Galaxis Science Fiction Bd. 07
Sessel sinken.
»Major, was soll das bedeuten?« mischte sich Vize-Commander Wood ärgerlich ein. »Sind Sie betrunken, oder –« Er erblickte den Strahler in Halls Faust. »Ist etwas passiert?«
Beunruhigt kam Leutnant Friendly herüber und legte beschwichtigend seine Hand auf Halls Schulter. »Was ist los? Was ist geschehen?«
»Kommen Sie mit ins Labor 3.«
»Haben Sie etwas gefunden?« Der Leutnant studierte prüfend das maskenhafte Gesicht seines Freundes. »Los, reden Sie doch endlich, Mensch!«
»Kommen Sie!« Hall ging den Korridor hinunter, und Friendly mußte wohl oder übel folgen. Als sie am Labor angekommen waren, drückte Hall die Tür vorsichtig auf und schaute durch den Spalt. Erst dann trat er ein.
»Was ist denn passiert?« fragte Friendly zum dritten Male.
»Mein Mikroskop.«»Ihr Mikroskop? Was ist damit?« Friendly machte die Tür zu. »Es steht nicht an seinem Platz. Wo ist es?«
»Es ist weg.«
»Weg? Wohin?«
»Ich habe es zerschossen.«
»Sie haben es zerschossen?« Leutnant Friendly schaute den Major verblüfft an. »Ich verstehe nicht. Warum denn?«
Halls Mund öffnete sich und schloß sich wieder, aber kein Laut drang über seine Lippen.
»He, was ist mit Ihnen? Fühlen Sie sich nicht wohl?« fragte Friendly besorgt. Dann bückte er sich und hob einen schwarzen Plastikkasten aus einem Regal unter dem Tisch. »Sollte das mit dem Mikroskop ein Witz sein?«
Er nahm das Mikroskop aus dem Kasten heraus. »Was meinten Sie damit – Sie haben es zerschossen? Hier ist es ja – da, wo es hingehört. Jetzt erzählen Sie endlich. Haben Sie etwas entdeckt? Einen Bazillus? Giftig? Oder sogar tödlich?«
Hall näherte sich langsam dem Mikroskop. Es war wirklich sein Gerat. Dort befand sich die kleine Schramme – genau über der Feineinstellschraube, – und eine der beiden Klammern für den Objektträger war leicht verbogen. Zögernd berührte er es mit der Hand.
Vor knapp fünf Minuten hatte dieses selbe Mikroskop versucht, ihn umzubringen. Und er wußte genau, daß er es danach in jetzt nicht mehr sichtbare Metallpartikelchen zerschossen hatte.
»Ich würde mich mal untersuchen lassen«, sagte Friendly teilnahmsvoll. »Das sieht mir wie ein Posttrauma aus, oder noch schlimmer.«
»Vielleicht haben Sie recht«, murmelte Hall.
DER Robot Psychotester summte, während er die aufgenommenen Daten in seinem Innern verarbeitete. Endlich wechselten seine farbigen Kontrollämpchen von rot zu grün.
»Nun, was ist?« fragte Hall.
»Ernste Störung. Der Instabilitätsindex zeigt über zehn.«
»Das liegt über der Gefahrenmarke?«
»Ja, die Marke liegt bei acht. Zehn ist ungewöhnlich, besonders bei einem Mann wie Ihnen. Sie haben gewöhnlich eine Vier.«
Hall nickte müde. »Ja, ich weiß.«
»Wenn Sie mir mehr Anhaltspunkte geben könnten?«
Hall schob das Kinn vor. »Ich kann nicht mehr sagen, als ich bis jetzt gesagt habe.«
»Es ist illegal, während eines Psychotestes wichtige Angaben zu verschweigen«, sagte die Maschine. »Sie entstellen dadurch absichtlich das Ergebnis meiner Untersuchung.«
Hall stand auf. »Ich kann nicht mehr sagen.« Er schaltete den Robot aus.
Er ging in sein Quartier zurück. Sein Kopf schwirrte. Wurde er verrückt? Aber er hatte mit seinem Strahler wirklich etwas abgeschossen. Und danach hatte er die Atmosphäre im Labor geprüft und in der Luft schwebende Metallpartikelchen gefunden, besonders konzentriert in der Nähe des Platzes, wo er das Mikroskop zerschossen zu haben glaubte.
Aber wie war so etwas überhaupt möglich? Ein Mikroskop, das plötzlich lebendig wurde und einen Menschen erwürgen wollte?
Jedenfalls hatte es Friendly später völlig unbeschädigt aus seinem Kasten gezogen. Aber wie war es in den Kasten gekommen? Hall konnte sich nicht erinnern, es da hineingelegt zu haben.
Er zog seine Uniform aus und ging unter die Dusche. Während das warme Wasser über seinen Körper rann, meditierte er weiter. Der Psychotest hatte ihm gezeigt, daß sein Verstand wirklich einem tüchtigen Schock ausgesetzt gewesen war. War das nun das Ergebnis oder die Ursache seines Erlebnisses. Er hatte Friendly darüber erzählen wollen, aber dann hatte er es doch nicht getan. Wie konnte er erwarten, daß jemand einer solch unwahrscheinlichen Geschichte Glauben schenke würde?
Er drehte das Wasser ab und griff nach einem der Handtücher, die auf dem Ständer neben der Tür hingen.
Das Handtuch wickelte sich um sein Handgelenk – zog ihn gegen die Wand.
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