Galaxis Science Fiction Bd. 03
ausweidend. »Es ist eben etwas Neues. Wir müssen alles ausprobieren.« Natürlich kannte er den. sechzehnsilbigen Namen des Hormondestillats, aber er fürchtete, daß Joan ihn vielleicht von sensationellen Zeitungsartikeln her ebenfalls kennen würde und nun ein Wunder erwartete. Er rechnete nur mit einer neuen Enttäuschung, einer andern Möglichkeit, die er zu den Akten legen konnte, einem weiteren Schritt auf den Tag zu, an dem er dem Mädchen befehlen mußte, zurück zur Erde zu fahren und ihr damit das Herz brechen würde.
»Ich kann leider heute niemand mehr bei dir lassen«, sagte er ihr, als er fertig war. »Ich brauche Gladys, damit sie auf Polly Kandro aufpaßt. Aber denke daran, wenn du irgend etwas brauchst, telefoniere, daß es jemand für dich tut. Dein Herz ist viel zu schwach für irgendwelche Anstrengungen.«
Die Sonne brannte schon tüchtig hernieder, als er wieder auf die Straße trat. Es war inzwischen später Vormittag geworden, und er mußte hinüber zu Nick Cantrella, um nach dessen Arm zu sehen und mit ihm über Bells Drohung zu sprechen.
Aber er hatte noch andere Patienten, die auf ihn warteten und die ihn nötiger brauchten als Nick. Besser also, erst diese Besuche zu erledigen. Wenn er dann zu Cantrella käme, konnten sie sich Zeit lassen und das Problem eingehend besprechen.
ZWEI Stunden später betrat Tony endlich Cantrellas Haus. Tony wußte nicht, ob er es bedauern oder aber froh darüber sein sollte, daß Nick den Auftritt mit Bell versäumt hatte. Nick hatte einen scharfen Verstand, aber er war sich nicht sicher, oh Bells offene Unverschämtheiten und Brenners ölige Freundlichkeit ihn nicht gereizt hätten, statt mit dem Kopf mit den Fäusten zu denken.
»Tony!« brüllte Nick, als er eintrat. »Gracey war hier und hat mir von der Sache mit Bell erzählt. Das ist das größte Ding, das Sun Lake passieren konnte. Wir sind gemachte Leute.«
»Zeig den Arm her«, entgegnete Tony trocken. »Erst die Behandlung, alles andere später.«
Nick murrte vor sich hin, während der Doktor den Verband entfernte und nach der Wunde sah. Gott sei Dank war sie gut verheilt. Sie schmerzte nicht mehr, und es würde auch keine Komplikationen geben.
Tony schlug Nick kräftig auf die Schulter. »Alles in Ordnung, du tollkühner Held«, sagte er. »Du kannst zurück an die Arbeit. Wenn du willst, dann inhaliere in Zukunft Chlor, betröpfele dich mit flüssigem Metall, halte dein Mittagsschläfchen auf einer Kiste mit Radiophosphor oder wasche deine Hände mit Schwefelsäure, Es gibt so viele Dinge, die du noch nicht ausprobiert hast. Und es scheint dir Spaß zu machen – oder?«
»Ach, meckere doch nicht so herum. Es ist ja alles gut verheilt.« Nick spannte probeweise seine Armmuskeln an. »Es ist nur gut, daß ich heute früh nicht dabei gewesen bin. Ich hätte diese Kerle im hohen Bogen rausgeschmissen. Bist du dir klar, daß das die größte Chance ist, die wir je gehabt haben? Mein Gott, Mann, eigentlich hätten wir schon immer beten müssen, daß genauso etwas uns endlich einmal widerfährt. Endlich müssen wir uns auf eigene Füße stellen. Ich bin froh, daß Bell uns dazu zwingt. Von selbst hätten wir bestimmt nicht daran gedacht. Das einzige Problem, das wir lösen müssen, ist, unsere eigenen OxEn Pillen herzustellen.« Sein Gesicht glühte vor Aufregung. »Das wird eine großartige Aufgabe für unsere Jungens im Labor werden, und sie werden es bestimmt schaffen – mit meinen Maschinen, natürlich.«
»Ich fürchte, ihr werdet es nicht schaffen, Nick.« Tony schüttelte bedauernd den Kopf. »Erkundige dich bei unseren Biochemikern. Ich habe einmal an einer Führung durch das Kelsey Werk in Louisville teilgenommen, damals, als ich mich mit dem Gedanken trug, der Kolonie beizutreten. Ich habe mir dabei bald die Füße wundgelaufen. Der ganze Komplex ist zehn Stockwerke hoch und erstreckt sich über vier Häuserblocks. Mehr als fünfhundert Arbeitsvorgänge sind nötig, um das Zeug herauszudestillieren und zu konzentrieren, aus dem dann am Schluß die kleinen rosa Pillen gedreht werden. Die ersten paar hundert davon ferngesteuert und in absolut sterilen Räumen. Wenn du das ganze Glas, was auf dem Mars vorhanden ist, zusammensuchst, dann bekommst du noch nicht so viel, wie die Kelsey Leute allein für die Tanks ihrer Protokulturen benötigen. Nein, diese Idee mußt du dir aus dem Kopf schlagen. Unmöglich, mein Junge, völlig unmöglich.«
»Zum Teufel, dann werden wir andere Mittel
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