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Galaxis Science Fiction Bd. 02

Galaxis Science Fiction Bd. 02

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar Heinecke
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versucht. Nein, vielen Dank. Ich will die Tagseite haben, aber ohne solchen Blödsinn.« Er lehnte sich vor. »Ich werde die Tagseite bei Sonnennähe angehen und auf der Oberfläche. Nur ein Mann, der das fertiggebracht hat, hat den Merkur bezwungen. Bis dahin hat ihn keiner – aber ich brauche Hilfe.«
    Unzählige Male hatte ich schon daran gedacht, aber ich hatte es nie gewagt, ein solches Vorhaben ernsthaft zu erwägen. Niemand hatte es gewagt, seit Wyatt und Carpenter verschwunden waren. Merkur dreht sich um seine Achse in der gleichen Zeit, die er für einen Umlauf um die Sonne benötigt. Das bedeutet, daß die Tagseite immer der Sonne zugewandt ist – so wie der Mond unserer Erde immer dieselbe Seite zukehrt. Und das macht die Tagseite bei Perihel, also größter Sonnennähe, zum heißesten Ort im ganzen Sonnensystem – mit einer einzigen Ausnahme, der Oberfläche der Sonne selbst.
    Es würde ein höllischer Marsch werden. Nur ein paar wenige Männer wußten, wie höllisch, und die waren nie zurückgekommen. Aber irgendwann würde irgend jemand sich wieder in die Gluthölle des Merkur begeben.
    Und ich wollte dabei sein.
    DAS Labor in der Zwielichtzone des Merkur war selbstverständlich der einzige in Frage kommende Startpunkt für das Unternehmen. Die Anlage war nicht übermäßig groß – ein Landeplatz für Raumschiffe, die selten genug kamen, dann die tief in die Felsen eingesprengten Wohnräume und Laboratorien und endlich der Turm, der das Solarskop beherbergte.
    An der Tagseite war Sanderson nicht besonders interessiert – natürlich nicht, sein Baby war die Sonne, und er hatte den Merkur nur darum ausgesucht, weil er der Felsbrocken war, der sich der Sonne am nächsten befand. Er hatte sich eine gute Stelle ausgesucht. Auf dem Merkur klettert das Thermometer auf der Tagseite bei Perihel auf ungefähr +410 Grad, während die Temperatur der Nachtseite ziemlich konstant bei – 210 Grad bleibt. Keine ständige menschliche Ansiedlung kann bei derartigen Extremen existieren. Aber die Libration, Merkurs Schwankung um seine Achse, mildert sie für die Zwielichtzone zwischen der Tag- und Nachtseite soweit ab, daß sie einigermaßen ertragbar werden.
    Sanderson hatte sein Labor in der Nähe des Pols errichtet, wo der Zwielichtgürtel ungefähr zehn Kilometer breit ist. Der Temperaturunterschied beträgt hier nur etwa 50 bis 60 Grad je nach der Libration. Das Solarskop konnte soviel gerade noch aushalten, ohne daß der Spiegel zersprang, und die Sonne war trotzdem an ungefähr 70 der 88 Tage der Umlaufzeit des Planeten zu sehen.
    Der Major rechnete natürlich damit, daß Sanderson ihm einiges über die Bedingungen auf dem Merkur verraten konnte, während wir in seiner Station die letzten Vorbereitungen trafen. Sanderson wußte auch einiges. Er dachte, wir wären nicht ganz bei klarem Verstand, und sagte uns das auch offen. Trotzdem half er uns, so gut er konnte. Jack Stone, unser dritter Mann, der mit der Ausrüstung und den Vorräten ein paar Tage vor uns eingetroffen war, wurde jedenfalls von Sanderson so eingehend aufgeklärt, daß der arme Kerl ganz durcheinander war, als er uns dann auf dem Landeplatz begrüßte.
    Stone war noch jung – ich schätzte ihn auf kaum fünfundzwanzig – , aber er hatte den Major zum Hephaistos begleitet und ihn gebettelt, auch an diesem Treck teilnehmen zu dürfen. Ich bekam das komische Gefühl nicht los, daß Jack gar nicht so sehr aus Forscherdrang heraus handelte, sondern daß er einen ganz anderen Grund hatte. Ich glaube, für ihn war Mikuta so eine Art kleiner Gott, dem er wie ein Hündchen überall hin folgen mußte.
    Mir war das egal, solange er nur wußte, was ihm bevorstand. Bei unserem Sport soll man die Leute lieber nicht nach dem Warum fragen – manche können da recht böse werden. Jedenfalls bekommt man sehr selten eine logische und befriedigende Antwort. Na egal, Stone hatte sich jedenfalls drei Leute aus dem Labor ausgeborgt und mit denen unsere Sachen schon ausgepackt und fein säuberlich ausgebreitet, so daß wir nur noch alles nachprüfen mußten.
    WIR stürzten uns gleich in die Arbeit. Dank reichlicher Spenden – Gelder von Fernsehstationen und auch staatliche Subventionen – hatten wir eine ausgezeichnete Ausrüstung zusammenbekommen. Einen Teil davon hatte Mikuta selbst entworfen und auch ausprobiert. Sanderson hatte ihm dabei ein paar wertvolle Ratschläge gegeben. Wir hatten vier Sandflöhe, die leichtere Ausführung mit den Ballonreifen,

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