Galaxis Science Fiction Bd. 04
Inneren Planeten zu verärgern. Wir sind hier völlig schutzlos und auf ihren guten Willen angewiesen.«
Meine Gefühle befanden sich in einem wilden Aufruhr. Ich fühlte eine hilflose kalte Wut, jetzt plötzlich der Zuflucht wieder beraubt zu werden, in der ich mich schon so sicher gefühlt hatte. Ich verachtete Carter und diese Titankolonisten, die vor Grellets Schiff den Schwanz, eingezogen. Und ich fühlte eine tiefe Resignation vor dem Unabwendbaren – und Dankbarkeit gegenüber Dagmar, die die Ankunft des Schiffes so gefaßt hinnahm.
»Gehen wir zum Turm«, sagte ich.
»Ja, das ist wohl das beste«, sagte sie. »Es würde erniedrigend sein, unter Bewachung zum Schiff gebracht zu werden. Warte, ich will mich nur noch etwas zurecht machen.«
SIE war nur einen Augenblick weg. Ich sah sie prüfend an, als sie zurückkam. Sie war so schön wie je zuvor. Der leichte Hosenanzug, den die Frauen der Siedlung trugen, stand ihr gut. Sie hatte ihr blondes Haar zurückgesteckt und sah sehr jung aus. Carters Gesicht zeigte eine Spur von Zynismus und Verlegenheit, als ich ihr einen Kuß gab. Dann gingen wir.
Der »Raumhafen« war ein willkürlich abgestecktes Eisgebiet, und der Turm war eine Plastikkonstruktion, die etwa fünfzig Meter hoch in die giftige Atmosphäre ragte.
In dem halbkugeligen durchsichtigen Raum an seiner Spitze saßen zwei Männer, von denen einer Kopfhörer trug.
Der zweite begrüßte uns.
»Bis jetzt haben wir noch keine Verbindung mit ihnen, Mr. Carter, obwohl sie schon innerhalb des Morsebereiches sind. Ich möchte sagen, daß sie sich jetzt sogar schon innerhalb des Sprechbereiches befinden.«
»Ruhig, jetzt kriege ich was herein«, unterbrach ihn der Mann mit den Kopfhörern.
Er knipste einen Hebel herunter und schaltete den Lautsprecher an der Wand ein. Durch das Knattern und Pfeifen der Statik hörte man die Stimme eines Mannes.
»… Siedlung. Hallo Morgan Siedlung. Hier Raumschiff Pax Republica. Raum – wieder Knistern – republica bittet um Landeerlaubnis mit einhundertzwanzig Flüchtlingen von der Erde. Wir bitten…«
Dagmars Schrei übertönte die Wiederholung der Meldung. Sie begann mich aufgeregt zu schütteln und rief dabei eine Menge unzusammenhängendes Zeug. »Wir brauchen nicht zurück!« und »Ich habe gleich gesagt, daß es kein Kriegsschiff sein kann!« und ähnliches.
Die Anspannung meiner Nerven ließ nach.
»Sie werden in ungefähr zehn oder zwölf Stunden hier sein, nehme ich an«, sagte der zweite Funker.
Dagmar und ich sahen uns einen Augenblick wortlos an. Dann gingen wir die lange Treppe wieder hinunter. Ungefähr auf der Hälfte der Stufen befand sich ein Treppenabsatz mit einem großen Fenster, das über das zerfurchte und zerklüftete Eis hinausblickte. Hier blieben wir stehen.
WÄHREND ich hinaussah in den Sonnenuntergang auf einer Eiswelt, kreisten meine Gedanken noch einmal um die Ereignisse der letzten Stunden. Hier würde ich für etwas arbeiten können, an das ich glaubte und das mir teuer war, wenn ich es auch im stillen tun mußte, und nicht unter Fanfarenklängen. Aber ich hatte den Prunk und den Glanz zur Genüge gekannt, und ich würde ihn nicht vermissen.
Seit ich im Alter von achtzehn Jahren – gerade vor dem Sturz der vierten Monarchie – meine politische Laufbahn begonnen hatte, hatte ich vielen Parteien angehört und viele Meinungen vertreten. Damals war ich ein Anhänger des Friedens, der vor Blut und Gewalt zurückgeschreckt war, aber wie die meisten, war ich mir des Verfalls der Zeiten bewußt gewesen, und als sich die Chance bot, den Cäsar zu spielen, hatte ich sie genützt. Mein Imperium aber war eine Totgeburt, und die Planeten fielen zurück in die Barbarei. Aber hier draußen, jenseits des Machtkrieges von Heerführern und Piraten, würde ich einer neuen Zivilisation dienen können.
Es war ein isolierter Außenposten, dessen Bewohner jeden Tag um ihr Leben kämpfen mußten, aber das machte sie hart und gesund, und wenn sie eines Tages wieder die Verbindung mit den Inneren Planeten aufnehmen würden, würden sie auch diese gesunden lassen.
Dagmar wandte ihren Blick von den glitzernden Eisschründen, die so hell und strahlend unter dem blau-schwarzen Himmel lagen, und unsere Blicke trafen sich.
Es würde eine karge Welt sein, in der unsere Kinder aufwachsen würden, aber eine Welt, die die Hoffnung kannte und die Befriedigung, die von der Erfüllung einer Aufgabe kommt.
Hier würde auch ich meine Erfüllung finden. Hier
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