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Galaxis Science Fiction Bd. 04

Galaxis Science Fiction Bd. 04

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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ist Joan Radcliffe, eine junge Frau voll fanatischen Idealismus, die an einer Krankheit dahinsiecht, die Tony völlig unbekannt ist. Wenn Bell sein Ultimatum wahr macht und so das Ende der Kolonie heraufbeschwört – so denkt Tony –, dann würde wenigstens Joans Leben gerettet werden. Nichts sonst könnte sie dazu bringen, die Kolonie freiwillig zu verlassen, denn wenn sie ginge, dann müßte auch Hank Radcliffe, ihr Mann, zurück zur Erde gehen, Hank ist ein romantischer junger Mann, dessen Lebenstraum es war, Kolonist auf dem Mars zu werden; aber Sun Lake hat seine eigenen Träume, und darin ist nur Platz für verheiratete oder heiratsfähige Leute. Etwas Hoffnung besteht allerdings noch für Joan. Hank ist gerade unterwegs, um in einer andern Kolonie eine neuentwickelte Erdmedizin zu holen, von der Tony Wunderdinge gehört hat. Als letzten besucht Tony Nick Cantrella, das vierte Mitglied des Kolonistenrats. Nick ist ein außerordentlich begabter Elektro-Ingenieur und Elektronen-Techniker – und ein unverbesserlicher Optimist. Er begrüßt sogar Bells Herausforderung, weil sie die Kolonisten zwingen wird, sich endlich auf eigene Füße zu stellen und die letzten Verbindungen zur Erde zu zerschneiden. Tony arbeitet mit ihm einen Plan aus, wie sie jeden der Siedler mit Hilfe eines Elektroenzephalographen testen und so herausfinden, können, ob er mit dem verschwundenen Marcaine in Berührung gekommen ist.
    VIERZIG Jahre im Leben eines Planeten sind ein Nichts, besonders, wenn dieser Planet der uralte Mars ist. Vierzig Jahre – soviel Zeit war inzwischen verstrichen, seit die erste Erdrakete über dem südlichen Teil der Syrtis Major abgestürzt und dort liegen geblieben war –, eine ewige Erinnerung an eine Tragödie, von der nur die breiten Risse in den Treibstofftanks den späteren Ankömmlingen Kunde gaben.
    Fast vierzig Jahre jetzt, seit die ersten hoffnungsvollen Kolonisten gefolgt waren – dreitausend dem Untergang geweihte Seelen. Ihre Körper, weitaus zerbrechlicher und anfälliger als die feinsten ihrer Instrumente, waren schon längst zu Skeletten verfault, als das verspätete Ersatzschiff mit den Vorräten eintraf, ohne die sie verhungern mußten.
    Vierzig Jahre langsamen Wachsens und schnellen Wechsels, in denen dieser lebensfeindliche unfruchtbare Planet nacheinander gesehen hatte eine Handvoll Forscher, ein rundes Dutzend Glücksritter und Prospektoren, ein paar tausend Bauern, alles Einzelgänger, die höchstens ihre schweigsamen Frauen mitgebracht hatten, und schließlich – nach der Entwicklung von OxEn – die neuen industriellen Kolonien, von denen keine älter war als fünf Jahre.
    Die Forscher waren wieder zurück zur Erde gegangen, um Vorträge zu halten oder ihre Erlebnisse und Erkenntnisse niederzuschreiben; von den Prospektoren und Grenzgängern waren die meisten inzwischen gestorben; nur die Kolonisten waren zum größten Teil geblieben, und neue kamen vierteljährlich hinzu. Aber das Leben auf dem Mars war hart, und es war immer noch unmöglich, auf die lebenswichtige Zufuhrlinie, die durch Marsport lief und die Verbindung zur Erde aufrechterhielt, völlig zu verzichten.
    Und die Sun Lake-Kolonie war bis jetzt auch die einzige unter den anderen Kolonien, die bestrebt war, diese Verbindung zu zerschneiden. Aber noch war es dazu viel zu früh. Hätten sie schon jetzt die Nabelschnur zur Mutter Erde zerschnitten, würden sie umkommen wie die ersten Dreitausend, deren Knochen in der dünnen Marsluft bleichten.
    UND die Kolonisten wußten das auch. Nach dem Mittagessen versammelten sie sich alle im Labor, jeder Mann, jede Frau, jedes Kind. Tony Hellman erhob sich von der schweren Kiste des Elektroenzephalographen, um die Anwesenden zu zählen.
    »Es sind wohl alle da«, sagte er schließlich. »Polly ist im Spital, Joan liegt zu Hause, Hank ist unterwegs. Tad ist in der Funkbude. Also fangen wir an.«
    Einer nach dem andern der Kolonisten nahm in dem Stuhl vor Tony Platz, und Tony setzte ihm die Elektroden des Gerätes an. Aber einer nach dem andern stand wieder auf, und Tony blieb nichts anderes übrig, als ihn als negativ abzuhaken. Tony wagte nicht daran zu denken, was es bedeuten würde, wenn alle negative Marcaine Gehirnwellen zeigen würden. Dann kam der letzte dran, und schließlich holte man auch den jungen Tad aus der Funkbude – wieder negativ.
    »So, das wären alle«, sagte Tony zu Nick, als die Maschine auch Tad von jedem Verdacht reingewaschen hatte und er zu seiner Arbeit

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