Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galaxis Science Fiction Bd. 04

Galaxis Science Fiction Bd. 04

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
Vom Netzwerk:
daß die ganze Anlage einfach durch das Eis hindurchschmilzt und das Eis sich darüber wieder schließt.«
    »Oh«, sagte ich. »Verstehe. Die verschwundene Kolonie, was?«
    »Das nächste Haus ist das Spital. Doc Hawthorn, seine Frau und ihre drei Töchter wohnen dort und kümmern sich um den Laden. Der Arzt hat übrigens seinen Beruf hier gelernt. In seinem ganzen Leben ist er noch nie vom Titan heruntergekommen.«
    » Was soll das heißen? Gibt es hier eine Universität?«
    »Himmel, natürlich nicht. Wir haben ein Lehrlingssystem. Es funktioniert mittlerweile überraschend gut, wissen Sie. Medizin ist natürlich am schlimmsten dran. Es gibt kaum Bücher, überhaupt keine Versuchstiere und nur beschränkte Labormöglichkeiten. Ein junger Mann kann es nur lernen, indem er jahrelang unter dem alten Doktor arbeitet. Manchmal nicht besonders angenehm für die Patienten, aber im großen und ganzen klappt es gut. Die beiden Jungens, die augenblicklich unter Hawthorn studieren, sind zwei vielversprechende Burschen. Wahrscheinlich erhalten sie gerade eine Lektion über Knochenbrüche und Arterienblutungen.«
    Ich muß sagen, ich hatte ein komisches Gefühl, als ich an die Behandlung dachte, die Greenville bekam.
    »Noch etwas ist mir aufgefallen«, sagte ich. »Sie erwähnten, daß die drei Töchter des Doktors bei ihm wohnen würden. Man sollte doch annehmen, daß hier immer noch ein starker Männerüberschuß herrscht. Wie kommt es, daß die drei noch ledig sind?«
    »Eine etwas voreilige Schlußfolgerung, mein Alter. Die Töchter sind alle verheiratet, und es laufen auch schon ein paar Kinder herum. Die Männer gehen zur Arbeit, und die Frauen verbinden ihre Hausfrauenpflichten mit der Krankenpflege. Eine Familiengemeinschaft wie in diesem Fall ist bei uns die natürliche wirtschaftliche und soziale Einheit. Und die Wohnraumknappheit hält die Gruppe zusammen, selbst wenn sie größer wird.«
    Ich hatte inzwischen die Aufregung der Landung und die holperige Fahrt zur Siedlung etwas vergessen, und ich begann jetzt wirklich neugierig zu werden, wie diese Leute hier lebten. Ich fragte mich, welche Vorstellungen sie sich wohl von der Zukunft machen würden, und richtete diese Frage auch an Carter.
    »Wir glauben an die Zukunft. Mehr als Sie vielleicht denken. Wenn unsere Bevölkerung größer wäre, könnten wir mehr schaffen, und das Leben würde für alle besser werden. Sie werden diesen Zukunftsglauben an der Haltung der Kolonisten merken. Daß Sie Ihre Geliebte mitgebracht haben, zum Beispiel, wird ganz bestimmt auf Mißfallen stoßen.«
    »Kleinstadtmoral, wie?«
    »Nein, in keiner Weise. Für uns sind Kinder wichtiger als alles andere, und Verbindungen wie die Ihre sind gewöhnlich in dieser Hinsicht nicht sehr produktiv. Das ist der einzige Grund.«
    »Hm, ich habe mir immer Kinder gewünscht, aber es gab so viele Dinge, die dagegen sprachen. Jetzt werde ich wahrscheinlich ganz verzichten müssen. Dagmar will keine Kinder. Ich habe noch andere Frauen gekannt. Ich hätte heiraten können, einen Erben hinterlassen… »
    »Ich glaube nicht, daß Lady Dagmar die Kolonie gefallen wird, und ich bezweifle, daß sie der Kolonie gefallen wird.«
    Ich lächelte ihn an. »Sie werden alt, mein lieber Carter. Offenbar schneller als ich. Haben Sie nicht bemerkt, wie Gunn reagiert hat? Möglich, daß ihr die Kolonie nicht besonders gefällt, aber ihre Reize wirken hier genauso wie anderswo. Ich frage mich, wie weit sie schon in diesem Augenblick dem armen Gunn den Kopf verdreht hat.«
    Er sah mich einen Augenblick durchdringend an. Er fragt sich, wie eifersüchtig ich bin, dachte ich. Dann senkte er den Blick und schritt weiter.
    Das Krankenhaus war ein gedrungener Bau, etwa durchschnittliche Größe wie die Kuppel, in der wir uns befanden. Es hatte zwei Stockwerke. Das untere beherbergte die Krankenzimmer, einen Operationssaal und die Apotheke. Die Wohnung der Hawthorns lag im zweiten Stock.
    Carter klopfte nachlässig an, und wir traten ein.
    »Der Krankensaal«, erklärte Carter über die Schulter. »Zur Chirurgie geht es da entlang.«
    IN dem Zimmer standen ungefähr ein halbes Dutzend Betten. In zweien davon lagen Männer, die uns neugierig betrachteten, während wir durchgingen. Ein anderes Bett stand hinter einem Vorhang. Der Raum war sauber, und alles war wohlgeordnet und aufgeräumt. Als ich die einfachen eisernen Bettgestelle und das grobe weiße Bettzeug sah, wurde mir erst so recht bewußt, wie abgeschnitten von der

Weitere Kostenlose Bücher