Galaxis Science Fiction Bd. 03
gegeben, zum Beispiel der nicht stimmberechtigten Stellung der bloßen Mitläufer. Joan mußte sich mit einer heroischen Abstraktion identifizieren können, oder das Leben war für sie nicht lebenswert.
Tony war auch ein Idealist – jeder in der Kolonie war einer.
Aber er bezweifelte, ob sein Idealismus ausreichen würde, einen solchen aussichtslosen Kampf wie Joan zu kämpfen.
Sie flüsterte mit rauher Stimme: »Nun, Doktor, hast du eines deiner Zaubermittel für mich mitgebracht?« Ein guter Kolonist gibt den Mut nicht auf. Die großen Tage kommen noch.
»Ein leidliches, jedenfalls«, sagte Tony. Er steckte ihr das Thermometer in den trockenen Mund und schlug die Decke zurück. Neue rote Blasen hatten sich auf Armen und Beinen gebildet. Das war etwas, was er Gott sei Dank lindern konnte. Er strich eine Salbe darauf und wechselte den Verband der alten Blasen.
»Das tut gut«, wisperte sie dankbar, als er ihr das Thermometer wieder abnahm. »So kühl.« Ihre Temperatur war wieder um zwei Zehntel gestiegen gegenüber den 38,6 von gestern. Und das Thermometer war nicht einmal feucht.
Also wieder eine Spritze. Er tat das gar nicht gern, solange er nicht wußte, was für eine Art Krankheit er hier vor sich hatte, aber eines seiner kostbaren Antihistamine schien ihr Erleichterung zu verschaffen. Die Reaktion war natürlich nur vorübergehend, aber sie schrumpfte die entzündete wässerige Blase, die sich auf ihrer Rachenschleimhaut gebildet hatte. Sie würde jetzt leichter atmen und vielleicht auch schlafen können. Und die Wirkung würde die nächsten vierundzwanzig Stunden über anhalten.
Und inzwischen würde dann Hank mit dem neuesten auf der Erde entwickelten Hormondestillat zurück sein. Tony hatte gehört, daß Benoway, der Arzt von Mars Maschinen, das Mittel mit erstaunlich guten Erfolgen bei schweren Verbrennungen und Infektionen angewandt hatte.
Joans Augen schlössen sich erschöpft. Der Doktor saß schweigend da und betrachtete mitleidig ihre pergamentenen Augenlider, ihre rissigen aufgesprungenen Lippen. Er verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. Sie war wirklich ein törichter Kindskopf.
Behutsam erhob er sich und ging hinüber zu der Wasserkaraffe. Er füllte ein Glas und trug es an ihr Bett. Leise sagte er ihren Namen: »Joan.«
Ihre Augen öffneten sich langsam, und er hielt ihr das Glas entgegen.
»Hier ist etwas Wasser.«
»Oh, danke.« Sie seufzte träumerisch und griff danach – und zog ihre Hand schnell wieder zurück. »Ach nein, ich habe keinen Durst.« Sie war jetzt wieder hellwach. Ihre Blicke waren verängstigt. »Ich brauche wirklich kein Wasser, Doktor«, sagte sie, aber ihre Augen saugten sich an dem Glase fest.
»Nimm es, trink, und sei kein Dummkopf«, fauchte er sie an. Dann schob er sanft seinen Arm unter ihre Schultern, richtete sie auf und hielt ihr das Glas an die Lippen. Zuerst nippte sie zögernd, dann trank sie mit großen Schlucken.
»Warum quälst du dich selber? Habe ich dir nicht eine Sonderzuteilung an Wasser bewilligt?«
Sie nickte beschämt.
»Ich werde mit Hank sprechen, wenn er zurückgekommen ist, und dafür sorgen, daß du in Zukunft genug zu trinken bekommst.«
»Es ist nicht seine Schuld«, sagte sie schnell. »Ich habe es ihm gar nicht gesagt. Wasser ist so kostbar, und ihr alle arbeitet, und ich liege hier nur nutzlos herum. Ich verdiene kein extra Wasser.«
Er gab ihr das gefüllte Glas.
»Halt den Mund und trink!«
Sie tat es mit einer Mischung aus Schuldgefühl und liefern Genuß, die sich offen auf ihrem Gesicht abzeichnete.
»So ist’s richtig, Hank müßte morgen mit den Medikamenten von Mars Maschinen zurück sein, Ich werde ihm diesmal selbst wegen des Wassers Bescheid sagen, und ich möchte nicht hören, daß du wieder irgendeinen Unsinn machst, von wegen nicht trinken und so. Du bist für die Kolonie viel wertvoller als ein paar Liter Wasser.«
»Schon gut, Doktor.« Ihre Stimme klang verschüchtert. »Glaubst du wirklich, daß er morgen zurück sein wird?«
Tony zuckte die Schultern. Mars Maschinen war ungefähr tausend Meilen entfernt, und – Mahlzeiten und Ruheperioden eingerechnet – Hank sollte eigentlich spätestens morgen mittag zurück sein. Aber Joans Frage klang so sehnsüchtig, daß er sich lieber auf keine feste Zusicherung einlassen wollte. Er schloß seine Tasche, und sie fragte: »Doktor, wird es mir helfen? Was meinst du? Du hast mir noch gar nicht gesagt, was es überhaupt ist.«
»Oh«, antwortete er ihr
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