Galaxis Science Fiction Bd. 03
Es war töricht, was er tat. Offensichtlich wollte er nicht näher kommen, vielleicht aus Stolz, vielleicht aus bloßer Sturheit.
»Schaut ihn euch nur an«, sagte jemand.
»Was steht er da draußen so herum?« sagte ein anderer.
Und alle dachten: Gott allein weiß, was im Kopf eines Soldaten so vor sich gehen mag, und viele dachten: Vielleicht ist er nur betrunken. Sie hatten gelernt, den Frieden zu lieben und den Krieg zu hassen, doch während man ihnen das beigebracht hatte – so sorgfältig beigebracht hatte, hatte man sie auch unbewußt gelehrt, Soldaten zu verachten.
Und immer noch stand der einsame Mann in dem eisigen Wind.
SCHLIESSLICH, da auch ein Soldat klein und verfroren und bemitleidenswert aussehen kann, verließ Bob Rössel sein warmes Zimmer und ging hinaus in die Kälte, um ihn zu begrüßen.
Der Soldat salutierte. Wie die meisten Soldaten war er weder sehr adrett gekleidet noch sehr sauber, und sein Gruß war lässig. Obwohl er größer als Rössel war, schien er doch nicht größer zu sein. Und die Kälte hatte ihm die Tränen in die Augenwinkel getrieben.
»Captain Dylan, Sir.« Seine Stimme war leise und unsicher. »Ich bringe eine Botschaft vom Hauptquartier der Flotte. Sind Sie der Boß der Siedlung?«
Rössel, ein kleiner nüchterner Mann, grunzte. »Hier gibt es keinen Boß. Wenn Sie jemand suchen, der für die Kolonie sprechen kann, ich denke, das kann ich. Was ist los? Um was geht es?«
Der Captain blickte ihn einen Augenblick lang schweigend mit seinen blaßblauen ausdruckslosen Augen an. Dann zog er einen Umschlag aus seiner Tasche und gab ihn Rössel. Es war ein dicker, offiziell aussehender Umschlag und Rössel wog ihn abschätzend in seiner Hand. Er wollte gerade wieder nach dein Grund des Besuches fragen, als die Schleuse des Schiffes knirschend aufschwang. Ein bulliger schwarzhaariger junger Mann zeigte sich und rief Dylan zu: »Kann ich abhauen, Jim?«
Dylan drehte sich um und nickte.
»Bin heut’ abend wieder da«, rief der junge Mann. Dann grinste er und schrie: »Fang auf!« und warf eine Flasche herunter. Der Captain fing sie auf und steckte sie achtlos in seine Hosentasche, während Rössel dem kurzen Zwischenspiel voller Abscheu zuschaute. Einen Augenblick später schloß sich die Schleuse des Schiffes wieder.
»War er betrunken?« begann Rössel ärgerlich. »War das eine Schnapsflasche?«
Der Soldat sah ihn mit seinen ausdruckslosen Augen an. Er deutete auf den Umschlag in Rössels Hand und sagte: »Lesen Sie das lieber. Wir haben nicht viel Zeit.«
Er setzte sich in Bewegung und ging mit langen Schritten auf die Häuser zu. Wohl oder übel mußte ihm Rössel folgen. Als sie näher kamen, konnten die Beobachter hinter den Fenstern sehen, wie sich Rössels Lippen bewegten, aber sie konnten nicht hören, was er sagte. In diesem Moment stieg das Schiff auf, und sie wandten ihre Aufmerksamkeit diesem Schauspiel zu – wie es sich auf einer roten Flammensäule langsam den grauen Wolken entgegenhob.
Nach einer Weile entschwand es ihren Blicken. Sie sahen es niemals wieder.
DER erste Kontakt mit einer fremden intelligenten Rasse hatte draußen am Rand der Milchstraße auf einem kleinen abgelegenen Planeten weit weg von zu Hause stattgefunden. Im Spätherbst des Jahres 2360 – das genaue Datum blieb unbekannt – hatte eine fremde Rasse die Kolonie auf Lupus V überfallen und total vernichtet. Die Ruinen und die Toten wurden von einem Postschiff entdeckt, das sofort losraste, um die Flotte zu alarmieren.
Als das Militär ankam, fanden sie folgendes: Von den siebzig gemeldeten Kolonisten waren einunddreißig tot. Der Rest, Frauen und Kinder eingeschlossen, war verschwunden. Ebenfalls die ganze technische Ausrüstung der Kolonie – Radios, Waffen, Maschinen, selbst Bücher. Die Gebäude der Siedlung waren niedergebrannt, die vorgefundenen Leichen alle verkohlt. Offenbar besaßen die Fremden eine Hitzestrahlwaffe. Was sie sonst noch besaßen, konnte man nicht einmal ahnen. Nachdem die Soldaten mehrere Tage erfolglos in der verbliebenen Asche herumgestochert hatten, machte einer von ihnen eine erstaunliche Entdeckung.
Für den Fall eines feindlichen Angriffs hatte der Sicherheitsdienst jeder Kolonie eine Bombe zur Verfügung gestellt, die im Zentrum jeder Siedlung vergraben werden mußte, denn man hatte es für ratsamer gehalten, lieber eine ganze Siedlung in die Luft zu jagen, als einer feindlich gesinnten Rasse die Möglichkeit zu geben, sich
Weitere Kostenlose Bücher