Galaxis Science Fiction Bd. 02
künstlicher Winterschlaf. Ich glaube, ich könnte aus meinen Medikamenten etwas Entsprechendes zusammenmixen. Wir müßten nur für den Anfang die Temperatur tief genug herabdrücken können.«
»Genau das können wir nicht tun«, sagte der Kapitän.
»Ich weiß, Sir«, stimmte ihm Broderick zu. »Aber wenn wir uns in einen künstlichen Schlaf versetzen wollen, können wir vorher eine Menge Luft ablassen, genug jedenfalls, um das Schiff abzukühlen. Wir könnten dann eine Alarmanlage improvisieren, die uns bei der Ankunft aufweckt. Es wäre egal, ob dann die Reise Jahre oder Jahrhunderte dauert. Wir wären im Vakuum, und im Vakuum gibt es keinen Verfall des Körpergewebes. Das heißt also, daß uns nichts passieren könnte.«
Cicarelli sagte störrisch: »Unmöglich. Es ist eine Frage der relativen Bewegungen zwischen dem Schiff und Sol. Angenommen, wir würden von hier aus Sol herausfinden können und genau auf sie zu steuern. Gut und schön. Wo aber würde sie nach der Zeit sein, die wir für die Reise brauchen? Die Sonne bewegt sich ja auch, aber wie schnell und in welcher Richtung – von hier aus gesehen? Vielleicht können Sie mir das sagen. Ich weiß es nicht.«
BRODERICK wanderte unzufrieden zurück in sein Lazarett. Als er eintrat, schaute der Mann, den er als Aufsicht zurückgelassen hatte, erleichtert auf.
»Groden, Sir«, sagte er, kaum daß Broderick eingetreten war. »Er war wieder verdammt unruhig.«
Fähnrich Lorch, der mit Broderick heruntergekommen war, zögerte in der Tür.
»Unruhig?« verlangte Broderick zu wissen.
»Jawohl, Sir. Ich habe ihm noch eine Spritze gegeben, aber sie schien keine Wirkung zu haben. Ich glaube, er lag im Delirium. Ich mußte ihm drei Ampullen geben.«
Die Stimmen wurden undeutlich, während die beiden ins nächste Zimmer gingen. Lorch versuchte, es sich bequem zu machen – keine leichte Aufgabe im schwerelosen Zustand, das heißt, wenn man ein Offizier war und auf gute Haltung bedacht sein mußte.
Die zwei Medizinmänner lassen aber lange auf sich warten, dachte er.
Als Broderick endlich zurückkam, bemerkte er auf dessen Gesicht eine leichte Unruhe. »Tut mir leid, daß ich Sie warten ließ«, entschuldigte er sich. Er langte nach dem Kaffeetopf, der auf dem kleinen Ofen stand und sagte: »Wollen Sie auch einen Schluck?«
Lorch schüttelte den Kopf. »Danke, das Trinken macht zu viel Mühe.«
»Kann ich Ihnen nachfühlen.« Broderick spritzte jedoch sorgfältig eine durchsichtige Plastikflasche mit dem Kaffee voll, tat Zucker und Milch hinein und fing an zu saugen. »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, sagte er grübelnd. »Groden zeigt Symptome, die ich nicht behandeln kann.«
»Was für welche denn?« fragte Lorch neugierig.
»In seinem Kopf. Ich mußte ihm sagen, daß er sein Augenlicht verlieren würde, falls wir nicht innerhalb von zehn Tagen eine Augenbank erreichen. Sie wissen ja, man kann ein neues Auge nur einpflanzen, wenn die Nervenleitungen noch nicht degeneriert sind. Später kann man nichts mehr machen. Das hat ihm anscheinend einen schweren Schock versetzt.«
»Hat er herumgeschrieen?«
»Das eben gerade nicht. Viel schlimmer«, sagte Broderick. »Er sagte keinen einzigen Ton. Ich weiß aber, daß er Schmerzen hat. Die Wunden sehen ziemlich böse aus. Ich hatte ihm ein paar schmerzstillende Tabletten gegeben, aber Conboy fand sie später unter seinem Kopfkissen. Er hat sie nicht genommen, hat aber auch keinen Muckser getan, bis er dann einschlief. Und dann hat er im Delirium bald das ganze Schiff geweckt. Conboy muß ihm bis jetzt mindestens an die fünfzig Spritzen verabreicht haben – viel zuviel, natürlich. Aber wir können schließlich nicht zulassen, daß er sich heiser schreit. Irgend etwas stimmt da nicht, Lorch.«
»Aber was?«
»Ich weiß es auch nicht. Wenn ich von ihm ein Elektroencephaloskope machen könnte oder ein paar andere psychologische Tests. Aber wo soll ich die Geräte hernehmen? Ich kann von Glück sagen, daß sie mir eine Röntgenanlage zugestanden haben.«
Lorch sagte, vielleicht ein bißchen zu sarkastisch: »Washaben denn die Ärzte gemacht, bevor sie solche Apparate hatten? Die Patienten erschossen?«
Broderick sah ihn einen Augenblick nachdenklich an. »Nein«, sagte er dann, »natürlich nicht. Ich könnte mit ihm einen Worttest machen, und ich könnte damit auch Erfolg haben, vielleicht in vier bis fünf Monaten. Das haben die Ärzte gemacht, bevor das Elektroencephaloskope erfunden wurde. Na ja.
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