebene, groß genug, um ganze Gebirgszüge, mächtige Krater und tiefe Täler aufzunehmen. Der Mittelpunkt dieses Plateaus, so nahm er an, fiel mit dem Mittelpunkt der sichtbaren Mondhälfte zusammen. Die Verlängerung des größeren der beiden Äquatordurchmesser lief also entlang der Schwerkraftlinie, die Erde und Mond verbindet, und folglich konnten die Astronomen immer nur diese Hochebene sehen.
WENN Hansens Annahme stimmte, dann erklärte sie nicht nur die Störungen der Umlaufbahn den Mondes, sondern ließ auch alle bisherigen Beobachtungen in einem neuen Licht erscheinen. Wenn die sichtbare Mondhälfte also eine riesige Hochebene war, die sich bis in stratosphärische Höhen auftürmte, konnte diese Tatsache die Abwesenheit von Luft und Wasser ganz neu erklären. Die Luft fehlte, weil sich das Plateau über den dichteren Schichten der Mondatmosphäre befand. Und Wasser konnte ebenfalls nicht vorhanden sein, weil es vermutlich schon vor Jahrmillionen sich in die tiefergelegenen Mondgebiete verlaufen hatte.
Wenn Hansen also recht hatte, könnte man keine der Beobachtungen auf die unbekannte Seite des Mondes anwenden, und es war nicht ausgeschlossen, daß diese Seite völlig anders aussah. Immerhin kann man bei noch so guter Kenntnis der Saharawüste nicht auf ein Land wie Indien oder Mexiko schließen, nur weil beide Länder auf demselben Breitengrad wie die Sahara liegen.
Die andere Hälfte des Mondes besaß also vermutlich eine Atmosphäre und auch Wasser. Und wo es Luft und Wasser gibt, kann man auch mit Pflanzen rechnen. Und wo es Pflanzen gibt, kann man sicher auch Tiere annehmen, und so weiter und so weiter.
Wenn man diese Überlegungen konsequent fortführte, konnte man dann schließlich auf Tiere mit Intelligenz kommen und hätte dann letztlich die Seleniten, die Mondbewohner, von denen schon die antiken Schriftsteller berichteten.
HANSENS Kollegen lauschten seinen Ausführungen mit großem Interesse und mit dem nötigen Respekt, denn Hansen war nicht nur ein berühmter und angesehener Astronom, seine Theorie war neu und wirklich faszinierend. Ihre Aufgabe war es nun, herauszufinden, ob diese Theorie auch stimmte. Die einzige Möglichkeit dazu lag in der Fortführung der bisherigen Beobachtungsserien. Eine große Hilfe fanden sie bei ihren Bemühungen in dem Phänomen der Libration, der scheinbaren Schwankung der Mondachse. Wir wollen einen Augenblick unser Hauptthema verlassen und uns mit dieser Libration beschäftigen. Wie allgemein bekannt ist, rotiert der Mond um seine eigene Achse in genau der gleichen Zeit, die er für einen Umlauf um die Erde benötigt. Das ist auch der Grund dafür, daß er uns immer die gleiche Seite zukehrt. Wir können das mit einem Mann vergleichen, der um uns herumgeht und dabei seinen Kopf nicht bewegt, also immer in genau die Richtung blickt, in die er geht. Auf diese Weise dreht er sich genau einmal um seine Achse, jedesmal wenn er uns umrundet hat, und wir können von seinem Gesicht immer nur das Profil sehen, mit dem Ohr ungefähr in der Mitte der sichtbaren Kopfhälfte.
Was aber ist die Libration? Die Antwort ist die, daß die Libration dadurch verursacht wird, daß der Mond die Erde nicht in einem perfekten Kreis umläuft, sondern in einer Ellipse.
Um das näher zu erklären, wollen wir uns erst einmal veranschaulichen, was der Mond nicht tut, nämlich, er umrundet die Erde nicht in einem Kreis (Bild 1). Würde er auf einer perfekten Kreisbahn laufen, würde er für die Strecke A – B genau die gleiche Zeit benötigen wie für die Zurücklegung der Strecke C – D. In Wirklichkeit jedoch ist seine Bahn ellipsenförmig, wie Sie auf Bild 2 übertrieben sehen können. Jedoch auch für die ungleichen Strecken A – B und C – D benötigt er gleiche Zeiträume. Warum, werde ich jetzt erklären.
DIE zurückgelegten Strecken sind zwar verschieden lang, aber auf diese Strecken kommt es gar nicht an. Allein wichtig ist nämlich, daß die schattierten Gebiete gleich groß sind, die zwischen
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