Galaxis Science Fiction Bd. 02
lassen wir das. Wir wollen endlich mit unserer Arbeit anfangen.«
Die zwei begannen eine Inventur der vorhandenen Medikamente zu machen. Selbst wenn die Idee, die Besatzung in künstlichen Winterschlaf zu versenken, lächerlich und unmöglich erschien und außerdem auch noch gegen die Vorschriften verstieß, was sollten sie sonst schon machen?
Und es wurde immer heißer.
SOGAR Groden fühlte es. Immer, wenn er jemand in der Nähe hörte, versuchte er zu sprechen, aber seine Zunge war wie fetter schwarzer Samt und sein Mund eine riesenhafte Höhle. Er fühlte weder seine Zunge gegen Gaumen oder Zähne, noch spürte er Worte herausdringen, wenn er sprechen wollte. Das war die Schuld der Nadeln, die sie immer wieder in ihn hineinsteckten. »Bitte«, sagte er, »bitte keine Nadeln mehr.«
Aber sie hörten ihn nicht.
Groden versuchte sich zu entspannen. Es fiel ihm nicht leicht. Sein Körper fühlte sich völlig ungewohnt an. An manchen Stellen spürte er Schmerzen, an anderen Stellen verspürte er überhaupt nichts, und – waren diese Spannungen an Schultern, Hüften und Beinen der Druck von Gurten, mit denen er festgeschnallt war? Er wußte es nicht.
Er lag auf dem Rücken. Darüber war er sich ziemlich sicher. Wenigstens kamen die Stimmen, die er ab und zu hörte, aus einer entsprechenden Höhe. Aber wenn er auf dem Rücken lag, warum konnte er da keinen Druck auf seinem Rücken verspüren? Sollte sich das Schiff im freien Fall befinden – diese ganze Zeit über? Unmöglich, sagte er sich.
Er versuchte, sich weiter zu entspannen.
Er durfte nicht in Panik geraten. Wenn man körperlich entspannt war, konnte man nicht die Nerven verlieren. Das hatten sie ihn auf der Akademie gelehrt, und es stimmte auch. Allerdings hatten sie ihn nichts gelehrt für den Fall, daß es gerade umgekehrt war. Sie hatten ihm nicht beigebracht, wie man sich entspannen soll, wenn man schon die Nerven verloren hat.
Nein, das sind nicht die richtigen Gedanken, sagte er sich. Entspanne dich. Versuche, dich mit irgend etwas zu beschäftigen. Aber mit was?
Nun, versuche zum Beispiel, dir über deine Lage klar zu werden.
Erstens: es ist heiß. Darüber besteht kein Zweifel.
Zweitens: irgend etwas preßt an verschiedenen Punkten gegen deinen Körper. Es fühlt sich an wie Anschnallgurte.
Drittens: Stimmen kommen und sprechen zu dir – verdammte schmutzige Lügen.
Viertens: jemand steckt immer wieder Nadeln in dich.
Es sind die Nadeln, die alles so hoffnungslos machen, sagte er sich verzweifelt. Vielleicht sind sie die Ursache für die verwirrenden, ungewohnten Gefühle, die er hatte.
Natürlich sind es die Nadeln. Sie pumpen mich mit Betäubungsmitteln voll, warum, weiß ich nicht. Ganz natürlich, daß ich dann Halluzinationen habe. Wer würde sie nicht haben. Ich kann von Glück reden, daß ich nicht in der Klapsmühle lande, wenn ich hier endlich herauskomme.
Falls ich hier herauskomme, verbesserte er sich.
Also gut, sagte er sich, ich bin an den Augen verletzt worden.
Aber alles andere sonst – das waren verdammte Lügen. Ich habe eine Zeitlang sogar geglaubt, als die Broderick-Stimme mir mit falscher Sympathie mitgeteilt hat, daß ich nicht mehr würde sehen können, bis man mir neue Augen eingepflanzt hätte. Es war ein schwerer Schlag gewesen, aber ich habe es geglaubt. Bis ich dann, so erinnerte er sich triumphierend, bis ich dann doch gesehen habe. So klar und deutlich gesehen, wie ich weiß, daß die Stimmen lügen.
Damals begann sich ein entsetzlicher Verdacht in ihm zu regen.
»Nein«, schrie er, »bitte, bitte nicht«. Aber sie konnten oder wollten ihn nicht hören, denn schon hatte er wieder eine neue Nadel in seinem Fleisch gespürt.
Verzweifelt und wütend hatte er versucht, den fremden Arm beiseite zu drücken, seine Marmorlippen zu bewegen, mit der Samtzunge zu sprechen, vergebens.
AUF der Brücke saß der Kapitän und starrte fasziniert die unbekannten Sternkonstellationen an. Er lehnte sich in seinem Stuhl vorwärts und riß dadurch die kleinen Magneten los, die in Hüfthöhe in seine Hose eingenäht waren. Der kleine Protokollmaat, Eklund oder wie sie heißt, stand bescheiden in einer Ecke und wartete darauf, daß er ihr sagen würde, warum er sie hatte kommen lassen. Das Dumme war, er wußte den Grund selbst nicht genau. Es war so verdammt heiß hier. Seine Gedanken wanderten.
Reiß dich zusammen, befahl er sich selbst. Er sagte: »Eklund, Register!« Die Augen des Mädchens schlossen
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