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Galaxis Science Fiction Bd. 03

Galaxis Science Fiction Bd. 03

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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schriller. Der Mann Rössel schob sie endlich beiseite, aber nur, um seinem Grimm Luft zu machen. Mit ärgerlicher Stimme sagte er: »Hören Sie zu, Soldat, das ist unser Planet, unsere Heimat. Wir verlangen, daß die Flotte uns beschützt. Bei Gott, wir haben die ganzen Jahre über für euch Burschen bezahlt, und es wird höchste Zeit, daß ihr für unser Geld einmal etwas tut. Wir verlangen…«
    Er fuhr fort zu schimpfen, während Dylan hinüber zur Uhr sah und wartete. Er hoffte inbrünstig, daß es bald vorüber sein würde. Ein großer finster blickender Mann hatte sich jetzt vor ihm aufgebaut und wollte wissen, wo die Flotte wäre.
    »Es gibt keine Flotte«, antwortete ihm Dylan. »Wir haben ein paar hundert alte halbverrostete Kähne, die schon veraltet waren, bevor sie geboren wurden. Vier oder fünf Modelle für die Admiralität und die Regierung. Das ist die Flotte!«
    DYLAN wollte noch weiter erklären, wollte sie daran erinnern, daß ja niemand eine große Flotte gewollt hatte und daß sie deshalb immer mehr zusammengeschrumpft war… aber dafür gab es jetzt keine Zeit. Es war schon halb elf, und die verdammten Fremden konnten jeden Augenblick über sie herfallen, was wußte er, und alles, was sie taten, war reden und reden und reden. Billiges, nutzloses Geschwätz. Er, Dylan, hatte schon vor langer Zeit erkannt, daß es in der ganzen Geschichte der Menschheit nie eine friedliebende Nation gegeben hatte, die sich auf die Dauer stark erhalten konnte, und obgleich der Friede ein edler Traum und ein hohes Ideal war, jetzt war er zu Ende gegangen, und die Zeit des Kampfes war gekommen.
    »Wir sollten jetzt lieber aufbrechen«, sagte er schließlich, und die Gespräche verstummten. »Leutnant Bossio ist zu Ihrer Schwesterkolonie auf Planet Drei dieses Systems geflogen. Er wird am Abend zurückkommen und mich abholen. Bis dahin müssen Sie weg sein.«
    Einen langen Augenblick standen sie noch regungslos und schweigend da, dann verließ ein Mann jäh das Zimmer, und der Rest folgte schnell. Einer oder zwei maulten noch etwas über die Flotte, und der große finster blickende Mann sagte, alles, was er brauchte, wären Waffen, nichts weiter, und dann würde ihn niemand und nichts von diesem Planeten herunterbekommen. Dann waren alle gegangen, dann rutschte er von seinem Tisch herunter und ging ebenfalls nach draußen, um nach der Bombe zu sehen.
    Er fand eine Metallstange in der Funkstation und begann, den hartgefrorenen Boden aufzubrechen und dem Zündkabel zu folgen. Es war die erste körperliche Arbeit seit Wochen, und er war dankbar dafür.
    Sie hatten Dylan aus einer Bar herausgeholt, wo er bei einem seiner üblichen Versuche gesessen hatte, seine Zeit totzuschlagen – er und Bossio – , und sie hatten ihm gesagt, was geschehen war, und in den folgenden drei Wochen hatten sie vier Kolonien geräumt. Das hier war die letzte, und die nervöse Anspannung, unter der er die ganze Zeit über gestanden hatte, machte sich allmählich bemerkbar.
    NACH dreißig Jahren des Müßiggangs konnten sie von einem Mann nicht verlangen, daß er sich sofort mit eisernen Nerven in die Gefahr stürzen würde. Alles brauchte seine Zeit.
    Er ruhte sich einen Augenblick aus. Trotz der Kälte war er ins Schwitzen geraten. Er nahm einen Schluck aus seiner Flasche.
    Bevor sie ihn losgeschickt hatten, hatten sie ihn noch zum Captain befördert. Das war sehr nett von ihnen gewesen. Nach dreißig Jahren war er nun endlich Captain. Dreißig Jahre lang war er über den ganzen westlichen Raumsektor vagabundiert, hatte auf alle mögliche Art und Weise versucht, die Zeit totzuschlagen, hatte gewartet und gewartet auf etwas, das nie eingetroffen war, hatte gedöst und sich betrunken. Und nie hatte etwas die Langeweile und die Leere seines Lebens unterbrochen. Es gab eine Menge Möglichkeiten, seine Zeit totzuschlagen, und er hatte sie alle wahrgenommen.
    Einmal hatte er sich sogar mit militärischer Taktik beschäftigt.
    Bei der Erinnerung daran mußte er jetzt noch darüber lächeln. Mein Gott, was für ein grüner Junge war er doch damals gewesen. Er war gerade neunzehn geworden, als sein Vater starb – an einem Leistenbruch, an einem so idiotischen Ding wie einem Leistenbruch, den er sich geholt hatte, weil er zu lange auf einem schweren Planeten gearbeitet hatte –, und in jenen Tagen hatte die Anti-Kriegspropaganda draußen am Rand noch nicht so Wurzeln geschlagen. Sie hatten ihm eine Menge vorgequasselt von wegen Wächter der Grenze

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