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Galaxis Science Fiction Bd. 04

Galaxis Science Fiction Bd. 04

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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überleben würde, so würden ihre augenblicklichen Bewohner dennoch weiterziehen. Eine andere Art von Arbeitern würde von der Erde importiert werden, zahmere, ruhigere Leute, die dann der Routinearbeit in einer gut organisierten Pittko-Kolonie nachgehen würden, natürlich zu einem beträchtlich niedrigeren Lohn.
    Die Leute drüben bei Pittko schlugen hier keine Wurzeln, und sie wollten auch keine schlagen. Unter all den weithin verstreuten menschlichen Siedlungen auf dem Mars war Sun Lake die einzige, deren Mitglieder glaubten, daß es der Mensch eines Tages schaffen würde, diesen fremden Boden zu seiner natürlichen Heimat zu machen.
    Tony Hellman hatte eine Religion. Es war die Hoffnung, daß er diesen Tag noch erleben würde. Daß er sehen würde, wie sie die Nabelschnur, die sie jetzt noch mit der Erde verband, endgültig und für alle Zeiten zerschneiden würden. Denn die Erde war eine schlechte Mutter.
    Er legte den Rest des Weges in düsteren Gedanken zurück, bis ihm plötzlich einfiel, daß er ja heute abend bei Anna zum Essen eingeladen war. Das heiterte ihn beträchtlich auf, und er beschleunigte seine Schritte.
    Wenigstens heute abend, nahm er sich vor, wollte er versuchen, all die Sorgen der letzten beiden Tage zu vergessen.
    Anna wartete schon vor ihrer Tür auf ihn, als er ankam. Sie hielt sie für ihn offen und schaute ihm zu, während er sich müde in einen Stuhl fallen ließ.
    »Du brauchst etwas zu trinken«, sagte sie.
    Er grinste sie an. »Vielleicht ein Glas unseren guten, künstlich mit Vitaminen angereicherten synthetischen Orangensaftes, was?«
    Wortlos verschwand sie hinter dem Vorhang, der ihre Kochnische vor neugierigen Blicken verbarg. Vielleicht, dachte Tony, ist es das, was ihr Zimmer so gemütlich, so anders macht. Die übrigen Kolonisten geben sich nicht die Mühe, die Küche vom Wohnraum abzuteilen.
    Einen Augenblick später kam sie wieder hervor. Sie hielt zwei langstielige Gläser in der Hund.
    Eines davon gab sie Tony, und Ehrfurcht und Überraschung malten sich in seinem Gesicht, als er den ersten Schluck genommen hatte. Er schaute sie über den Rand des Glases fragend an.
    »Von den Kandros.« Sie lächelte ihm zu. »Polly muß ihn bestellt haben, als sie knapp drei Monate schwanger war, bloß um ihn rechtzeitig hier zu haben.«
    »Richtiger Wein«, sagte Tony andächtig und nahm noch einen Schluck. »Richtiger alter abgelagerter Wein. Wie konnten sie sich das leisten?«
    »Von hier aus natürlich nicht«, sagte Anna. »Aber sie besitzen noch Verwandte auf der Erde. Und sie sind nicht die einzigen, die noch eine kleine Geldreserve auf der Erde zurückgelassen haben, für den Fall der Fälle.«
    Der Arzt sah auf. »Woher weißt du das? Wie erfährst du diese Dinge?«
    »Man nennt es wohl – weibliche Intuition«, lächelte sie und zuckte dabei mit den Schultern. »Die sagt mir übrigens jetzt, daß das Abendessen kalt wird, wenn ich es nicht sofort serviere.«
    Wie gewöhnlich hatte sie den Tisch vor dem großen Fenster gedeckt. Tony nahm seinen Platz ein und schaute einen Moment hinaus durch die dichter werdende Dämmerung auf Lacus Solis. Das alte Ozeanbett sah jetzt aus wie ein schwarzer Samtteppich, über den man eine Million kleiner glitzernder Edelsteine ausgestreut hatte.
    Der Doktor schaute versunken hinaus, bis Anna die dampfende Schüssel vor ihm niedersetzte.
    Das Abendessen wirkte Wunder. Tony merkte, daß er wirklich hungrig gewesen war. Als er den letzten Bissen gegessen hatte, kippte er seinen Stuhl gegen die Wand, streckte genießerisch seine Beine aus und klemmte sich die leere Pfeife zwischen die Zähne.
    »Jedenfalls«, so sagte er, »wir haben noch Zeit.« Sie hatten sich über Bells Drohung unterhalten.
    Anna fragte mit ernster Stimme: »Glaubst du, daß er uns davonjagen kann?«
    Er machte eine etwas übertrieben wegwerfende Geste mit der Hand. »Vermutlich nicht. Es gibt noch so viele Möglichkeiten. Vielleicht hat auch jemand aus Pittko das Zeug. Sie sind in unserer Nähe. Aber nein«, – er richtete seinen Stuhl auf – »Ed Nealey würde sicher keinen solchen Fehler machen. Er hat den Bluthund geführt, und Ed ist ein gewissenhafter Bursche, auf den man sich verlassen kann. Mache dir trotzdem keine Sorgen. Wir haben noch zwei Wochen, bis die Rakete kommt, dann noch eine Woche, bis wir verladen haben müssen. Bis dahin wird sich schon eine Lösung finden. Wir schicken O’Donnel nach Marsport. Wenn es im Gesetz ein Loch gibt, durch das wir

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