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Galaxis Science Fiction Bd. 06

Galaxis Science Fiction Bd. 06

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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nicht daran, daß diese kleinsten Bausteine der Natur unheimliche Kräfte und Energien beherbergen könnten. Daß das Atom wirklich nicht unteilbar war und daß seine Teilung Energie freisetzte, wurde während des Jahrzehnts von 1896 bis 1906 bekannt. Ungefähr zehn Jahre danach begann Sir Arthur Eddington, der berühmte englische Astrophysiker, seine theoretischen Arbeiten über das Innere der Sterne. An fast jedem Punkt seiner Überlegungen wurde er jedoch durch fehlende Kenntnisse über das Verhalten der Atome behindert.
    Schließlich mußte er bekennen, daß er zwar ursprünglich beabsichtigt hatte, sich nur mit dem Innern der Sterne zu beschäftigen, daß er sich aber dann bei Untersuchungen über das Innere der Atome wiederfand.
    Dieser allem Anschein nach nicht zur Sache gehörende Umweg brachte jedoch dann die Lösung des ganzen Problems.
    Man hatte inzwischen im Laboratorium herausgefunden, daß gewisse schwere Elemente wie Uranium, Polonium, Thorium und Radium in leichtere Elemente zerfielen und dabei Energie freigaben. Der radioaktive Zerfall und seine Geschwindigkeit schienen jedoch unabänderlich festgelegt und durch nichts beeinflußbar zu sein. Er blieb der gleiche in der kältesten Kältekammer, und er veränderte sich auch nicht unter großer Hitze. Er ließ sich weder durch elektrischen Strom noch durch Magnetfelder beeinflussen.
    Im Jahre 1919 gelang es dann jedoch Ernest Rutherford, ein Stickstoffatom zu spalten. Er eröffnete damit völlig neue Ausblicke. Man hatte auf den radioaktiven Zerfall weder durch Elektrizität noch durch Hitze einwirken können. Vielleicht aber – so dachte man jetzt – waren bloß die Hitze nicht groß genug und der elektrische Stromstoß nicht mächtig genug gewesen.
    Zehn Jahre nach Rutherford wagten zwei junge Physiker – Robert Atkinson und Fritz Houtermans – zum ersten Male eine entsprechende Behauptung aufzustellen – nämlich daß der Kern eines Atoms angegriffen werden könnte, wenn es nur heiß genug wäre. Damals war es eine verhältnismäßig neue Erkenntnis, daß unter den Bedingungen extremer Hitze auch noch etwas anderes mit den Atomen geschehen kann.
    Unter normalen Umständen – also Temperaturen von Zimmerwärme bis zur Hitze geschmolzenen Stahls und noch darüber hinaus – ist ein Atomkern von einem Ring um diesen Kern wirbelnder Elektronen umgeben. Vereinfacht gesagt, nahm man damals an, daß diese Elektronen eine Art federndes Polsters um den Atomkern bildeten, das bei einem Zusammenstoß zweier Atome das Schlimmste verhütete, indem es die beiden Atome einfach wieder auseinander schleuderte. Die beiden Atomkerne blieben also völlig unberührt.
    Sobald aber die Temperaturen höher anstiegen, würden diese Elektronen nacheinander vom Kern »abgestreift« werden, und bei extrem hohen Temperaturen würde dann der Kern völlig bloß daliegen. Gleichzeitig wurde ihre Bewegungsgeschwindigkeit beträchtlich erhöht. Im Innern eines Sterns gab es also »nackte Kerne«, die mit unheimlicher Geschwindigkeit umherrasten.
    Unter diesen Umständen schien es möglich – sogar wahrscheinlich – daß die Atomkerne miteinander zusammenstoßen und irgendwie beeinflußt werden könnten. Aber im Jahre 1929 konnte man noch nicht mehr sagen, außer eben dieser allgemeinen Feststellung, daß thermonukleare Reaktionen – Kernprozesse – möglich sein dürften. Einzelheiten waren noch nicht bekannt.
    LESEN Sie heute populärwissenschaftliche Artikel über Atomenergie, dann können Sie leicht den Eindruck gewinnen, daß alles mit der zufälligen Entdeckung der Kernspaltung durch Hahn und Straßmann begann, und daß – nachdem diese Entdeckung in der Atombombe ihre praktische Anwendung gefunden hatte – sich die Wissenschaftler anschließend den Kopf über die Kernverschmelzung leichter Atome zu zerbrechen begannen und schließlich die Wasserstoffbombe erfanden.
    Historisch gesehen, ist diese Schilderung jedoch nicht korrekt. Noch bevor es bekannt war, daß sich schwere Elemente wie Uran spalten ließen, sprachen die Wissenschaftler schon über die Erzeugung atomarer Energie durch Kernverschmelzung. Sie sprachen allerdings nicht davon, daß sie diese Möglichkeit selbst wahrnehmen wollten. Sie sprachen davon als von einem wahrscheinlichen Prozeß, der sich im Innern der Sterne abspielte.
    Ein möglicher Kernprozeß schien die Verschmelzung eines Lithiumkerns und eines Wasserstoffkerns zu einem Heliumkern zu sein. In unserer Sonne allerdings konnte dieser Prozeß

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